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Re: Es ist kein Kindernet



On Mon, 22 Jun 1998, Markus Fleck wrote:

> Tja. Und welche praktische Konsequenz ziehen wir daraus?
> 
> Wenn es in diesem Falle so laeuft, wie es "heutzutage" im
> Bereich der Medien bevorzugt laeuft, naemlich bequem, dann
> wird "Medienkompetenz" bezueglich des Internet genauso
> ein leeres Schlagwort bleiben wie beim Fernsehen.

"Terror folgt aus Dummheit" titulierte Wau kuerzlich.  Das war auch genau
mein Punkt:  wenn die Menschen zu bequem (ochlokratisch) sind, zerstoeren
sie sich so oder so ihre Freiheit.  Dann ist Pornoverbot eventuell ein
vertretbarer Kompromiss *zugunsten* der Freiheit.   Deshalb moechte ich
mich auch nicht fuer totale Informationsfreiheit sondern fuer oeffentlich
gefoerderte freie Information und Aufklaerung einsetzen, und fuer Reformen
des Internet, die ein besseres Informationsangebot beguenstigen (z.B.
saugerseitige Finanzierung, Strassenmusikmodell). 
 
> Konsequenz: der Jugendschutz wird aufgegeben, weil die
> "Verantwortung" von einer Stelle zur anderen geschoben
> wird. Das fatale daran ist, dass dann alle an alles dran
> koennen, *ohne* rechteitig damit umzugehen gelernt zu haben.

Genau dies irritiert an der "Free-Usenet-Argumentation".  Sich dieser
Verantwortungsabwaelzerei, die oft mit widerlich billigen Argumenten
("Standort Deutschland", "Befehl aus der amerikanischen
Compuservezentrale") daherkommt, gegen die Meinung von Gutachtern
widersetzt zu haben, wird vielleicht als Heldentat fuer Hubbert
stehenbleiben.  
 
> Es ist nicht so, dass ich anderen Leuten irgendetwas
> verbieten moechte. Aber ich habe ein bestimmtes Ideal,
> und die Rueckentwicklung zum "Kleinhirnmenschen" gehoert
> nicht dazu. Und um einen "produktiven" Umgang mit dem
> Netz zu unterstuetzen (soweit das bei der beschraenkten
> kommunikativen Bandbreite ueberhaupt geht), moechte ich
> lieber sinnvolle Projekte unterstuetzen, als Provider in
> Schutz zu nehmen, die Newsgruppen fuehren, die offensichtlich
> dazu gedacht sind, Kinderpronos zu transportieren.
> 
> Anders gesagt: Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, aber
> auf dem Altar der Meinungsfreiheit darf man die Menschen-
> wuerde (=die Achtung der Mitmenschen) nicht opfern.

Vielen Dank!  So gut konnte ich es bisher nicht ausdruecken.

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8