Re: Herr H.

[Helmut Springer <delta@faveve.uni-stuttgart.de>]

hi,

On Wed 1999-10-27 (09:25), Thomas Jäckel wrote:
> Ganz so negativ sehe ich das nicht.
Sorry, 'negativ' meinte lediglich einen Widerspruch zur gemachten
Aussage bzgl. des Skalierens des Internetwachstums, keine Wertung (auch
wenn der Schluss eine solche nahelegt).

> Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es durchaus Interesse an den
> vorhandenen Regeln gibt.
Natuerlich, aber mE und mEn im Schnitt eben immer weniger.

> Sie machen den Einstieg in ein Medium einfacher - man fühlt sich dann
Ich stelle eine Verschiebung zum Standpunkt 'ich brauche das nicht zu
lernen, ist doch ganz einfach und ich mache das sowieso richtig' fest.
Dieser Standpunkt wird durch entsprechendes Marketing gefoerdert, dass
wesentlich mehr Einfluss auf den 'normalen' Benutzer haben duerfte als
die gesammelten Weisheiten erfahrener Altbenutzer, einfach schon durch
groessere Verbreitung.

> 'Konsumenten' klicken sich nur das Web und können somit kaum Regeln
> verletzen ;-)
Leider nein, wobei sie auch da durch unqualifizierte Begeisterung ueber
sinnlose 'features' und ebenso unqualifizierte Reaktion oder auf die
unqualifizierte Masse abziehlende Berechnung seitens der Anbieter zur
Wandlung und mE Verlust sehr positiver Aspekte des Mediums beitragen.

Website nur ueber Macromedia Flash erreichbar, obwohl die dort liegenden
Informationen lediglich ein paar Bilder und 90% Text sind, deren
Alternativangebot ohne grossen Aufwand realisierbar waere?  Antwort des
Betreibers: "Die Mehrheit der User hat die noetigen Mittel zum Zugriff,
wenn Sie diese aus persoenlichen Gruenden nicht installieren wollen,
koennen wir Ihnen nicht helfen".  Sehbehindert, weder m$ noch Mac,
langsame Anbindung, schwacher Rechner oder nicht gewillt oder in der
Lage dauernd irgendwelche Software irdgendwo aus dem Netz zu
installieren?  Pech gehabt, die Masse entscheidet und findet es 'hip'.

In bi- oder multidirektionalen Medien wie USENet, Mail, oder IRC erhoeht
die Konsumentenhaltung 'ich will das einfach benutzen, ich mache das wie
ich will und es fuer richtig halte, was interessieren mich Regelungen
von ein paar altvorderen Freaks' das Rauschen und die Belastung der
Services teilweise bereits jetzt ueber das ertraegliche Mass.

Das Problem ist unter Beibehaltung der offenen Strukturen und
Moeglichkeiten des Internets (mE uebrigends die Aspekte, die es gross
gemacht haben) mE nur nicht-technisch zu loesen, es erfordert wie alle
Konstrukte dieser Art einen 'muendigen Benutzer', der sich auch in der
Verantwortung fuer das Medium als solches begreift.  Man stelle sich
einen komplett deregulierten Strassenverkehr vor, wobei einem mE die
Realitaet in diesem stark regelmentierten System die Vergeblichkeit der
Hoffnung bereits vor Augen fuehrt *seufz*.

Also die eher technischen Loesungen, die mE einen Split in technisch
gegen den Ansturm der DAU-Massen gehaertete und damit entsprechend
eingeschraenke und auch manipulierbare/kontrollierbare Services und
solche mit limitierter Benutzegruppe nach sich zieht.  Wer es sich
leisten kann oder technisch dazu in der Lage ist und/oder die
entsprechenden Kontakte hat, wird weiterhin die Moeglichkeiten haben,
die der 'normale' Benutzer gerade verschenkt bzw. zerstoert.

Der normale Gang der Dinge, wenn marketing driven forces auf einen
unqualifizierten und unreflektierenden Markt treffen.

-- 
MfG/best regards, helmut springer
                                            delta@FaVeVe.Uni-Stuttgart.DE
        
                   "Freedom's just another word for nothing left to lose"