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Re: [FYI] FR: Gesetz zum Erhalt der französischen Sprache soll jetzt auch auf das Internet angewendet werden



On Fri, Oct 01, 1999 at 04:15:59PM +0200, Thomas Jäckel wrote:
> Gert Doering schrieb:
> > 
> > [..]
> > 
> > Landessprachen sind hoffentlich etwas, was im naechsten Jahrtausend nicht
> > mehr zum Zweck der globalen Kommunikation sondern nur fuer lokale
> > Kulturbewahrung verwendet wird.
> 
> Was ist das hier? Sprachen in die Folklore-Ecke abzuschieben, ist wohl
> auch nicht der Weg, der mir richtig erscheint.

Darum geht es nicht.
Es hat historische Gruende, dass franzoesisch die Sprache der
Diplomatie (und der Post) ist (war).
Btw. sprach Heinrich von Stephan, der Gruender des Weltpostvereins,
mehr als zwei Dutzend Sprachen. Als Sprachpfleger des Kaisers
setzte er den Begriff "Fernsprech*" durch statt Telephon*.


Es hat historische Gruende, dass franzoesisch nicht die Sprache
des Internet ist, sondern dass RFCs in englisch sind.

Eine der Ursachen ist die franzoesische Abschottungspolitik bei
den Datennetzen. Die Abschottungspolitik des MINITEL ist IMO die
wichtigste Ursache. Die Kryptoverbote gehoeren aber auch dazu.
So war die Verwendung des ZIP-Formates in Frankreich verboten,
weil auch Kompressionsverfahren, die nicht amtlich genormt waren,
als (unzulaessige) Verschluesselung galten.

Ein Land, das das Internet verschlafen hat, gehoert insbesondere
dann auf seine (dumpf-ideologisch begruendete) Schlafmuetzigkeit
hingewiesen werden, wenn sie rumjaulen wie jetzt.

> > Nationalitaeten und damit zusammenhaengende Phaenomene sind einfach *out*,
> > und je schneller die Leute das begreifen, um so besser.

Bei grenzueberschreitenden Diensten ist Nationalismus *out*
Ebenso *out* wie wenn ein Finne meint, er muesse auf dem
diplomatischen Parkett finnisch reden. Aber das tut kein Finne.

Nur die Franzosen glauben, ihren historischen Vorteil vom
diplomatischen Parkett aufs Internet ausweiten zu koennen.
Das muss man ihnen in die Fresse zurueckstopfen.
Was sie in Frankreich tun, ist ihr Ding.
Aber was sie *da* sprachlich-befehlend tun, ist kurzsichtig.
Das traue ich mir zu - auch als Deutscher - zu beurteilen.

> Wer definiert was in und out ist? Obiges Statement halte ich für
> arrogant!

Im von mir genannten Kontext ist es IMO korrekt.

> Wenn ich mir die Welt so anschaue, würde ich eher vermuten, dass
> Nationalität sehr wohl in ist. Von weltübergreifenden Idealen sind wir
> noch weit entfernt. Es gibt selbst in Deutschland Gegenden, da sprechen
> Leute, die nur ein paar Kilometer auseinander wohnen, eine andere
> "Sprache" und verstehen sich deshalb kaum. 

Guenter Leue hatte schon vor mehr als zehn Jahren bei den
Sprachmodulen von GEONET ausser deutsch auch bayrisch.
Immerhin lautete dort der Befehl fuer "Sprache" auch so;
wenn man jedoch von "Sprache DEUTSCH" auf "Spr Spanisch"
umschaltete, hatte man das Problem, dass man wissen musste,
wie "Sprache" auf spanisch heisst, um wieder auf deutsch
zurueckschalten zu koennen ;-)

Zugegeben: die meisten sind heute noch nicht so weitsichtig.
Aber wenn in der Gateschen Enzyklopaedie fuer jedes Land ein
anderer Mensch der Erfinder des Telefons oder des Computers
ist, nenne ich das nicht Nationalismus, sondern stalinistische
Geschichtsklitterung.

> München ist halt nicht die Welt!

Aber auf eine gewisse Art auch eine Hauptstadt derselben.
wau