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Re: [suchfibel] Re: Dotty is public - heise online: Suchmaschinen sollen gemeinsame Filterliste erstellen



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Hallo Liste(n),

(Ich habe die Empfaengerliste mal etwas entschlackt, beachtet bei Ant-
 worten bitte, dass die Suchfibel-Liste keine Antwort von aussen erlaubt.
 Ich selber bin dort subscribiert und schleppe daher auch noch einmal das
 Vollquoting mit.)

Tuesday, July 16, 2002, 1:56:19 PM, Lutz wrote:

...
>

>> Meine etwas kritischere Rueckfrage bezog sich darauf, ob es nicht z.B.
>> auch bei "nichtredaktionellen" Verzeichnissen wie dem Gesamtkatalog
>> der Dt. Bibliothek (entschuldige, wenn das nicht ganz der korrekte
>> Name ist) evt. schon "Zensur" betrieben wird. Nimmt man dort wirklich
>> alles in Dtl. Gedruckte auf?
>
> Ja, das ist die Pflicht der Deutschen Bibliothek in Leipzig.
>
>> Allerdings ist es wohl eher in der Regel so, dass z.B. Ersteller und
>> Vertreiber strafrechtlich relevanten Inhalts wohl gar nicht so grosses
>> Interesse daran haben, so einfach gefunden zu werden. Es waere ja so,
>> als wenn ich mit der Tuete voller Koks am Polizeipraesidium deale;)
>
> Es geht ja auch nicht um Strafrecht, sondern um politische verordnete
> Scheuklappen für die Bevölkerung. Wäre ja auch noch schöner, wenn sich die
> Leute über die PDS informieren!
>
>> Und Jugendschutz ist, wie schon oefter bemerkt, vorallem Aufgabe der
>> Eltern. Wenn sie diese an die Schule "abgeben", auch dort. Meinetwegen
>> mit Filtern. Und dann meinetwegen sogar zentral, wenn technisch in
>> Ordnung. yahoo_zensiert statt yahoo als Suchmaschine.

> Ack. Ich halte zwar den Einsatz von "yahoo_zensiert" für ein
> Unfähigkeitsnachweis, aber egal.

Natuerlich, aber der ist leider leicht zu fuehren. Wir werden es nicht
schaffen Eltern zu erziehen (abgesehen davon, dass das ja auch eine
Bevormundung waere), es gilt allenfalls ein Stueckchen Restfreiheit
zu verteidigen und - hier stehen auch die Betreiber der den Markt be-
herrschenden (Index-)Suchmaschinen in einer moralischen Pflicht - zu-
mindest den Leuten einen Blick ueber den Tellerrand zu ermoeglichen,
die ihn wagen wollen.

Sonst werden aus der Telepolis (Roetzer) ganz schnell viele kleine
global villages (Im Plural durchaus anders als bei McLuhan gedacht)
mit Shoppingmoeglichkeit. Eh eine Entwicklung, die schwer genug aufzu-
halten sein duerfte. Dafuer brauchen wir aber kein Internet, da reicht
ein rueckkanalfaehiges (Fernseh-)Kabel und geringfuegig erweiterte
Fernseher. Fuer Shopping, etwas Mail und hin und wieder einen kleinen
Chat mit Tante Frieda oder dem virtuellen Swing^H^H^H Freizeitclub
sollte das allemal reichen.

Wenn es denn tatsaechlich ausschliesslich um Jugendschutz ginge, waere
so etwas wie yahoo_kids (als transparente Alternative!) evtl. gar kei-
ne schlechte Idee, von mir aus in Verbindung mit Dingen wie dem "Ju-
niorNet" von Arcor:  http://www.privat.arcor.de/microsites/juniornet/

Sowas koennte man aktiv bewerben, stattdessen betreibt man aber seit 2
Jahren unter Ausschluss der Oeffentlichkeit mit massgeblicher Unter-
stuetzung/Federfuehrung von js.net, BKA & Bertelsmann die Einfuehrung
bzw. Perfektionierung von a) Negativlisten (im "Idealfall" also Einzel-
sperrungen nach "positiver Kenntnisnahme", auch wenn Herr Schindler von
js.net lieber ganze "Domains" gesperrt sehen wuerde) und, spaetestens
hier wird es mehr als problematisch, b) Negativwoertern(!) zur pau-
schalen Filterung komplexer Netze, wo jede dieser "Wortstoplisten"
schon zwangslaeufig immensen gesellschaftlichen Flurschaden anrichten
muss (Die Welt ist nunmal nicht flauschig und weich, woher nimmt man
als Betreiber einer (Index-)Suchmaschine das Recht ein solches Welt-
bild als Wahrheit/Realitaet zu verkaufen?).

Zudem geht es ganz offensichtlich nicht nur um Dinge, die fuer Kin-
deraugen ungeeignet erscheinen, sondern vor allem um Dinge, die fuer
Erwachsene als "unzulaessig" oder gar "verboten" gelten, zumindest,
wenn man sie in dieser Form in Deutschland anbieten oder ins Netz
stellen wuerde. Aber genau das werden sie nicht, sonst waere das gan-
ze Theater ja nicht noetig (Wer wirklich mal nachforscht, wird auch
ueberrascht sein, wieviele Dinge im ach so freien Amerika nicht er-
laubt sind. Hint: Kipo, Morddrohungen u.ae. gehoeren dazu)

Wenn ein Betreiber sagt: „Den Schmutz will ich nicht haben“, dann soll
er doch bitte einen Webkatalog "Heile Welt" anbieten und keine (In-
dex-)Suchmaschine mit Vollstaendigkeitsanspruch, aber intransparenter
Filterung. Vermutlich ist das sogar eine richtig gute Geschaeftsidee.

Ich finde es hochgradig pervers (Vor allem, wenn man immer wieder mit
der Kipo-Keule kommt) all diese Dinge unter dem Deckmantel des Jugend-
schutzes durchzuziehen und halte die Anwendung eines erweiterten Zen-
surbegriffes fuer durchaus legitim. So falsch ist der Begriff des
Feindsenderverbotes hier nicht.

>> Ein anderes Problem ist es, dass die Suchmaschinen halt Geld kosten
>> und nicht aus oeffentlichen Mittteln finanziert werden. Wenn eine grosse
>> Pressekette keine "Junge Freiheit" mehr anbieten mag, darf ich mich
>> das gutfinden oder mich drueber aufregen, aber zwingen kann ich sie
>> meines Wissens nicht dazu. Und es steht ueber keinem der
>> Presselaeden "Wir haben nur im Angebot, was wir anstaendig finden".
>> Warum also bei einer Suchmaschine?

> Der Protest richtet sich nicht gegen die Suchmaschinenbetreiber sondern die
> Verfassungsverräter von jugendschutz.net, die den Betreibern einreden, sie
> müßten handeln. Dabei ist das nicht nur rechtlich falsch, sondern auch
> wirtschaftlich schädlich, weil die Leute von zensierenden Suchmaschinen
> abwandern.

Da wuerde ich durchaus differenzieren, so unfreiwillig scheint das En-
gagement der Betreiber nicht zu sein. Ob dabei nun oeffentlicher Druck,
Druck von mehr oder minder legitimierten Regierungsstellen (Wenn man
den Webauftritt von js.net als Kompetenzbeweis in Netzdingen wertet,
kann einem nur Angst und Bange werden), kommerziellen Ueberlegungen (die
Interessen von grossen Konzernen im Hintergrund bitte auch beachten),
oder einfach nur Lobbyarbeit (auch die ist ja per Definition nicht un-
eigennuetzig), ist aber _voellig_ sekundaer. Eine (Index-)Suchmaschine,
hier fand ich Lutz uebrigens etwas ungenau, ist, im Gegensatz zu einem
redaktionell betreuten Webkatalog und angesichts der derzeitigen
Macht-/Marktverhaeltnisse, einfach ein gesellschaftlich voellig inak-
zeptables Unding. Filterung von Index-Spammern lasse ich noch durchge-
hen, das ist imo noch QOS auf einem initialen Level. Intransparente
inhaltliche Filterung hingegen ist Manipulation der Kundschaft, da gibt
es keine Entschuldigung.

>> Und dann ist es wohl publikumswirksamer, die Webseiten der SPD oder
>> der amerikanischen Demokraten als "Filteropfer" dazustellen
>> als "rotten.com" Sorry, mit letzterem machst Du kaum Punkte.

> Die Zugriffsstatistiken der Proxies sagen anders.
> Remember: Niemand liest BILD.

>> Und es bleibt der Weg, diese Dinge beim Ersteller anzufordern, also
>> suchen, wo sie sind, oder einen alternativen Vertriebsweg aufzubauen.
>> Eine alternative Suchmaschine.

> Willst Du das wirklich? Was macht dann jugendschutz.net?

>> So wuerde es sicher auch der Suchmaschine gehen.

> Es gibt solche Suchmaschinen bereits. Aber es ist keine Lösung, klein bei zu
> geben und dann diese Suchmaschinen unter Druck geraten zu lassen.


MfG
 Olaf, ./fx3

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