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Re: Es ist Wahlkampf ...



> 
> Olaf Boos <blue@tarigon.de> at 1998.06.20 01:37:
> 
> >Generell, ja. Was ist denn der Effekt dabei? Publicity fuer diese
> >Seiten, sonst nichts. Was soll so eine Indizierung denn auch
> >bringen? Indem man z.B. die Zuendel-Seiten als 'Etwas verbotenes'
> >bezeichnet, wird sie doch gerade erst richtig interessant.
> 
> Wuerde das stimmen, waere Mein Kampf ein Bestseller.

Nicht alles, was hinkt, ist auch ein Vergleich. "Mein Kampf" ist ein 
Waelzer von mehreren 100 Seiten, in einer kruden Ausdrucksform - das
lesen noch nicht mal die Glatzen, die Adolf zu ihrem Papi ernannt haben.
Destilliere das Gedankengut in wenige anklickbare Seiten im Web, und
es wird ein Bestseller. Keine Sorge, Du brauchst das nicht zu tun, da war
schon jemand schneller: sein Name ist Zuendel.

> Wenn man den Zugang erschwert, wird die Verbreitung behindert. Das ist 
> ganz einfach so. Auf jeden neugierigen, der dadurch erst richtig 
> angespornt wird, kommen tausend, die eingeschuechtert sind oder das 
> indizierte Angebot einfach aus dem Radar verlieren. Warum sind solche 
> einfachen Effekte, die jeder aus der taeglichen Anschauung kennt, so 
> schwer einzusehen?

Weil gesellschaftliche und auch biologisch-oekologische Systeme erstens
extrem lange Latenzzeiten haben und zweitens ueblicherweise nicht einem 
simplen Ursache-Wirkungs-Prinzip unterliegen, sondern komplizierte
Kausalzusammenhaenge aufweisen, bei denen sich Faktoren in zum Zeitpunkt
der Ursache unbekannter Weise verstaerken, abschwaechen, kombinieren, oder
sogar die Existenz von Einflussfaktoren und Abhaengigkeiten noch nicht
mal bekannt sind. 

Das ist kein Computer, den man mit einem Bit fuettert und der darauf dann in
bestimmter Weise reagiert. Man kann nicht simplizistisch einfach mal das
Bit "Zensur" einschalten und hat schon das Problem Nazis im Internet oder
auch Bilder im Usenet abgeschaltet. Bei der Masse an Gesetzen, die wir
haben, muessten wir demnach schon laengst friedlich wie Goldfische im Glas
sein. Sozio-Heisenberg: Du kannst nicht gleichzeitig die Gesellschaft 
verbessern und kontrollieren: indem Du etwas abaenderst, veraenderst Du
die Voraussetzungen und die erhoffte Wirkung verwandelt sich in etwas ganz
anderes.

> >Zugriffszahlen bestaetigen es - sogar soweit, dass sich Zuendel
> >bei der Nolte ausfuehrlich fuer diese Publicity bedankte.
> 
> Belege bitte. Und zwar nicht fuer ein Strohfeuer, sondern fuer 
> nachhaltige Effekte.

Jedes Thema hat eine Halbwertszeit; das ist jedem Journalisten ein Begriff.
So gesehen ist alles erst mal ein Strohfeuer. Nachhaltige Wirkungen lassen
sich nur nach langer Zeit nachweisen, meist, wenn es zu spaet ist.

-- 
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