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Re: Mehr Ueberwachungskameras in der City,



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Holm,

>Dank der massiven Gegenrede, die eine simple Meinungsaeusserung auf
>dieser Liste hervorrief, will ich einen Versuch wagen, die erste Mail
zu

das hoert sich etwas erstaunt/beleidigt an..."simpel". Es war eine
Meinungsäußerung in einem öffentlichen Forum, die für einige Leute
starker Tobak war. Daß da Andere auch ihre Meinung sagen ist doch
legitim.

>Spänne man die Idee von der flächendeckenden polizeilichen (!, und
>ausschließlich polizeilichen) Überwachung öffentlicher Plätze weiter,
so
>gäbe es irgendwann nur noch private Bereiche, in denen Kriminelle
ihrer
>Tätigkeit nachgehen könnten.

u.a. da liegt der Hunde begraben - das Beispiel England, oder auch
Kassel (!) zeigt, daß solche Überwachung schnell privatisiert wird,
die weitere Verwendung der Daten damit völlig unkontrolliert ist.

>Ein polemischer Nachsatz: Wie kann man Gewalt wirksam bekämpfen, und
>zwar heute, jetzt, und gegen die Frau, die da gerade irgendwo
vergewaltigt
>wird? Ich denke, nur doch polizeiliche Maßnahmen. 

ganz falsch! Am meisten hilft öffentliche Aufmerksamkeit (Im
Wohnviertel=Nachbarschaftshilfe). Wenn der Straftaeter im öffentlichen
Raum damit rechnen muß, daß andere Menschen NICHT WEGSEHEN, sondern
beherzt einschreiten, DANN hat er ein Problem. Wir duerfen nicht alles
auf die Polizei verlagern, so wie wir Verantwortung/Mitgestaltung auch
nicht einmalig alle 4 Jahre bei Wahlen weg-deligieren können.

Die nächstbessere Möglichkeit ist der Polizist vor Ort (s. weiter unten),
die schlechteste Möglich ist die Video - nicht Überwachung! - nein
Dokumentation. Oder glaubst Du ernsthaft, die Kamera käme der Frau zur Hilfe??

>Die Bekämpfung eines gemutmaßten Mißbrauchs von
>Fernsehübertagungstechnik für geheimdienstliche Zwecke sehe ich in
der Tat
>nicht als Kernziel unseres Vereins.

Ich kann mangels Mitgliedschaft ja nicht für Fitug sprechen, aber wenn
Fernsehüberwachung und Computer-Auswertung der Daten NICHT
*Informations*technik, und zwar gesellschaftlich höchstrelevante sind,
dann weiß ich es nicht...

>Was wiegt höher, die Unversehrtheit eines Menschen oder die
>Unversehrtheit des Menschen, der einen Menschen verletzt oder beraubt
oder
>getötet hat. Hier würde ich mich über sachdienliche Hinweise von den
>Juristen in FITUG  freuen.

bin kein Jurist, sondern Bürger und der sagt Dir, daß die
Fragestellung falsch ist. Es geht nicht um die Rechte des rechtsverletzers,
sondern um die Abwaegung *unserer* Schutz - und Freiheitsrechte
gegeneinander. Das heißt eine freiheitliche
Grundordnung verträgt nur ein gewisses Maß an Schutz(-Maßnahmen, die
ja immer auch mit Restriktionen für Alle=auch_den_Geschützten
verbunden sind). Mit zuviel "Schutz" würgst Du die Freiheit,
manifestiert u.a. in den Grundrechten ab. Damit erreichst Du dann
genau das Gegenteil dessen, was Du wolltest, nämlich eine bessere
Gesellschaft.

Dabei unterstelle ich Dir noch gute Absicht. Vielen (den meisten)
Politikern, die repressive Maßnahmen fordern, unterstell ich - bei
Voranstellen "guter" Absichten wie Verbrechen, Nazitum, Mafia,
Kinderpornographie bekämpfen - ganz andere Absichten, welche, die
einer Demokratie und uneingeschränkten Souveranität ihrer Bürger
diametral entgegen stehen. (Beispiel: Kanther letztes Jahr mit seinen
Kryptoplänen).

>Einen Anlaß, die Videoüberwachung
>öffentlicher Plätze generell zu verdammen, sehe ich nicht. 

den sehe ich sehr wohl! Öffentlichkeit bedingt auch das Recht sich
anonym und unkontrolliert bewegen zu können. Wenn ich mich mit 3
Freunden treffe, in diesselbe Richtung gehe, oder längere Zeit
zusammenstehe und uns dann ein Computer grüne Kringel um den Kopf
malt, uns fotographiert und unsere aus einer Datenbank geholten
Personendaten das Flag "aufgefallen, am..., in..." anhängt und eine
Vielzahl solcher Daten später zusammengelegt wird, dann ist ein
Grundrecht futsch. Öffentlichkeit und flächendeckende, automatisierte
Überwachung schließen einander aus!

Der Polizist, der Streife geht, hat da eine in jeder Hinsicht ganz
andere Qualität.

>Ebenso könnte
>ich tausende Polizisten bezahlen, ausbilden, ausrüsten, weiterbilden,
>sozial- und krankenversichern und auf Streife schicken. 

nicht ebenso, sondern statt dessen. Und wie oben gesagt sollte Jeder
von uns seine eigene Zivilcourage mit ausbilden. Das kann ich garnicht
heftig genug betonen!

>Nur fehlt mir
>vielleicht im entscheidenden Moment das Konterfei des Mörders.

Du unterschätzt bei weitem die Leistungsfähigkeit, das Erinnerungs -
und Kombinationsvermögen unseres Gehirns, sowie etwas, das man als
Erfahrung/Intuition bezeichnet. Wieso sind z.b. Zöllner mit dem
intuitiven Blick in das Innere des kontrollierten Autos so
erfolgreich? Die haben vorher auch keine Informationen (über den
potentiellen Schmuggler).

Schönen Gruß          Horst-Walter

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