[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]
Re: Wildwuchs vs Normierung in Kommunikationssystemen
- To: Holger Veit <Holger.Veit@gmd.de>
- Subject: Re: Wildwuchs vs Normierung in Kommunikationssystemen
- From: PILCH Hartmut <phm@wtao97.oas>
- Date: Wed, 7 Oct 1998 16:09:32 +0200 (CEST)
- cc: wau@ccc.de, debate@fitug.de
- Comment: This message comes from the debate mailing list.
- In-Reply-To: <199810071138.NAA05270@simi.gmd.de>
- Sender: owner-debate@fitug.de
> moeglicher Traeger. Gesprochener besitzt neben dem eigentlichen
> Informationsgehalt noch weitere Redundanz- und Irrelevanz-Teile,
> welche Sekundaerinformation, beabsichtigt oder unbeabsichtigt,
> transportieren, z.B. Aussagen ueber den Sender selbst, etwa seine
> aktuelle emotionale Verfassung. Mit dem Erleichtern des Verstehens
Lojban hat auch hierfuer ein sehr ausstrucksstarkes System von
Interjektionen.
> hat das zunaechst mal garnichts zu tun. Das wiederum ist in der
> Redundanz (Weitschweifigkeit) der Sprache selbst zu suchen, wenn z.B.
> die Moeglicheit besitzt, den gleichen Sachverhalt auf verschiedene
> Weise auszudruecken. Ein Paradebeispiel aus dem Bereich der kontextfreien
> Sprachen, hier C:
> while(*t++=*s++);
> vs.
>
> i = 0;
> do {
> t[i] = s[i];
> i++;
> } while (s[i-1] != '\0');
Die Kurzvariante ist zweifelhaft, weil sie auf interne Eigenschaften von
C zurueckgreift (etwa dass ein String mit '\0' endet) statt auf in andere
Sprachen portierbare Programmlogik.
Die Langvariante ist ein Beispiel besonders schlechten Programmierstils,
denn sie wiederholt unnuetze Rechnungen wie [i-1] in jeder Schleife,
orientiert sich an langatmig-trivialer Alltagssprache ( do ... while ..)
und greift zudem noch ebenso wie die Langvariante auf C-Akzidentien
zurueck.
> Ersteres ist sicherlich (zumindest bei Zweiadressmaschinen mit
> Autoincrement: PDP-11, 68K) optimal an die Hardware angepasst,
> letzteres ist auch fuer den Nicht-C-Freak halbwegs lesbar.
Eine gute Sprache wuerde auch hier erlauben, dass man logikangepasst
formuliert und auf dieser Basis unschaedlichen syntaktischen Zucker
hinzufuegen kann. C und Deutsch/Englisch erlauben weder noch. Lojban
erlaubt beides.
> Beim gesprochenen Wort haben wir genau die Option, uns zwischen
> einfachen Saetzen und geschnoerkelter Amtssprache mit zigfach
> geschachtelten Nebensaetzen mit haengendem Verb zu entscheiden.
> Typischerweise waehlen wir auch die erste Moeglichkeit. Bei
> der Schriftsprache ist das vollkommen anders. Insofern
> hat Ulf eher mit seiner Aussage recht als Du.
Wir haben in wildwuechsigen Sprachen nicht sehr viele Optionen.
Das deutsche Verb vorzuziehen bedeutet aehnliches wie wenn ich in C einen
positionalen Parameter "vorziehen" wuerde.
--
Hartmut Pilch
http://www.a2e.de/phm/