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Re: [FYI] UNESCO: Provider sollen zensurieren



Holger:

> > Zumindest in vielen Einzelfaellen wird man weder psychischen Schaden noch
> > Gewaltanwendung nachweisen koennen.  Ausserdem ist es fraglich, ob das
> 
> SCHWACHFUG! SCHWACHFUG! SCHWACHFUG! Was erwartest Du: einen mathematischen
> Beweis? Die Schaeden sind oft Spaetfolgen, die sich dann bei im Kindesalter
> missbrauchten Menschen im Erwachsenenalter z.B. in Form von Stoerungen in
> Partnerbeziehungen (oder sogar der Unfaehigkeit, solche aufbauen zu koennen) 
> niederschlaegt. Auch wenn ich die Methodik der Psychologie grundsaetzlich
> anzweifle, so sind gemachte Beobachtungen (wenn nicht als Hexenjagd uebertrieben)
> zu Verhaltensstoerungen dennoch real.

Das meine ich auch.  Man muss eben Verallgemeinerungen zulassen und einen
Schnitt machen.  Ich haette nichts gegen einen Schnitt der Art:  "KiPo
ist gemeingefaehrlich" oder gar "Pornographie/Prostitution ist
gemeinschaedlich".  Das ist eine Frage der Abwaegung aufgrund 
gesellschaftlicher Erfahrung.  Der Vorwurf der "Unwissenschaftlichkeit"
trifft daneben.  Alle brauchbaren Maximen sind unwissenschaftlich.

> Ich habe Deinen allerersten Beitrag zum Thema noch unterschreiben koennen;
> jetzt redest Du wirklich wieder Mist. Absoluter Liberalismus, wie Du ihn hier
> darstellst, ist Anarchie. In einer solchen Welt, wo erst alles bis ins kleinste
> nachgewiesen werden muss, ist alles moeglich - da wird sogar der in flagranti
> erwischte Aepfelklauer (noch mit dem Boskopp in der Hand) zum Opfer der
> Gesellschaft und ist danach fuer nichts verantwortlich zu machen.

Nun, so weit sind ja bereits manche Liberale gegangen.
Aber Apfelklau ist wohl leichter nachzuweisen als "Schaedigung anderer
durch Betrachten von KiPo-Bildern".

> BTW, Angelika: das ist meine Kritik an der pseudowissenschaftlichen 
> Psychologie & verwandten Disziplinen: bis zur Untaetigkeit alles im 
> Ungewissen zu belassen, bis mehr und weitere Erkenntnisse vorliegen, 
> statt aufgrund des aktuellen Wissensstandes Position zu beziehen. Diese

Ein Problem ist, dass gesellschaftswissenschaftliche Positionen
gleichzeitig auch politische Positionen sind.  Die Wissenschaft erfordert,
dass man Positionen staendig verwerfen kann, die Politik hingegen
erfordert feste Positionen, auf denen Karrieren und Gesetze verankert
werden koennen.

Ein weiteres Problem ist die Nachweisbarkeit.  Wenn sich Leute
dummstellen, findet man nur schwer Kriterien, an denen niemand
vorbeikommt.  Es gibt kein Labor wie bei den Naturwissenschaften.

"Die Praxis ist das einzige Kriterium zur Erprobung
der Wahrheit". Mit diesem urspruenglich gegen Maoismus-Dogmatiker
gemuenzten Spruch von Deng Xiaoping lassen sich auch die Ansprueche
mancher Gesellschaftswissenschaftler abweisen:  Wahrheit entscheidet
sich nicht in akademischen Labors oder Diskussionen sondern in der
historischen Erfahrung.

> Unsere Gesellschaft geht von der Idee des Erwachsenen Menschen aus, d.h.
> einer Person, die in der Lage ist, *eigenverantwortlich* zu handeln, und
> ueber eigene Belange entscheiden zu koennen. Wer im Rotlichtviertel arbeitet,
> bei dem gehe ich normalerweise davon aus, dass er/sie das mit eigenem
> Bewusstsein tut (Kinderstrich ausgenommen), auch wenn es dort Zwaenge anderer
> Art geben kann und gibt. Man kann wild darueber diskutieren, an welcher
> Altersgrenze man die Eigenverantwortlichkeit festmachen kann. Konsens besteht
> jedoch darin, dass bezogen auf die Sexualitaet, die auch bereits bei Kindern
> vorhanden ist, volle Autonomie definitiv nicht im Kindesalter (<10Jahre)
> vorliegt. 

Der Begriff der Eigenverantwortlichkeit hilft natuerlich, um eine Delikt
wie "Verfuehrung Minderjaehriger" zu begruenden.  Aber sie begruendet noch
nicht (aus radikal liberaler Sicht) die Kriminalisierung der KiPo-Bilder
und ihrer Verbreitung.  Wer weiss, vielleicht sammelt jemand sie ja nur
zur Dokumentation der Sittengeschichte?  Vielleicht haben sie auf eine
verklemmte Seele die gleiche sagenhaft heilsame Wirkung wie sie den
Nuttenbesuchen potentieller Vergewaltiger nachgesagt wird? 

Um auch die Verbreitung der KiPo-Bilder zu verbieten muss man von
Begriffen ausgehen, die im liberalen Weltbild nicht vorkommen und die auch
ein Verbot der Pornographie begruenden koennen.

-- 
Hartmut Pilch
http://www.a2e.de/phm/