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Re:Nichts gelernt? www.netzgegengewalt.de



Olaf Boos wrote:

HJK ergaenzt: 
 
> Schönen guten Tag,
> 
> Ihre Aktion "Netz gegen Gewalt" hat sich den Kampf gegen den
> Rechtsextremismus auf die Fahnen geschrieben. Dumm nur, dass
> das Thema völlig falsch und zudem stark einseitig angegangen
> wird.

und das die Initiatoren nicht aus der juengeren Geschichte
gelernt haben. 

> Mit reinem Denunziantentum verschaffen Sie zum Einen nur
> den Möchtegern-Blockwarten eine Plattform,

so ist es. 

> zum Anderen scheint
> der allgemeine Lernprozess bezüglich Filtersoftware an Ihnen völlig
> vorbeigegangen zu sein. In Konsequenz der aus Ihren Seiten zu
> erkennenden Linie steht ein durch Zensoren und nutzerfern
> gesteuerten Filter 'bereinigtes' Netz, dass aufgrund der völlig
> verstümmelten Konsistenz für den Nutzer unbrauchbar geworden
> ist (Vgl. die 97-98er Pläne von 'Mr. Law&Order' Kanther).

Das ist die technische Seite. die zudem auch die kritische
Auseinandersetzung blockieren wuerde. Wenn ich mich mit verbal
Kriminellen auseinandersetze, muss ich auch an deren Begriffen
ansetzen. Auch die Kritik wuerde also ausgeblendet. Aber
vielleicht will man das ja auch. Vielleicht will man ja durch
Gewalt erzwungene scheinbare Stimmung von Konsumieren und Spass
in einer Wolke von "Friede, Freude, Eierkuchen". Das ist schon
einmal schief gegangen. Baader/Meinhoff schon vergessen? Auch
die Bewegung fing als Diskussionsunterdrueckung an und
eskalierte aktionistischen Terroristengesetzen, die heute noch
die StPO verunzieren. Anfangs war sogar alles hoechst witziger
ziviler Ungehorsam bis die Justizrepression einerseits zu
Verbuendeten fuehrte, die normalerweise besonnener waren und
andererseits zum Ausflippen Gewaltbereiter. Diese Geschichte
sollte man zunaechst einmal genau studieren, bevor jetzt hier
wieder diese Schnellschuesse aus einer Ecke abgefeuert werden,
die den sicher nicht so fremdenfreundlichen Gegensatz zwischen
Indern und Kindern erfunden hat. 
 
> Der richtige Weg wäre statt einer reinen Bevormundung und
> Zwangsgängelung des 'Netzbürgers' eine vernünftige Aufklärung
> und Vermittlung von Netzkompetenz. Weiterhin stellt Ihre
> Filterstrategie lediglich eine weitere Variante des 'Wegschauens'
> dar. Dadurch, dass der Rechtextremismus aus dem Sichtbereich
> des Nutzers weggefiltert wird, ist er noch lange nicht
> verschwunden!

Sehr richtig. Huebscher ist da schon der Gedanke, die
nazistischen Begriffe selbst mit Domains zu besetzen und von
dort gegenzuargumentieren. Das waere auch Netzkonform, oder ist
jemand anderer Meinung. Dann brauchte man auch keine ohnehin
nutzlosen mechanischen Filter und menschliche Blockwarte
unseligen Angedenkens. 

> Sowas nennt man 'Behandeln von Symptomen
> anstelle Heilung der Krankheit'. Die rot-grüne Regierung wird von
> Ihnen gerne der Unausgegorenheit geziehen, dabei stellt diese
> Aktion tatsächlich ein wahres Musterbeispiel für mangelnde
> Vorarbeit dar. Also zurück ans Reissbrett, bitte. Hinweis: Immer
> auch die Konsequenzen mit durchdenken, auch und besonders die
> nicht absolut unmittelbaren.

Volle Zustimmung. Und vielleicht geht man nicht nur in die
juengste Geschichte sondern sieht sich auch einmal den Sumpf an,
aus dem der Nazismus geboren wurde und wer ihn unterstuetzt hat.
Dazu gehoert auch, wer denn wohl den Ermaechtigungsgesetzen
zugestimmt hat. 

> Sollte Ihnen an dem Thema mehr gelegen sein als nur einen
> populistischen Momenterfolg (das Thema 'rechte Gewalt' ist in den
> Medien derzeit hoch im Kurs), dann bin ich auf die kommenden
> Korrekturen gespannt. Mindestens so gespannt, ob dieser Text
> neben all den schönen und blumigen Worten auf
> http://www.netzgegengewalt.de/kommentare.htm zu lesen sein
> wird.

Da bin ich ebenso gespannt.

> Mit freundlichen Grüßen,
> Olaf Boos - Netizen.

Und Ihnen Dank dafuer, dass Sie es wagen wider den Stachel zu
loecken.

H.Jochen Krieger
mailto:krieger@transpatent.com
http://transpatent.com/ra_krieger