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Zetern und zensieren



maro:
(...)
>Das Internet ist ein _Sozialsystem_ - also: weder ein Subjekt noch eine

ersetze "ist" durch "kann betrachtet werden als".

>biologische Lebensform - das sich tatsaechlich zu einem guten Anteil
>autonom differenziert. Eine solche Theorie in einem ersten bescheidenen
>Ansatz zu formulieren habe ich versucht in:
>Rost, Martin, 1997: Anmerkungen zu einer Soziologie des
>Internet; in: Gräf, Lorenz/ Krajewski, Markus (Hrsg.), 1997:
>Soziologie des Internet. Handeln im elektronischen Web-Werk,
>Frankfurt am Main: Campus
>Text: http://www.netuse.de/~maro/mr_sdi.html

Den Text habe ich vor vier Stunden in einer Suchmaschine
gefunden, als ich nach einem Bild einer Muschel suchte. Btw:
die SDI "Krieg-dem-Stern"-Benennung amuesierte mich.

Inwieweit "die Netze" sich zu einer Lebensform entwickelt
und auf welchem Stadium sie sich befindet, ist - das
entnehme ich Deinen Aeusserungen - zwischen uns strittig.
Ich betrachte derzeit die "Quallitaet" der Netze.

(...)
>(BTW: Huebsch, wie Du mit einer betoerenden Konsequenz umstandslos in
>die typische Differenz gesund/krank hineingeraetst, unter der die
>Diskussionen des 19. Jahrhunderts gefuehrt wurden. Abweichung war damals
>gleichbedeutend mit krank, heute gilt die Abweichung DER Strukturbildner
>unter order-from-noise-Bedingungen.)

Huebsch, wie betoerend typisch Du vereinfachst.
Ich habe die Texte um das Sozialistische Patientenkollektiv
"damals" genau gelesen. Ich bin froh, dass unsere Gesellschaft
in den letzten 25 Jahren beim Krankheitsbegriff einige
Uebel abgestreift hat, gegen die Huber und Co ankaempften.

Nicht zuletzt deshalb stand ich dem Begriff des "Stoerers"
aufgeschlossen gegenueber - im Geleitwort zur Hackerbibel
war der "Stoerer" fuer mich das positive Bild, das die
Halbleitereffekte ueberhaupt ermoeglicht ;-)

>An der Unbeirrbarkeit beim Anspruch auf triviale Abbildung von einer
>Struktur in der anderen bemisst sich der Grad des politischen
>Konservatismus.

ACK.
Aber mit lautem Puff in andere Richtung geschossen.

Ich bemuehe mich, meine Irrtuemer zu reflektieren.
Genau deshalb geht mir zB linke Geschichtslosigkeit
des CL mit der Angst vor deren eigenen Postings auf
den Keks. Ich moechte meine Irrtuemer von vor 12 oder
mehr Jahren nachlesen koennen und habe keine Angst
davor, dass das andere auch koennten - im Gegenteil:
ich glaube daran, dass sich aus Fehlern lernen laesst.
Nicht immer, aber doch.

Triviale Abbildungen sind hilfreich und wichtig.
An der Stelle gehen mir gewisse Soziologen auf den
Keks, die wortgewaltig Nichts sagen und meinen,
damit sei Alles gesagt.

Wer nicht weiter weiss als "wir wissen, dass wir
nichts wissen", ist IMHO eine Wuestenameise de Luxe.

"In Wirklichkeit muss das alles ganz einfach sein" sage
ich mir jedesmal, wenn ich irgendein Geraet zerlege,
"denn es wird ja in Gross-Serie hergestellt".

So gehe ich auch an die Gesellschaft heran.
Die Frechheit bei der Vereinfachung ersetzt nicht die
Muehen bei den Details. Da kann man daneben liegen.

Auf soziologische Tiefschuerfungen murxistischer
Theorie-Kleinkraemer die - eine Fusselnote der
Geschichte - um 1972 darueber stritten,
ob Kaufhausangestellte, die "nur" in der Distribution
arbeiten, zum Proletariat gehoeren oder nicht,
habe ich mich jedoch schon damals nicht allzu
lange eingelassen.

Ganz banal hat die "Gruppe Gruener Gummihammer",
zu der ich damals in Marburg gehoerte, lieber
gemeinsam gekocht als diese Theorien zu veruntiefen.

Es gibt viele Dinge, wo ich lieber weiter zurueck gehe
als nach vorne. So ist mir die Dreiteilung von Considerant,
dem Autor des Demokratischen Manifests, noch heute
wichtig. Er unterschied Arbeit, Kapital und Talente und
hatte damit einen Informationsbegriff, den IMHO der olle
Kalle und der Fritze so nicht begriffen hatten - obwohl
deren Studien zum Komm. Manifest sehr viel ausgerechnet
mit Bibliotheken, Talentkonzentratlagern, zu tun hatten.

>des Geldes gemaess des Blutkreislaufs begriff oder Strassen als
>Nervenstraenge). Deswegen ist Waus Spekulation wenig originell.))

Im Unterschied zu irgendwelchen Wiesenschaftlern ist mein
Begehr nicht die blaue Blume der Originalitaet, sondern
Wissbegier und Freude am Begreifen. Das ist ein kollektiver
Akt und Dein Eingreifen ist da nett - danke.

Essentiell ist Fragen stellen und in Frage stellen
ebenso wie Aufbauen und Umhauen von
Gedankenkonstrukten wie LEGO-Steine.

Die Geist ist weiblich und der Idee maennlich.
Dass die deutsche Sprache da ebenso "irrt" wie bei
der Mondin und dem Sonnerich, kratzt mich nicht:
ich stelle das als Kloetzchen in die Denklandschaft.

Es gibt eine "kritische Masse" von Neuronen, die faehig
sind, Geist zu schaffen durch die formatierte Verschaltung
mit  Wegen, die sich aus und zu Erfahrung bahnten.
Es mag sein, dass dies in der Groessenordnung
Wuestenameise liegt; davon gehe ich derzeit aus.

Die Menge an Geist, die erforderlich ist, um eine Idee
zu gebaeren, die sich selbst betrachten kann, ist weit
hoeher. Auch die Idee, das Geschlecht von Mond und
Sonne umzudrehen, erfordert mehr, als eine
Qualle oder eine Muschel zu leisten vermag.

Hierzu verweise ich auf meinen Text EVAlutionstheorie.

Es scheint mir der geeignete Zeitpunkt, den Text
freizusetzen.

Zeterherum zensiereo:
Selbst wenn ich vom Lebewesen Netze schrieb,
bevor ich Keith Haring las auf

http://www.haring.com/haring/art/tec_fr2.htm

gebuehrt ihm die Ehre einer gewissen Originalitaet:

>The silicon computer chip has become the
>new life form. Eventually the only worth of
>man will be to service and serve the
>computer. Are we there?
>
>In a lot of ways we are. Computer banks
>control information that we are incapable of
>dealing with. Are we controlling computers,
>or are we merely helping them to control us?
>This is '1984' and it has been for the last ten
>years.

wau