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Microsoft nimmt den Datenschutz nicht ernst



aus der Computer-Zeitung 22/99:

"http://www3.computer-zeitung.de/cz/aktuell/artikel/artikel.928316476.3448.html"

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Microsoft nimmt den Datenschutz nicht ernst

Anwenderkennzeichnung

Von Michael Reiter / 04.06.

Redmond (mr) - Aus dem Skandal um das heimliche Ausspähen von 
Windows-Nutzern hat Microsoft bislang praktisch keine Konsequenzen 
gezogen. Die ermittelnden Behörden werden mit Versprechungen abgespeist.

In jedem Windows-98-System ist eine Funktion vorhanden, die dem Computer 
eine weltweit eindeutige Nummer, die sogenannte HWID, zuordnet. Diese 
gibt über die aktuelle Ausstattung des Rechners Auskunft und kann von 
Microsoft bei einem Upadate über das Internet abgefragt werden, ohne daß 
der Nutzer davon etwas mitbekommt. Der Ankündigung des Software-Riesen, 
das heimliche Ausspähen der Anwender abzustellen, sind bisher praktisch 
keine Taten gefolgt - im Gegenteil: Mit an Sicherheit grenzender 
Wahrscheinlichkeit besitzt auch die jetzt auf den Markt kommende 
Second-Editon des Betriebssystems die Spionagefähigkeiten. Einen Patch 
für Windows 98, der das Versenden der Daten unterbindet, ist nicht 
geplant. Das Versprechen, eine Anwendung zur Verfügung zu stellen, mit 
der die Einträge in der Systemdatenbank des Betriebssystems gelöscht 
werden können, wurde bisher auch nicht erfüllt.

Mehr Initiative hat die Gates-Company dagegen bei der zweiten ID-Nummer, 
der GUID, gezeigt. In Microsoft-Office-Anwendungen wird diese Zahlenfolge 
den damit erstellten Dokumenten zugeordnet. Mit der GUID kann ermittelt 
werden, auf welchem Rechner die Datei erstellt worden ist und welche 
Anwendungen auf dem System installiert sind. Hier existiert auf der 
Internet-Seite von Microsoft ein Werkzeug, das die GUID löschen kann. Es 
funktioniert allerdings nur mit einer speziellen Rechnerausstattung; so 
muß etwa der Internet Explorer 4.0 installiert sein. Dieses Werkzeug 
sowie die Zusicherung von Microsoft, "den Empfang der HWID zu 
unterbinden", haben ausgereicht, um die datenschutzrechtlichen Bedenken 
der deutschen Behörden zu zerstreuen. Die mit der Prüfung beauftragte 
Regierung von Oberbayern sieht keinen aktuellen Bedarf, rechtlich gegen 
Microsoft vorzugehen.
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