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Re: [FYI] Holland macht vor, wie man die GEZ im Internet-Zeitalter loswerden koennte



On Fri, 3 Dec 1999, Axel H Horns wrote:

> > Faende ich sehr tragisch, unsozial und ueberfluessig.
> > Ich mag die OeR-Medien und finde das jetzige Finanzierungssystem
> > macht Sinn. 
> 
> Ich mag den DLF; der Rest ist eh kaum noch vom Privatflachfunk 
> unterscheidbar. 

Kuerzlich konnte ich an "Klassik-Radio" mal genau die Grenze des
werbefinanzierten Rundfunks erfahren:

Dvorak Symphonie Nr. 9 1. Satz --- zwar eigentlich schon ein Schlager aber
dennoch wunderschoene Musik.  Der Durchfuehrungsteil steuert gerade dem
Hoehepunkt zu.  Ploetzlich unterbricht eine Werbestimme 

	First Class Music -- Musik zum Traeumen und Geniessen 
	...
	Diese CD-Sammlung bekommen Sie fuer nur 99.99 DM
	Im Handel nicht erhaeltlich, greifen Sie zu ..

In BR2 oder SWF2 habe ich derartiges noch nicht erlebt.

> Aber darauf kommt es nicht an. Das Problem ist, dass 
> in ein paar Jahren wieder die Frage ansteht, ob jeder internetfaehige 
> PC gebuehrenpflichtig ist. Sagt man dazu "ja", hat man de facto eine 
> Internetabgabe in DE (und nur dort = Standortnachteil!). 

Ich wuerde sagen Standortvorteil.  Vorausgesetzt wir sorgen dafuer, dass
wir ein gutes oeffentlich-rechtliches Informationsangebot aufbauen.

Aber die Finanzierung muss nicht unbedingt ueber eine PC-Abgabe laufen.
Es gibt viele Wege.

> Sagt man "nein" dazu, entzieht man den ÖRs in dem Masse das Geld, in
> dem die Leute "Rundfunk"programme uebers Netz konsumieren.

Das waere keine Katastrophe.
Firmen wie SuSE florieren, obwohl Leute Linux ueber das Netz ziehen.
 
> Deshalb glaube ich, dass es so wie bisher nicht mehr lange 
> weitergehen kann.

Man muss nicht alles 100%ig haben wollen. 
Das gibt es sowieso nicht.
Der OeR-Rundfunk nuetzt auch denen, die ihn nicht hoeren und nicht
bezahlen.   
 
> Trauer um den guten alten ÖR vergangener Tage mit aufklaererischem 
> Bildungsanspruch.

Warum fuehrt jede Verschiebung in der Technik automatisch zu einem
weiteren Schritt in Richtung Mammonherrschaft?

Wenn Industrietechnik sich zur reinen Information hin verlagert, ist es
eigentlich Zeit, sich ein Stueck weit vom Patentwesen und von der Idee der
Parzellierung der Infosphaere in private Besitztuemer zu verabschieden.

Wenn "Klassik-Radio" nur noch durch DAU-Marketing und Abzielen auf
schlechten Yuppie-Geschmack ("Klassik" als "Lifestyle"-Accessoire)
aufrechterhalten werden kann, zeigt das, dass das Zeitalter der
Parzellierung zu Ende gehen und das des oeffentlich-rechtlichen Rundfunks
anbrechen sollte.

--
phm