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Steinhöfel / Spendenaktion?




hab ich gerade gefunden - diese spendenaktion, is das seriös oder
geschickte gaunerei? <g>

Viele Grüße vom
\/\/aldbär©


http://www.intern.de/98/13/03.shtml:

Schlappe für Steinhöfel

Schon seit vielen Monaten müssen wir immer wieder über Fälle berichten, bei
denen sich die Topware AG Mannheim gerichtlich gegen Domainbesitzer zur
Wehr setzt.

VORGESCHICHTE

Die Serie begann bereits im vergangenen Jahr, als der Topware-Anwalt
Joachim Steinhöfel über 60 Domainbesitzer mit einer Abmahnungswelle
überzog, weil ihr Domainnamen mit der Zeichenfolge "d-" begann.
(http://www.intern.de/97/22/01.shtml)

Aber auch andere Domainbesitzer mußten um ihr Eigentum fürchten. So erhielt
der Programmierer Michael Best Anfang des Jahres eine strafbewährte
Unterlassungserklärung von dem Topware-Anwalt, in der er zur Herausgabe des
Domainnamens emergency.de aufgefordert wurde.
(http://www.intern.de/98/05/01.shtml)

Aus diesem Vorfall entwickelte sich inzwischen eine der bekanntesten
Domainstreitigkeiten Deutschlands.
Der Grund: Michael Best wurde in einem weiteren Verfahren wegen eines Links
verurteilt, den er auf eine Site gelegt hatte, auf der man in unschöner
Weise über den Hamburger Anwalt berichtete.
(http://www.intern.de/98/11/01.shtml)

Der als Auslöser dienende Fall emergency.de wurde aber ungeachtet dieses
Verfahrens vom Landgericht  Hamburg verhandelt, bei dem der Anwalt seine
Klage eingereicht hatte.


TOPWARE-KLAGE ABGEWIESEN

Dieses Gericht entschied nun am 10. Juni im Sinne des Domainbesitzers: Eine
zuvor erlassene einstweilige Verfügung gegen Michael Best wurde aufgehoben
und die Topware-Klage abgewiesen. Das Urteil und seine Begründung dürfte
vielen Internet-Kennern Deutschlands gefallen, die in den Topware-Angriffen
ein ungerechtfertigtes Vorgehen sahen.

Besonders interessant scheint dabei, daß sich in diesem Verfahren die
urteilende Kammer als erfreulich internetkundig erwies.

So wird zum Beispiel das Argument Joachim Steinhöfels, der Begriff
"Emergency" habe aufgrund der hohen Zugriffszahlen auf die Seiten der
Topware AG Verkehrsgeltung erlangt, dadurch entkräftigt, daß bei der Angabe
der Zahlen nicht erwähnt wurde, ob es sich um Hits oder um Visits handelte.
Dies erscheint als löbliche Ausnahme, betrachtet man die in der jüngsten
Vergangenheit gefällten Urteile, wie etwa das gegen den ehemaligen
CompuServe-Chef Felix-Somm.

Sobald das Urteil rechtskräftig wird, darf Michael Best nun also wieder
seine eigene Domain benutzen und muß nicht mehr auf die IP-Adresse seines
Rechners zurückgreifen.

                       http://194.95.131.196/
                       http://www.emergency.de/


DER SCHADEN BLEIBT

Doch ein Wermutstropfen bleibt: Auch wenn der Domainbesitzer jetzt sein
Recht erhalten hat, so hat man ihm doch fast ein halbes Jahr seiner Zeit
genommen. In einem schnelllebigen Medium wie dem Internet eine wahre
Ewigkeit. Und auch das für ihn vernichtende Urteil aus dem Link-Verfahren -
das vermutlich nur vor dem Hintergrund des jetzt gewonnenen Verfahrens zu
sehen ist - wird ihn noch einige Zeit beschäftigen.

Michael Best hat sich zwar inzwischen dazu entschieden, gegen das Urteil in
Berufung zu gehen, doch die hohen Kosten des Verfahrens und die nicht
unbedingt rosigen Aussichten auf Erfolg dürften diesen Weg nicht gerade
leicht machen.


SPENDENAKTION ERFOLGREICH

Auch die anläßlich des Link-Urteils ins Leben gerufene Aktion Freedom for
Links, die mit einem Spendenaufruf versucht das Prozeßrisiko zu minimieren,
kann da nicht allzuviel helfen.

                       http://everyday.to/freedomlinks/aktuell.html

Zwar waren bis zum 23.6.98 bereits 5170.- DM eingegangen und weitere
angekündigte Spenden machen es wahrscheinlich, daß auch der Gesamtbetrag
von 8.000.- DM (vorauss. Prozeßkosten) gesammelt werden kann. Doch die
Tatsache, daß der Verurteilte mit seinem damaligen Link wirklich einen
Fehler gemacht hatte, bleibt bestehen.

Und Anwalt Steinhöfel nutzt die Gelegenheit inzwischen für weitere
Publicity in eigener Sache. In einer Pressemitteilung, die in den
vergangenen Tagen an mehrere Redaktionen gegangen ist, macht er sich über
die Spendenaktion und die Empörung der deutschen Internetgemeinde lustig:
"Peinlich, daß den meisten Schreihälsen ihr Bier für die WM offenbar
wichtiger war als eine Spende".