Wie oben bemerkt, entstand E-Mail in den 70er Jahren in den USA. Das Betriebssystem Unix, das fast überall im Netz Anwendung fand und findet, krankte lange Zeit daran, nicht mit Umlauten umgehen zu können; ein Nachteil der sich auch im Bereich der elektronischen Post niederschlug. Die Programme waren auf die englische Sprache ausgerichtet und hielten sich an die ersten 128 Zeichen des American standard code for information interchange (Ascii). Unter diesen 128 Zeichen finden sich die Zahlen 0 - 9, die Buchstaben a - z und A - Z, Interpunktions-, sowie einige Steuerzeichen, etwa Seitenvorschub, Klingel, Wagenrücklauf usw., welche deutlich auf die Herkunft von Fernschreibcodes der Telex-Technik verweisen. IBM schuf einen quasi-Standard mit der Erweiterung auf 256 Zeichen, die Umlaute und Zeichenelemente für den Bildschirm bereitstellte.
Die Nachwirkungen sind heute noch zu spüren. Nicht alle Posttransport-Programme können mit Nachrichten umgehen, die Zeichen enthalten, deren Wert höher als 127 ist. Auch die Post-Programme und Editoren selber können durchaus mit diesem Mangel behaftet sein (sie sind nicht "8-bit-clean"). Das kann dazu führen, daß der Text, der auf dem eigenen Bildschirm noch ansehnlich aussieht, beim Empfänger mit überaus seltsamen Zeichen versehen erscheint. (Anmerkung: verwendet werden 2ˆ7=128 bzw. 2ˆ8=256 Zeichen, die Zählung endet bei 127 bzw. 255, weil es sich um eine 0-basierte Zahlenreihe handelt.)
Den einfachsten und freundlichsten Weg, dieses Phänomen zu
vermeiden, stellt die Verwendung von Umschreibungen solcher
Zeichen dar. Die Umlaute und das szett können statt ä ö ü ß auch
ae oe ue und ss geschrieben werden. Manche Leute verwenden hier
den Quasistandard, der sich mit dem Satzsystem TeX
durchgesetzt hat und schreiben "a "o "u "s
.
Weshalb sollte Rücksicht auf die Unzulänglichkeiten der Software genommen werden? Woher soll ich wissen, an welcher Stelle nach Zählung des jeweiligen Zeichensatzes nun das Zeichen für Paragraph auftaucht? Eine - leider nicht immer wirksame - Lösung stellt die Benutzung entsprechender Kopfzeilen dar.
MIME-Version: 1.0
charset=iso-8895-1
Content-Transfer-Encoding: 8bit
Die Verwendung dieser Zeilen im Umschlag des Briefes erhöht die Chance einer korrekten Zustellung und Darstellung. Wie das Post-Programm zu überreden ist, solche Zeilen zu verwenden, siehe Kapitel Software.
Eine andere Lösung bestünde darin, den Text von seiner 8bit-Form in eine 7-bit-Form zu wandeln. Hierfür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Eine davon wäre, einen Text in seiner 8-bit-Form als sogenanntes attachment zu verschicken. Neuere Post-Programme bieten diese Möglichkeit umstandslos an.
Wenn diese Lösungen nicht praktikabel sind, sollten auf jeden Fall die Umschreibungen gewählt werden; denn die Codierung der einzelnen Zeichen variiert mit dem verwendeten Betriebssystem. Während unter Unix der ISO-Zeichensatz (International Standards Organization) genutzt werden kann, machen IBM und Micr*soft eine Ausnahme. In diesem Bereich gilt der IBM-PC-Zeichensatz.
Generell gilt: die Formate, welche die herkömmlichen Textbearbeitungsprogramme benutzen, um Dateien abzuspeichern, haben im Bereich von E-Mail nichts zu suchen: es ist nicht vorhersagbar, ob der Empfänger mit seinen Programmen in der Lage ist, Texte in einem solchen Format zu lesen. (Anmerkung: Format bezieht sich hier auf die Art, in der Textbearbeitungsprogramme Informationen zum Text, z. B. die Zeichengröße, abspeichern. Hier existiert kein Standard; daher kann eine ".doc"-Datei, die mit Word erzeugt wurde, nicht ohne weiteres mit WordPerfect oder WordStar usw. gelesen werden.)
Eine Bemerkung zur Länge der Zeilen: Wie auch im Bereich der Nachrichtengruppen sollten die Zeilen nicht länger sein als 70 Zeichen. Dafür gibt es mehrere Gründe: nicht alle benutzen eine grafische Oberfläche; die Textbildschirme mit 80 Zeichen auf 25 Zeilen sind nach wie vor verbreitet. Viele Leute zitieren auch aus dem Brief, den sie beantworten, dabei wird der zitierte Satz eingerückt und Platz auf der Zeile geht verloren. Außerdem sorgt der MIME-Standard dafür, daß Zeilen mit mehr als 76 Zeichen umgebrochen werden. Daher führen zu lange Zeilen zur Unleserlichkeit.
Im Prinzip sind Signaturen so überflüssig wie ein Kropf. Trotzdem erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Die Signatur sollte aus nicht mehr als vier Zeilen bestehen und mit zwei Gedankenstrichen und einem darauffolgenden Leerzeichen eingeleitet werden z. B.:
--
Hänsel Hungerleider haensel@hexenhaus.fitug.de
Die Gedankenstriche dienen vielen Programmen, die Post automatisch bearbeiten, als Kennung, daß der eigentliche Text aufhört. Die Beschränkung auf höchstens vier Zeilen macht Sinn, weil Signaturen die Menge an Daten erhöhen, die über die Leitungen gehen und keine Information darstellen, die benötigt würde. Die wesentlichen Informationen zum Beantworten eines elektronischen Briefes werden von den Programmen in die Kopfzeilen geschrieben.
Was im einzelnen in der Signatur untergebracht wird, bleibt dem Benutzer überlassen. Von Sinnsprüchen über kleine Zeichnungen aus Ascii-Zeichen bis zur Angabe der snail-mail-Adresse samt Telefon- und Faxnummer ist alles auf dem Netz zu finden; in manchen Fällen fehlt nur noch die Schuhgröße.
Die Signatur wird in einer eigenen Datei untergebracht, die vom Post-Programm automatisch an den Brief angehängt wird. Unter Unix heißt die Datei in der Regel ".signature" und wird auch von anderen Programmen, die zum Lesen und Schreiben in den Nachrichtengruppen dienen, verwertet. Normalerweise sind jedoch sowohl der Name der Datei, als auch ihr Aufbewahrungsort konfigurierbar.
Innerhalb des Internet gilt die Konvention, daß die Adresse aus dem Nutzernamen und einer Domainangabe besteht: "nutzer@rechner.subdomain.domain". Benutzername und Domainangabe werden durch den Klammeraffen verknüpft. Die Felder der Domainangabe werden durch Punkte voneinander getrennt. Die Adresse darf weder Kommata noch Leerstellen enthalten, da beide Zeichen als Trennung zweier verschiedener Adressen aufgefaßt werden können. Sollte das Postfach des Empfängers auf dem gleichen Rechner liegen, genügt auch die Adresse "nutzer".
In Teilen des Netzes, die nicht direkt zum Internet gehören, gelten andere Konventionen.
Jeder Compuserve-Nutzer erhält eine eindeutige
Nummer. Innerhalb von Compuserve genügt diese Konvention. Um vom
Internet aus eine Adresse bei Compuserve zu erreichen, muß diese
umgeformt werden. Bei Compuserve gilt die Regel, eine Nummer
durch ein Komma mit einer anderen zu verknüpfen:
12345,123
. Um einen Brief an diese Adresse zu schicken,
genügt es, das Komma durch einen Punkt zu ersetzen und
@compuserve.com
anzuhängen:
12345.123@compuserve.com
Im Bitnet erhält ein Nutzer die Adresse
Nutzer@Domain
. Mit Glück genügt es, schlicht
\.bitnet
an diese Angabe zu hängen:
Nutzer@Domain.bitnet
. Sollte diese Möglichkeit nicht
funktionieren, muß der Brief an einen Gateway - einen Übergang -
zwischen Internet und Bitnet gerichtet werden. Dazu muß das at in
der Adresse als ein Prozent-Zeichen geschrieben werden:
Nutzer%Domain.bitnet
. Hieran schließt sich der
Name des Gateways an, entweder @vm.marist.edu
oder
@cunyvm.cuny.edu
. Daraus ergibt sich:
Nutzer%Domain.bitnet@vm.marist.edu
oder
Nutzer%Domain.bitnet@cunyvm.cuny.edu
.
Die Benutzernamen bei AOL können Leerzeichen
enthalten. Läßt man diese weg und setzt @aol.com
dahinter, sollte der Brief sein Ziel erreichen. Der Benutzer Vorname Name
kann bei AOL dann unter
VornameName@aol.com
erreicht werden.
Adressen im Fido-Netz bestehen aus Nummern:
1:234/567.8
. Diese Adresse muß gedreht und die Nummern
müssen zusätzlich mit den Buchstaben p (point), f (node), n (Netz)
und z (zone) versehen werden:
p8.f567.n234.z1
. Dahinter muß .fidonet.org
erscheinen. Vor diese Aufschlüsselung wird der Benutzername mit
einem at plaziert:
BenutzerName@p8.f567.n234.z1.fidonet.org
. In Deutschland
kann der Gateway von "s/e/s/o/m bbs" benutzt werden.
BenutzerName@p8.f567.n234.z2.sesom.nbg.de