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mittlerfreie Individualkommunikation?



> >d.h. Internet-Account nur ab 18 (oder Mitbenutzung bei Eltern/Lehrern)?
> >Pflicht des Providers, das Alter des Accountinhabers zu pruefen?
> 
> Unsinn. Mit _wem_ schliesst der Provider Vetraege ab? Doch wohl nur mit
> voll geschaeftsfaehigen Personen. Bei Jugendlichen unterschreibt der
> Erziehungsberechtigte. _Die_ sollen sich mal um ihre Baelger kuemmern.

Mit wem schliesst der Kiosk an der Ecke Vertraege ab?  Bekommen nur voll
geschaeftsfaehige Personen Bonbons?  Soll der Internetzugang nun, was den
Jugendschutz betrifft, wie ein Kiosk oder wie ein Pornokino behandelt
werden? 

Du scheinst antworten zu wollen:  Wir Zugangsanbieter wollen alle Rechte
und Freiheiten des Pornokinobetreibers aber nur die Pflichten des
Kioskbetreibers.  Das kann nicht klappen.

Noch ein anderes Problem:  Selbst wenn wir das Internet als Pornokino
betrachten und Jugendlichen den Zutritt verwehren, sind wir den Aerger mit
den illegalen Inhalten nicht los.  Die sind ja nicht nur
jugendgefaehrdend.  Den Provider als Anbieter "mittlerfreier
Individualkommunikation" (L.Donnerhacke) zu definieren und alle
Verantwortung den Urhebern zuzuweisen, ist auch ein schwer zu haltender
Standpunkt, denn

(1) es geht meist um oeffentlich abrufbare Information, also allenfalls
    "mittlerfreie Massenkommunikation"
(2) "Mittlung" ist moeglich und wird von T-Online u.a. praktiziert (wenn
    auch dafuer
    ein hoher Preis zu zahlen ist und viele Mechanismen veralten, bevor
    sie juristisch kodifiziert sind, vgl. die durch Entwicklung der
    Informationstechnik ad absurdum gefuehrten amerikanischen
    Exportbeschraenkungen betr Kryptographie und Supercomputer)

Mein Vorschlag war daher, die Juristen in die Tuecken der
Mittlung/Zensur zu involvieren, statt ihnen auf juristischer Ebene
Gegenargumente zu bieten, die sie mit Leichtigkeit niederschmettern und
sogar als einen Angriff verantwortungsloser Laien auf wichtige
Rechtsgueter sehen und daher aus Ueberzeugung bekaempfen.

Wichtig ist es m.E., dass die Juristen fuer die von Ihnen verursachten
technischen Schwierigkeiten geradestehen muessen und diese nicht an
die Provider abwaelzen duerfen.

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8