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Re: [FYI] Der Kinderschutzbund vermeldet und fordert



Kristian Koehntopp:

> Zweck als diesen. WMF-Messer und AOL-Accounts sind nicht zum Töten
> gebaut und werden in der Regel auch nicht dazu eingesetzt. Das ist der
> substantielle Unterschied.

Ein Unterschied ist es schon, aber substantiell?  Die meisten
Schusswaffenkaeufer haben auch legitime Zwecke, und in den USA ist ihr
Recht auf die Waffe heilig.  Sowohl Schusswaffe als auch WMF-Messer als
auch AOL-Account eignen sich als Tatmittel fuer Leute, die gegen das
Gesetz verstossen wollen.  Die Polizei ist nun der Ansicht, dass sie im
Falle von Schusswaffen und AOL-Accounts (nicht im Falle von WMF-Messern)
besondere Vorkehrungen treffen muss, um die oeffentliche Ordnung
gewaehrleisten zu koennen.  Ebenso wie sie manchmal meint, Wohnungen
durchsuchen oder Telefone abhoeren zu muessen.  Damit dies im Falle des
Internet technisch sinnvoll (ohne unsinnige Kosten) moeglich ist, bedarf
es der Fuehrung von Logdateien.  Alles rein praktische Argumente. 
Betrachtungen ueber die Schuld des Schusswaffenkaeufers und die Unschuld
des AOL-Kunden tun da nichts zur Sache.   Es geht nicht um
die Rechte von Angeklagten sondern um die Gewaehrleistung von Sicherheit.
Allzu uebertrieben koennen die Vorstellungen der Polizei kaum sein, wenn
es stimmt, dass in Deutschland ein Moerder durchschnittlich mit 3 Stunden
Gefaengnis zu rechnen hat (mit abnehmender Tendenz).

> > Das funktioniert bisher in der Praxis so nicht, und auch in der Theorie
> > faellt es mir schwer zu verstehen, wie man eine Firma belangen soll,
> > fuer die anonyme Spammer werben und die behauptet, nie etwas davon gewusst
> > zu haben.
> 
> Man kann dies in den Akten der Spammer und der "beworbenen" Firma leicht
> prüfen... Unterlagen darüber müssen existieren, schließlich macht der
> Spammer das ja nicht für Luft und Liebe.

Vielleicht tut er es ja, um die beworbene Firma vor den Strafrichter
zu bringen.  Und warum sollte ein Straftaeter Papierunterlagen
aufbewahren? 

Meine Meinung ist natuerlich nach wie vor, dass man das Spam-Problem wie
auch viele andere Probleme durch feinere Abrechnungsmechanismen in den
Internetprotokollen loesen sollte (z.B. 20 Pf pro KB Mail an einen
nicht-freigegebenen Adressaten).  Dann koennte die Justiz in vielen Dingen
unbeteiligt bleiben.  Noch dringender ist die Differenzierung zwischen
Abrufer und Anbieter bei WWW und FTP, die Sicherstellung des Rechtes auf
sponsorenfreies Publizieren.

Weit gefaehrlicher als die Internet-Gehversuche der Polizei sind die
Vorstoesse der unruhig gewordenen Informationsvermarkter zur Ausdehnung
ihrer gewerblichen Schutzrechte (Patent- und Urheberrecht), denen unsere
Gesetzgeber unkritisch bis wohlwollend gegenueberstehen.  Wenn doch bloss
mehr hierueber diskutiert und agiert wuerde!  Wir haben doch einen
Patentanwalt in der Runde.

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang, Fujita & Co
Bessere Kommunikation dank Sprachenvielfalt
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8