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Re: Wildwuchs vs Normierung in Kommunikationssystemen



> moeglicher Traeger. Gesprochener besitzt neben dem eigentlichen
> Informationsgehalt noch weitere Redundanz- und Irrelevanz-Teile,
> welche Sekundaerinformation, beabsichtigt oder unbeabsichtigt,
> transportieren, z.B. Aussagen ueber den Sender selbst, etwa seine
> aktuelle emotionale Verfassung. Mit dem Erleichtern des Verstehens

Lojban hat auch hierfuer ein sehr ausstrucksstarkes System von 
Interjektionen.

> hat das zunaechst mal garnichts zu tun. Das wiederum ist in der
> Redundanz (Weitschweifigkeit) der Sprache selbst zu suchen, wenn z.B.
> die Moeglicheit besitzt, den gleichen Sachverhalt auf verschiedene
> Weise auszudruecken. Ein Paradebeispiel aus dem Bereich der kontextfreien
> Sprachen, hier C:
> 	while(*t++=*s++);
> vs.
> 
> 	i = 0;
> 	do {
> 		t[i] = s[i];
> 		i++;
> 	} while (s[i-1] != '\0');


Die Kurzvariante ist zweifelhaft, weil sie auf interne Eigenschaften von
C zurueckgreift (etwa dass ein String mit '\0' endet) statt auf in andere
Sprachen portierbare Programmlogik.

Die Langvariante ist ein Beispiel besonders schlechten Programmierstils,
denn sie wiederholt unnuetze Rechnungen wie [i-1] in jeder Schleife,
orientiert sich an langatmig-trivialer Alltagssprache ( do ... while ..) 
und greift zudem noch ebenso wie die Langvariante auf C-Akzidentien
zurueck. 

> Ersteres ist sicherlich (zumindest bei Zweiadressmaschinen mit
> Autoincrement: PDP-11, 68K) optimal an die Hardware angepasst,
> letzteres ist auch fuer den Nicht-C-Freak halbwegs lesbar.

Eine gute Sprache wuerde auch hier erlauben, dass man logikangepasst
formuliert und auf dieser Basis unschaedlichen syntaktischen Zucker
hinzufuegen kann.  C und Deutsch/Englisch erlauben weder noch.  Lojban
erlaubt beides.

> Beim gesprochenen Wort haben wir genau die Option, uns zwischen
> einfachen Saetzen und geschnoerkelter Amtssprache mit zigfach
> geschachtelten Nebensaetzen mit haengendem Verb zu entscheiden.
> Typischerweise waehlen wir auch die erste Moeglichkeit. Bei
> der Schriftsprache ist das vollkommen anders. Insofern
> hat Ulf eher mit seiner Aussage recht als Du.

Wir haben in wildwuechsigen Sprachen nicht sehr viele Optionen.

Das deutsche Verb vorzuziehen bedeutet aehnliches wie wenn ich in C einen
positionalen Parameter "vorziehen" wuerde.
 
--
Hartmut Pilch
http://www.a2e.de/phm/