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Re: Ohne Kryptographie wirtsch. Zusammenbruch
- To: debate@fitug.de
- Subject: Re: Ohne Kryptographie wirtsch. Zusammenbruch
- From: Horns@t-online.de (Axel H. Horns)
- Date: Fri, 25 Sep 1998 20:49:14 +0100
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- In-reply-to: <199809251611.SAA18198@valiant.koehntopp.de>
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- Sender: owner-debate@fitug.de
On 25 Sep 98 at 18:11, Kristian Koehntopp wrote:
> Das Vorgehen zur Schaffung einer besseren Situation ist einfach,
> aber schmerzvoll und langwierig. Es gehoert dazu eine formale
> Definition des Begriffes "Open Source" als geschuetzter und
> einklagbarer Begriff, die einerseits juristisch hieb- und stichfest
> und andererseits kompatibel mit Debian und GNU ist.
Kris,
ich haette da mal ne Frage. So als Advocatus Diaboli. Warum
veroeffentlichen weder SAP noch Microsoft den Quellentext ihrer
Software?
Moegliche Antwort: Weil man befuerchtet, zuviel an firmeninternem,
muehsam und teuer gewonnenem Know-How _ungeschuetzt_ rauszulassen:
Wer die Quelle in der Hand hat, koennte mit verhaeltnismaessig
geringem Aufwand die abstrakte Loesungsidee (den Algorithmus,
meinetwegen) abkupfern und in einer neuen Ausdrucksform
implementieren, um das Urheberrecht auszuhebeln.
Wenn es so waere:
Im XIX. Jahrhundert gab es eine Diskussion um Sinn und Zweck des
Patentschutzes von Erfindungen. Die Befuerworter des Patentschutzes
(die sich, wie wir alle wissen, historisch durchgesetzt haben)
argumentierten unter anderem, durch den Patentschutz werde es
moeglich, die Einzelheiten einer Erfindung freizuegig an die
Oeffentlichkeit zu bringen, ohne befuerchten zu muessen, um die
Fruechte betrogen zu werden. In der Tat wird jede patentierte
Erfindung (mit Ausnahme der Staatsgeheimnisse, ein pathologischer
Sonderfall, der ueberhaupt nicht ins Patentsystem passt) spaetestens
mit der Erteilung veroeffentlicht (in den meisten Laendern 18 Monate
nach der Anmeldung ohne Ruecksicht darauf ob schon erteilt oder
nicht). Die "Vertragstheorie" des Patentes dieht die Patentierung als
eine Art von "Vertrag" (im weitesten Sinne!): Der Erfinder
laesst freiwillig seine Erfindung veroeffentlichen (wozu man ihn
sonst nicht zwingen koennte) und bekommt im Gegenzug dafuer ein
zeitlich befristetes Monopolrecht.
Daher:
Koennte eine generelle Patentfaehigkeit von Algorithmen die
Bereitschaft der Softwareproduzenten erhoehen, sich in die
Quellentexte sehen zu lassen?
Bitte: Keine Flames, es ist wirklich _nur_ eine Frage. Ich weiss,
dass die ganze Schose mit Software-Patenten oberheikel ist und mir
ist auch klar, dass das zum Patentschutz gewissermassen orthogonale
Free-Software-Prinzip auch seine Meriten hat.
Axel