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Re: fyi: Mailinglisten - moderne...



On Tue, Jun 01, 1999 at 04:30:37PM +0200, PILCH Hartmut wrote:
> On Tue, 1 Jun 1999, Holger Veit wrote:
Hartmut:
...
> > > Ich sehe nur, dass er Informationen, die von oeffentlichem Interesse sind,
> > > klassifiziert und zur freien Verfuegung stellt.
> > 
> > Aber er schert sich einen Dreck um das Recht am eigenen Wort der zitierten
> > Personen; er fragt sogar noch nicht mal nach, selbst wenn die Personen nur
> > eine E-Mail weit weg sind.
> 
> Immerhin publiziert er die Informationen an einer Stelle, wo diese
> Personen selber nachlesen und korrigieren koennen.  Man muss diese Aufgabe

Das trifft auf dieser Diskussionsliste ausnahmsweise zu und es
regt sich Protest.

> nicht unbedingt dem Autor aufbuerden, zumal seine Arbeit nicht auf Gewinn
> zielt. 

Es ist mir auch nicht zuzumuten, alle Aergernisse, die Karl oder sonstwer
sonstwo mit meinem Namen veranstaltet, zu verfolgen.

...
> Eine Moeglichkeit, generell Leuten zu verbieten, in mir unliebsamer Weise
> ueber mich zu berichten, sehe ich nicht. 

ACK - but:
ich bin durchaus in der Lage, meine eigenen Artikel dann erneut in
Newsgruppen einzusenden, wenn ich eine Wiederholungssendung wuensche.

Ich wuensche jedoch nicht, dass Dritte meine Texte als Wiederholung
senden. Dies gilt verschaerft dann, wenn dies aus Kreisen von
"geschlossenen" Netzen kommt, die das Usenet fuer "boese" halten
und wo die Verwendung von X-NO-ARCHIVE nur allzuoft mit YES im Header
beantwortet wird. Es ist wahrscheinlich nachzulesen, dass ich -
zumindest fuer meine Person - _gegen_ das Archivierungsverbot
eingetreten bin und weiter eintrete; genau deshalb halte ich auch
nicht viel von Wiederholungssendungen durch unbefugte Dritte.

...
> > Ohne Karl jetzt tendenzioese Redaktionsarbeit unterstellen zu wollen:
> > wenn einer damit anfaengt, dann gehen demnaechst saemtliche Aussagen im
> > Netz ueber den Neugruppierungs-Jordan, und haben mit dem urspruenglichen
> > Kontext nichts mehr zu tun.
> 
> Es besteht wohl ein Interesse an solcher Arbeit.  Mit Forderungen, jeder
> einzelne muesse dazu befragt werden, macht man diese Arbeit unmoeglich
> oder sorgt fuer ihre Kommerzialisierung.

Es ist schwieriger: Redaktions-Arbeit ist vor allem eines: Arbeit.

Karls Bemuehen in allen Ehren - aber "redaktionell" sind Repostings
nicht.

Seine Vorstellung von debate@fitug.de war eine redaktionelle Arbeit.
Fuer genau diesen Job hat er sich an gewisse Gepflogenheiten zu halten,
die formeller sind als in einer "Debatte" wie hier auf debate.

Dazu gehoert:
- Achtung der Arbeit von fitug
Wenn ein Verein eine Mailingliste betreibt, dann besteht ein
Interesse daran, dass die ML "lebensfaehig" bleibt.
Ab einer bestimmten Groesse ist sie das eher nicht mehr und genau
deshalb ist "Werbung" fuer eine Mailingliste zwar lieb gemeint,
sie kann aber auch kontraproduktiv sein oder werden.
Insofern waere es IMO serioeser, vor _redaktioneller_ Vorstellung
einer ML beim Betreiber zu fragen, ob das auch gewuenscht ist.

- Achtung der Persoenlichkeitsrechte
Ich habe das "Problem", von einigen als "Prominenter" betrachtet
zu werden ohne das zu wollen. Mein geschriebenes Wort hier ist Teil
einer Debatte, gehoert zu Threads. Wer mich als "Werbemassnahme"
im fitug-Kontext mit dem Label CCC benutzt, hat darueber hinaus zu
beachten, was das heisst:
private Daten schuetzen - oeffentliche Daten nuetzen.

Wenn ich im Kontext von zB debate@fitug.de von meiner Arbeit in Jena
schreibe, folgt daraus nicht sofort das Recht, im Newsgroups zu
schreiben "Wau Holland (Jena)".

> > Im Fitug-Archiv stehen Aussagen im entsprechenden Kontext und die
> > Schreiber sind selbst verantwortlich fuer ihren Text. 
> 
> Zumindest koennte ich mir vorstellen, dass ein Herr Gravenreuth da mal
> rangehen und pruefen koennte, in wie weit jeder Schreiber rechtzeitig
> aufgeklaert wurde, oder in wiefern Suchmechanismen auf http://www.fitug.de

Hmm, das laeuft auf eine besser formulierte "Begruessungsmail" hinaus;
als Anregung angekommen.

> den Kontext zerfetzen und damit der Verbreitung falscher Bilder von
> ahnungslosen Autoren dienen koennen.

Es sind nicht die Suchmechanismen, die verfaelschen - eher ist es die
_Verbreitung_ von Such-Ergebnissen insbesondere, wenn sie ohne Angabe
der Quellen verbreitet werden.

> > > Ich habe auch schon auf dem mitteleuropaeischen Markt viele serioese
> > > Lexika gesehen, in denen wesentlich mehr private Details ueber die
> > > besprochenen Personen oder Publikationsorgane verbreitet werden. 
> > 
> > So what? Weil die es tun, kann man das Copyright vollkommen wegschmeissen?
> > Also Freibrief fuer beliebige Denunziation Dritter?
> 
> Denunzieren tun diese Lexika nicht, ebensowenig wie Karls DIZ-Links.  Wenn
> allerdings jede Person um Zustimmung gebeten werden muss, kann die
> Allmendentragoedie passieren:  einige wenige Geizhaelse erschweren die
> Entstehung brauchbarer Nachschlagewerke.

Karl produziert kein Nachschlagewerk, er ist eher der Netz-McDonald
und produziert Infoburger - teilweise durchaus gehaltvoll ;-)

Beispiel einer Grenzziehung: Ich finde es zB laestig, wenn mir zum
Geburtstag gratuliert wird und deshalb geht dieses "Datum" hoechstens
die etwas an, die meinen Willen da respektieren (sogar mein Handy hat
mir am falschen Tag gratuliert, weil im Kartenvertrag ein anderes Datum
steht).

...
> Das exklusive Verwertungsrecht an privaten personenbezogenen Informationen
> bietet einer lukrativen Branche den Naehrboden, die Springer, Monica und
> Markus Wolf reich macht.

In diesem Satz ist das "exklusiv" papparazzia-flasch.

Denn mit der Behauptung "der ist prominent" werden private Dinge an
die Oeffentlichkeit gezerrt, wenn es nur Geld bringt.
Die Geschichten heisst zwar oft "Exklusivstory", aber die einzigen
wirklich Ausgeschlossenen (ex-cludere) sind die Betroffenen nach dem
Motto "In der Info-Gesellschaft erfaehrst Du alles, ausser es geht
Dich wirklich etwas an".
Blaetter der Regenbogenpresse wie PRALINE uam, aber auch KONR@D
von Bertelsmann tun das und Bertelsmann ist maechtiger als Springer.

Versuch der Umformulierung von Hartmuts Satz:
Das Missachten des Verwertungsverbots von privaten personenenbezogenen
Informationen bietet nicht mehr nur der Regenbogenpresse Profite,
sondern durch das Internet kommt jeder dahergelaufene Naivling auf
die Idee, es dieser gleichtun zu koennen. Das geschieht oft durch
WWW-Publikationen oder durch Usenet-Artikel, die auch noch - wie
im Fall von Karl - "gut gemeint" sein koennen.


Grad telefonierte ich mit einem Freund, der fuer B90/Gruene eine
Internet-Wahlwerbeveranstaltung organisieren soll. Er berichtete,
dass er den Gruenlis zu erklaeren versuchte, dass er "nach" dem
630-DM-Gesetz weniger Leistung fuers gleiche Geld bringen kann,
weil etliche Hilfsarbeiten dabei von Studenten gemacht werden;
ich berichtete von aehnlichen Problemen bei Schuelern im Jugend-
Zentrum, denen das Gesetz an ihrer Taschengeld-Aufbesserung im
Bereich von 10 bis 50 DM/Monat knappst und ihnen Verwaltungs-
Mehrarbeit aufbuerdet zusaetzlich zu Thekendienst oder Klo putzen.
Der Freund meinte zu mir, die Gruenen haetten ihm gesagt, das Gesetz
waere "gut gemeint". Meine Entgegnung: mir ist eine Regierung von
intelligenten Arschloechern lieber als eine von Gut-Meinern.

wau