Re: Welt(un)ordnung

[PILCH Hartmut <phm@a2e.de>]

On Mon, 12 Apr 1999, matthias.otto wrote:

> > Es erstaunt mich schon, wie schnell sich in der freien Presse
> > Sprachregelungen durchsetzen, die an "seit 5:45 wird zurueckgeschossen"
> > erinnern.  Oder an die Geschichte des Chefeunuchen Zhao Gao, der ca 200
> > v.Chr. dem Kaiser ein "Pferd" praesentierte, das eigentlich ein Hirsch
> > war. (Damals lobten alle, auch der Kaiser, das "Pferd", und somit war die
> > Machtfrage fuer alle gut sichtbar beantwortet).
> 
> Ich kenn diese Story auch als Maerchen...."Des Kaisers neue Kleider".
> Jedoch lobten in dieser Geschichte nicht -ALLE- das "Pferd" bzw.
> bewunderten die nicht vorhandenen Kleider, sondern ein kleines Kind
> sagte die Wahrheit..

Die Moral von der Geschicht ist eine andere.   Und die chinesische Version
gilt als historisch wahr.  Der Hofeunuch Zhao Gao beobachtete genau,
welche der Minister beim Loben des Pferdes mangelnden Eifer zeigten, liess
diese kurz spaeter ermorden, stellte den Kaiser unter Arrest und uebernahm
die Macht.

Es geht hier um das Phaenomen des Orwellschen Neusprech.

> > Vielleicht ist es ja auch beruhigend zu wissen, dass auch der Westen
> > notfalls durchaus noch in der Lage ist, einheitliche Propaganda zu
> > erzeugen.  Es beunruhigt mich eher, dass inmitten der Propaganda echte
> > Informationen und NATO-Konzepte so schwer auszumachen sind.
> 
> Ja, aber ich denke schon, dass es sie gibt...und das beruhigt auch
> wieder

Ich hoffe das ja auch immer, aber manchmal gewinnt die Propaganda die
Herrschaft ueber die Entscheidungen, oder die Entscheider werden zu
"hirnlosen Robotern" (das behauptet Wei Jingsheng gerne von der
chinesischen KP-Fuehrung, aber es trifft andere m.E. nicht weniger), die
auf mediengetriebenen Wellen schwimmen.

Schlimmstenfalls lautet die "Strategie" dann: "das Volk durch Bomben gegen
den verhassten Diktator aufstacheln".

--
phm