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Re: DLF ueber Echelon und Wirtschaftsspionage



On Tue, Nov 23, 1999 at 10:08:53AM +0200,
	Axel H Horns wrote:
> On 22 Nov 99, at 21:51, Heiko Recktenwald wrote:
> 
> > > Dazu lesen wir flankierend S.32ff des Magazins mit dem orangenen
> > > Rahmen, Heft von heute: 	"Beigelegt scheint der Streit um die Arbeit
> > > amerikanischer 	 Agenten in der Bundesrepublik. Die USA garantieren
> > > erstmal, 	 keine deutschen Firmen abzuhoeren.[...]"
> > > 
> > > Dazu nur Faust I, Zeile 765.
> > 
> > Nehme an, dass ist so aehnlich wie Lenin, PGP ist besser.....
> 
> Ja. Man sollte aber IMHO doch nochmal laenger darueber nachdenken. 
> Warum bieten die USA gerde jetzt demonstrativ einen Verzicht auf 
> ECHELON-Wirtschaftsspionage an (lassen wir mal die Frage der 
> Durchsetzbarkeit aussen vor)? 
> 
> Offenbar weil man gemerkt hat, dass es landauf, landab rumort, wenn 
> es ans Portemonnaie (=Wirtschaft) geht und dass dadurch die 
> elektronische Ueberwachungsgesellschaft als Ganzes an Akzeptanz zu 
> verlieren droht.

Das waere fuer mich noch kein Grund - es waere nicht das erste Mal, wenn
man Gesetze etablieren wuerde, die subtil diejenigen bevorzugen, welche
die groessten Vorteile haben - siehe Steuergesetzgebung, oder auch
Internet, keine klare Aussage gegen Spam. Es spricht nichts dagegen,
etwa nur autorisierte Kryptotechnik zu etablieren, die Interessen der
Industrie schuetzen, und im gleichen Atemzug jegliches Kryptozeugs fuer
Privatanwender zu verbieten und mit drakonischen Strafen zu belegen. Es
laesst sich dieses uebrigens, im Hinblick auf anstehende Wahlen mittler-
weile problemlos mit globalen Interessen begruenden, Motto: wir waren's
nicht, das sind europaeische oder internationale Regelungen, da koennen
wir nichts fuer. Das haben auch internationale Initiativen erkannt, die
etwa das Netz auf Kindernet-Niveau zurueckbomben wollen (in Oklahoma ist
die freie Darstellung einer Brustwarze bei Gefaengnisstrafe untersagt,
folglich ist ein solcher Minimalstandard weltweit einzufuehren - dass
man propagandawirksamer mit der Riesenmenge "Schmutz" im Internet 
argumentiert, ist just another brick in the wall, die man errichten will).

> Man hat offenbar erkannt, dass das Scheitern des Versuches, im 
> Verlaufe der 90er Jahre der Buergergesellschaft den Zugang zu 
> starker, unkompromittierter Kryptographie ohne GAK usw. zu verbauen, 
> letztlich an den Beduerfnissen des e-Commerce gescheitert ist: Die 
> Wirtschaft hat inzwischen erkannt, dass sie der angewandten 
> Kryptographie notwendig bedarf.

An dieser Stelle wird mittlerweile, z.B. von McNealy, uebermaessig
relativiert; da reichen doch kleine Schutzzaeune beim Geschaeft mit dem
Kunden aus - 40bit Verschluesselung sei ausreichend fuer e-Commerce. Die
wirklich relevanten Daten, naemlich die Geschaeftsdaten des Handels und der
Industrie seien freilich sicher hinter Schloss und Firewallriegel auf den
Servern naemlicher Firma. Die Doppelmoral ist unverkennbar.

> Jetzt kommt das Angebot zu einem faulen Kompromiss, an die Wirtschaft 
> gerichtet, etwa so: "OK., wir versprechen hoch & heilig, Eure 
> wirtschaftlichen Interessen nicht mehr zu tangieren, dafuer braucht 
> Ihr Euch euch nicht mehr aufzuregen, wenn wir geeignete Massnahmen 
> treffen, um unsere Gehoerprobleme zu beheben." Oder so aehnlich.
> 
> Schoen dumm, we sich daraf einliesse.

Die Kinder sind noch nicht gebrannt genug, um dieses erst mal abzulehnen.
Und das Druckmittel bei einer Ablehnung ist, dass das Argument "Geh' doch
nach drueben" nicht mehr zieht in einer globalen Informationsgesellschaft.

Holger

-- 
If Microsoft is ever going to produce something that does not suck,
it is very likely a vacuum cleaner.