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Re: [tim@pritlove.org: MP3: Frauenhofer eröffnet die zweite Runde]



> > Privat darfst Du im stillen Kaemmerlein alles. Es darf nur nicht nach
> > draussen dringen. Und das ist bei Software, die weitraeumig genutzt werden
> > soll, schlicher Bloedsinn.
> 
> Die Alternative zu "kommerzielle Verwertung" muss nicht heissen "im
> stillen Kaemmerlein".  Ich darf z.B. auch Artikel schreiben, in denen eine
> patentierte Technik genauestens analysiert und ihre Anwendung erleichtert
> wird.  Ein offenliegender Programmtext ist auch eine Art 
> Meinungsaeusserung in einer formalen Sprache.  Zumindest ist er nicht
> weiter davon entfernt als von einem kommerziellen Produkt.

Das einzige Problem bei dieser Meinungsaeusserung ist nur, dass - einen
patentierten, hinreichend generischen Algorithmus vorausgesetzt - niemand
dann diese Meinung in einen Compiler schicken darf, um daraus eine allgemein
nutzbare Software zu machen. Wie ich aber eher vermute, liegt der Patent-
anspruch wahrscheinlich im psychoakustischen Verfahrensbereich denn in 
irgendwelchen Anordnungen von Bits und Bytes, IOW, wer z.B. Stoerungen mit
einem anderen Signal ueberdeckt, verstoesst gegen ein solches Patent, egal,
ob er es in C, Java oder Lojban :-) ausdrueckt.

> > Kommt hinzu, dass die Entwicklung vermutlich sogar noch bei der FhG 
> > weitgehend aus oeffentlichen Toepfen gefoerdert worden ist.
[...]
> > Wo ist da auf einmal Dein staendiges Pladoyer fuer freie Software?
> 
> Ich versuche, die FG argumentativ mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
> 
> Vielfach ist buerokratische Verantwortungsabwaelzung des Pudels Kern..
> So fand ich es bei PERKEO, so auch hier:  die FG waelzt ihre
> Verantwortung, Lizenzgebuehren einzuziehen, auf den freien Programmierer
> ab.

Ich vermute eher, dass da etwas anderes dahintersteckt. Die FHGs bekommen
wie alle anderen Grossforschungseinrichtungen politischen Druck, ihre
Forschungsaktivitaeten zu vermarkten, koste es was es wolle. Gruende: leere
Kassen allerorten, die politische Haltung, man brauche keine Grundlagen-
forschung mehr, und der von der Industrie den Wissenschaftlern zugeschobene
schwarze Peter, sie wuerden unbrauchbaren Kram erforschen, statt der armen
Industrie (die selbst Jahrzehnte lang den Standort Deutschland durch
Unfaehig- und Untaetigkeit verdaddelt hat) die Produkte zu entwickeln.
Die GFEs sollen sich nach politischer Vorgabe zu einem gewissen Prozentsatz
selbst finanzieren, z.B. durch Industrieauftraege oder durch Vermarktung
von Wissen oder Patenten. Da kommt natuerlich die Option auf fette Tantiemen
aus dem Verhoekern eines im Hause aus Steuermitteln finanzierten Produktes
gerade wie gerufen. Jeder kleine Pinscher, der da vielleicht eine Mark 
des Profits abgraben koennte, ist damit eine Riesengefahr. Man stelle sich
vor, man haette das WWW erfunden, und dann kaeme eine Firma wie Netscape
vorbei und mache den grossen Reibach. Genau das ist ja (bis M$ auftrat) auch
mit CERN/Mosaic passiert - das will man jetzt verhindern. Dann soll
schon lieber keiner profitieren, und MP3 soll verrecken. Kamikaze-Forschung
war schon immer die Domaene der GFEs (BTW auch bei der GMD, ein Wort: 
Suprenum :-( ).

-- 
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