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[FYI] MP3: Die Grenzen der Verschlüsselung
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] MP3: Die Grenzen der Verschlüsselung
- From: Horns@t-online.de (Axel H. Horns)
- Date: Wed, 21 Jul 1999 09:24:16 +0100
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http://www.spiegel.de/druckversion/0,1588,32017,00.html
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SPIEGEL ONLINE - 20. Juli 1999, 19:06
URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/politik/0,1518,32017,00.html
MP3
Die Grenzen der Verschlüsselung
Von Martin Paetsch
Nach der Einigung auf einen Kopierschutz für digitale Musik ist nun
auch die Plattenindustrie vom MP3-Fieber gepackt worden.
[...]
Mit der digitalen Kodierung kündigt sich eine Verwandlung an:
Digitale Musikstücke sind nicht mehr nur Dateien, sondern
eigenständige Programme. Die Informationen, die das Wasserzeichen
enthält, können nicht nur als Kopierschutz eingesetzt werden, sie
ermöglichen auch ganz neue Marketing-Möglichkeiten. So könnten
Plattenfirmen MP3-Songs frei zum Herunterladen anbieten, die dann -
ähnlich wie bei mancher Demo-Software - eine Zeit lang zur Probe
angehört werden können. Nach Ablauf dieser Frist verweigert das Gerät
das Abspielen des MP3-Stückes, so daß der interessierte Kunde
notgedrungen die Vollversion des Stückes kaufen muß. Time Warner
experimentiert bereits auf diesem Gebiet: Der Unterhaltungskonzern
will demnächst probeweise Demo-Singles zum Download anbieten, die
nach 30 Tagen nicht mehr abgespielt werden können.
Auch nach dem Kauf bestimmt das Wasserzeichen, was der Benutzer mit
der CD machen darf und was nicht. So legen die SDMI-Spezifikationen
fest, daß von einer CD nicht mehr als vier Kopien auf einmal gemacht
werden können. Damit soll verhindert werden, daß der Besitzer die
Musik an mehr als nur einen kleinen Kreis von Freunden weiterverteilt.
Kritiker wie die Electronic Frontier Foundation haben bereits Bedenken
gegen diese Funktion geäußert, denn sie verstößt womöglich gegen das
US-Urheberrecht. Die "First Sale Doctrine" schreibt vor, daß der Autor
mit dem Verkauf seines Werkes auch die Kontrolle über dessen weitere
Nutzung abgibt. Das Gesetz beinhaltet Einschränkungen, damit ein Werk
nicht unbegrenzt kopiert und verteilt werden kann. Eine eigens
eingebaute Kopierregelung wie beim SDMI-Format steht deshalb in
direkter Konkurrenz zu geltendem Recht. Die Plattenindustrie
verteidigt diese Funktion mit dem Hinweis, das Urheberrecht sei auf
dem Gebiet der digitalen Vervielfältigung ohnehin nur bedingt
anwendbar.
Abgesehen von rechtlichen Problemen könnte sich das SDMI-Format auch
marktpolitisch als problematisch erweisen. Denn mit ihrem Versuch,
zukunftsträchtige Technologien wie MP3 mit hohem Aufwand in unter
Kontrolle zu bekommen, beschneidet die Musikindustrie gleichzeitig
auch die Vorteile des neuen Datenformates. Mit der Möglichkeit, sich
selber Wunsch-CDs mit verschiedenen Stücken zusammenzustellen, bietet
der Erwerb per Download zwar immer noch Anreize. Aber zur Zeit ist MP3
in erster Linie deshalb so populär, weil man die Stücke umsonst
herunterladen kann. Bei den derzeitigen Download-Zeiten und der zwar
beeindruckenden, aber dennoch im Vergleich zur CD verminderten
Soundqualität der MP3-Kompression macht es keinen Sinn, MP3-Tracks zum
selben Preis wie auf der CD verkaufen zu wollen. Auch die künstlichen
Restriktionen des SDMI-Formates werden die Akzeptanz der Kunden nicht
erhöhen, zumal die Neuerung auch noch zum Neukauf von Geräten zwingt.
[...]
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