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Re: [FYI] GEZ



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Hallo Christoph,

Tuesday, October 16, 2001, 11:38:17 AM, you wrote:

...

> > Es gibt auch auf dem freien Markt kaum einen - ja durchaus
> > wuenschenswerten - Qualitaetswettbewerb, es gibt lediglich
> > einen Kampf um die Quote. Das sind recht gegensaetzliche
> > Dinge.

> Natürlich gibt es den - bei Zeitungen und Zeitschriften
> genau wie im Web.

Ja, mit den weiter unten von dir beschriebenen Folgen, viele
Teile des Netzes sind bereits jetzt unnutzbar. Zudem hat nicht
jeder die Zeit und die Faehigkeit (Medienkompetenz, again!)
sich in diesem Chaos zu orientieren. Ganz nebenbei, ich mag
dieses Chaos, ich haette nur gerne den weiter unten erwaehn-
ten "verlaesslichen Gegen-/Ruhepol" fuer die Leute, die nicht
den ganzen Tag ellenlange Mails an Listen wie debate schrei-
ben koennen ...

Zeitungen sind freilich auch etwas guenstiger zu produzieren
als TV-Inhalte - trotzdem war das Sterben im deutschen Blaet-
terwald in den letzten Jahren gross wie nie (Kein Wunder beim
dem Schund, der teilweise auf den Markt geworfen wurde ..).
Leider erwischt die liebe Marktwirtschaft aber nicht nur den
Schund, sondern einige Querformate, die sich eben nicht dem
Mainstream anpassen wollen.

Das "Multimedia-Internet" der Zukunft hingegen wird Unsummen
verschlingen - was angesichts der kuehnen Plaenen alle bis-
her bekannten Medien einzubringen kaum verwunderlich sein
duerfte.
Vor allem handelt es sich hier aber auch um einen Markt, der
zur Zeit kaum naeher definiert ist und den viele Printhaueser
gerne "von unten" besetzen wuerden. Da kann man den Futter-
neid durchaus verstehen ...

> Das Problem, was Patalong im zweiten Teil seines Artikels durch-
> aus anschneidet, was Du aber völlig ignorierst, ist doch, daß
> öffentlich-rechtliche Angebote im Wettbewerb zu Privaten stehen,
> dabei aber dank Gebührenfinanzierung niemals verlieren können,
> selbst wenn sie sich dabei unglaublich dämlich anstellen und Un-
> summen an Geld verschleudern.

Dann hat man ihnen gefaelligst auf die Finger zu hauen,
was dank Verfilzung und offizieller Entkoppelung vom
Staat eben nicht ganz so einfach ist.

Das Problem sehe ich durchaus, da gibt es eine Menge zu
regulieren (afaik bestand da waehrend der letzten Diskus-
sion vor knapp einem (halben?) Jahr sogar weitgehend Ei-
nigkeit zwischen mir und Holger Veit). Ich verwende ja
nicht umsonst Umschreibungen wie "Das ist kein Bug, das
war mal ein Feature". Das ist aber noch lange kein Grund
den ö-r Rundfunk hinzurichten, wie es Holger Veit fordert
und fortan medienpolitischen Sozialdarwinismus zu betrei-
ben. Wohin sowas fuehrt, kann man nicht nur bei Neil Post-
man nachlesen.

> ...  Hier
> in B-W gibt es ja praktisch keinen Sender, der mal was anderes als
> den Britney-Spears-Christina-Aguilera-Einheitsbrei spielt :-((

Das meinte ich mit Quoten vs. Qualitaet. Wobei ich mich
in der deutschen Radiolandschaft nun wirklich nicht so
gut auskenne, dass ich mir ein Urteil erlauben koennte.

...

> Ich finde den Markt auch sehr wichtig - nur willst Du doch nicht
> ernst- haft behaupten, daß durch die jetzt ergangene Entscheidung
> der Markt oder die Qualität der Informationen in irgendeiner Art
> und Weise profitiert.  

Das Problem ist ein anderes, ARD und ZDF wollen Gelder (und
eine Freigabe) fuer - imo durchaus noetige und sinnvolle -
Netzaktivitaeten, dabei aber keine sorgsam erkaempften Res-
sortetats (andere nennen es Wasserkoepfe) anfassen (Gebueh-
renerhoehungen sind bis auf weiteres nicht machbar. Da sind
sich alle einig.). Die Entscheidung der Laender verlangt nun
aber genau dies, das schlachten heiliger Kuehe auf fetten
ö-r Weiden (Prima!). Sollten die Anstalten allerdings nicht
zu umfassenden interen Strukturveraenderungen bereits sein,
wird die "Qualitaet der Informationen" sogar noch weiter
leiden.

> Privatradio in Baden-Württemberg ist ein schönes Beispiel dafür,
> wie der Markt durch einen mit Unsummen an öffentlichen Geldern
> ausgestatteten Monopolisten praktisch erdrückt wird.

Radio, gerade auf mehreren Kanaelen, ist vergleichsweise
guenstig zu machen (Natuerlich kann man auch Unmengen von
Geld ausgeben, wenn man denn unbedingt mag.), wenn man
schon ein Funkhaus und eine grundlegende Infrastrukur hat.

Kleine Lokalradios haben da als Einzelkaempfer kaum Ueber-
lebenschancen, ganz abgesehen davon, dass sie oftmals ein-
fach nur schlecht sind und das kein Mensch einen weiteren
Chartsender braucht, der zwischendurch die Schweinepreise
vom Wochenmarkt kommuniziert. Es ist schlicht und ergrei-
fend eine beschissene Geschaeftsidee.

> Der Pluralität dient das mit Sicherheit nicht,

Soweit ich das beurteilen kann, unterscheiden sich die
einzelnen Kanaele des WDR und HR schon recht erheblich.
Die Lage im wilden Sueden kenne ich nicht.

> Auf Dauer sehe ich nur eine Chance für die ö-r-Medien, wenn sie den
> unseligen Absolutheitsanspruch völlig aufgeben und sich darauf
> beschränken, ein Angebot unter vielen zu machen.

Dann koennen wir sie gleich einstampfen. Mir waere ein
verlaesslicher Gegenpol zum durch und durch von Werbung
und populistischer Meinungsmache penetrietem Mainstream
wesentlich lieber. Auch und vor allem im Netz. Ja, ich
bin ein unverbesserlicher Idealist.

> ... Über einen Betrag von < 5,- DM / Monat kann man reden, dann

Das ist nun wirklich unrealistisch ,)

> sollen sie halt auf die Bürokratieapparate und die Aufwendungen
> für Brot und (z.B. Fußball-)Spiele verzichten, da sehe ich eh
> keinen Grund, warum das private Anbieter nicht genauso leisten
> könnten.

Koennen sie, ist aber, wie gesagt, ein gesellschaftliches
Politikum. Im uebrigen ist das auch einer der Gruende,
warum Pay-TV in unseren Rundfunklandschaft keine Chance
hat.

MfG
 Olaf, ./fx3
 ./¤*RP(

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