- Subject: Hausdurchsuchungen in Bayern [dpa]
- From: pberger@bielefeld.netsurf.de (Patrick Berger)
- Date: Sat, 12 Sep 1998 14:08:18 GMT
- Newsgroups: de.org.ccc
- Xref: news.uni-X.net de.org.ccc:22658
München/dpa/Wiesbaden - Operation «flower» (Blume) - das ist der Name des neuesten Fahndungserfolges gegen Mitglieder der orga- nisierten Kriminalität im Internet. Heute, in den frühen Morgenstunden, wurden von der Internet Task Force des LKA Muenchen zeitgleich 35 Objekte im Freistaat Bayern durchsucht, und gegen 28 Personen Haft- befehl erlassen. Auf die Spur des Ringes kamen die Behörden mit Hilfe des Internet Providers 'IBM Global Network'. Die Computertechniker dort hatten festgestellt, daß eine gebührenfreie Zugangsnummer zu ihrem System, die eigentlich Wartungszwecken vorbehalten war, zunehmend durch unbekannte Personen genutzt wurde. Nach weiterer Ueberpruefung stellte sich heraus, dass ein Großteil der Personen mit gefaelschten Kreditkartennummern Zugang zum System erlangt hatte. Das daraufhin alarmierte BKA leitete eine Ueberwachung des Netz- werkverkehrs ein und stellte fest, dass die Telefonnummer ueber- wiegend fuer illegale Zwecke genutzt wurde, wobei sich die Taeter offenbar in anonymer Sicherheit glaubten. Polizei-Superintendent Helmut Kleinhuber sagte, mit Hilfe der Telekom sei es ein leichtes gewesen, die Identitaet der Taeter zu ermitteln. Stratatbestaende von Kinderpornographie-Handel ueber illegale Distribution komm- erzieller Software bis hin zu Einbruch in fremde Computersysteme wurden mit Hilfe des BKA analysiert. BKA-Sprecher Unger sagte, man habe es mit der unglaublichen Dreistigkeit der organisierten Kriminalitaet im Internet zu tun. <Nicht nur, dass diese Verbrechen überhaupt begangen werden, die Täter nutzen noch gebuehrenfreie Einwahlknoten grosser Internet Provider mit Hilfe gestohlener Kreditkarten.> Doch zuversichtlich wies Unger auf diesen sowie weitere aktuelle Fahndungserfolge gegen Kriminalitaet im Internet hin. <Noch haben die Taeter einen technischen Vorsprung, doch allein durch beschlagnahmte Hard- ware, holen die Behoerden in Riesenschritten auf.> Kritik an diesem Vorgehen wurde jedoch von Seite der SPD laut. Edmund Stoiber habe diese Aktion einen Tag vor der Landtags- wahl angeordnet, um den Wahlausgang dadurch zu seinen Gunsten zu beeinflußen. Diese Vorwürfe wurden aus der Muen- chner Staatskanzlei schon am Mittag dementiert, wenngleich Herr Stoiber gegenueber der FAZ zugeben musste, dass die Aktion in Bayern urspruenglich in Koordination mit den anderen Bundes- ländern fuer die nächste Woche geplant war, in Bayern jedoch aufgrund akuter Flucht- und Verdunkelungsgefahr dreier Haupt- verdächtiger vorgezogen werden musste. Die anderen Laender würden die Aktion aber in den naechsten Tagen nachholen, so Stoiber gegenueber der Frankfurter Allgemeinen Sonntags- zeitung. [dpa, 12.09.98, 15:13 Uhr]