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Re: [FYI] Provider gehen gegen Sofortsperrungen in dienächste Runde



Martin Uecker <muecker@gmx.de> writes:

> Ein von Providern monopolisiertes Netz, welches immer
> noch den meisten Usern dynamisch IPv4-Addressen zuweist,

Ich bin inzwischen der Überzeugung, daß RIPE mit der Richtlinie,
keine statischen IP-Adressen für Dialups zuzulassen, mehr Netzpolitik
geschrieben hat als alle bisherigen ICANN-Entscheidungen.

Meines Wissens ist die exzessive Vergabe dynamischer IP-Adressen
an Endkunden selbst bei Permanentverbindungen eine Besonderheit im
RIPE-Raum, die sich bei anderen RIRs nicht findet.

Das und die anderen von Dir genannten Phänomene lassen sich umgehen,
wenn man privat einfach einen Geschäftskundenzugang nimmt. Diese
werden natürlich weniger stark quersubventioniert und sind ein bißchen
teurer, aber nicht so, daß es furchtbar unbezahlbar wäre. (Nur im
Vergleich zu den Bandbreiten, die die ADSL-Nutzer bekommen, erscheint
es lachhaft teuer, was man für die dünne Leitung bezahlt.)

> Warum brauchen wir denn das zentralisierte ICQ und warum
> funktioniert das dezentrale finger nicht mehr? Warum stagniert
> eigentlich die Entwicklung in Richtung IPv6/IPSec

IPv6 stagniert nicht, es löst nur nicht die manche der Probleme, bei
denen man das erwartet hätte.

> und DNSSec?

DNSsec ist wohl tatsächlich tot, was auch nicht wirklich schade ist.

> Warum hat sich das Netz nicht weiter dezentralisiert? Bürgernetze
> und Funknetze waren doch einer guter Anfang: Bei jedem Menschen
> ein Server, eine Antenne, ein Stück Infrastruktur.

Ich glaube, daß dies auch geschehen ist, aber eben nicht für die
Massen.

> Als Gegenbewegung entstehen jetzt die ganzen P2P-Projekte. Doch
> die scheinen nicht wirklich mit dem existierenden Internet zu
> harmonisieren. Sie wirken irgendwie aufgesetzt, nicht integriert.

Sie sind ungefähr so aufgesetzt wie Usenet oder IRC. Du meinst
wahrscheinlich die Verrenkungen, die die Protokolle verwenden müssen,
um die Bemühungen, die Ende-zu-Ende-Natur des Netzes zu verschleiern,
rückgängig zu machen.

Das ist aber verglichen mit den Designfehlern eines beliebten
Protokolls das geringer Übel. :-)

> So wie die "Letze Meile" des Internet auf das Telefonnetz aufgesetzt
> ist.

Diesen Anschein will man erwecken (siehe oben), aber das ist nicht
wirklich mehr so.

> Da scheint auch keine Internetgemeinschaft am Werk, die die
> Internetprotokolle für die Zukunft weiterentwickelt,

So schlimm ist es nicht, es gibt durchaus Ansätze, die
Ende-zu-Ende-Natur des Netzes zu retten. ICMP Traceback gehört
z.B. dazu. Nur wenn wir solche Sachen habe, wird sich die
Ende-zu-Ende-Natur, die sich unter anderem unter dem grundsätzlichen
Ansatz "Wir schicken einfach ein Paket auf die Reise" retten lassen.

Die Abuse-Problematik (und die spezifische Art, in der gegenwärtig mit
Mißbrauch umgegangen wird) ist im übrigen eine sehr große Gefahr für
optimistische Protokolle wie IP, auch auf wesentlich höheren
Protokollschichten. Mail und Usenet haben sich dadurch schon sehr
verändert, eben weil man aus der Angst vor Mißbrauch die
Ende-zu-Ende-Natur längst aufgegeben hat.

> Dabei war das Internet - lange bevor es diesen Begriff gab -
> selber schon sehr P2P.

Huch? Der Begriff "Peer-to-peer networking" ist wahrscheinlich etwa so
alt wie das Internet moderner Prägung, denn das Internet *ist*
peer-to-peer *schlechthin*. (Das Arpanet war lange Zeit nicht
"peer-to-peer", wegen der IMPs.)

> Irgendwie war vor ein paar Jahren sowohl technisch als auch
> gesellschaftlich ein Internet vorstellbar, bei dem ein Büssow
> einfach niemanden geeigneten gefunden hätte, an den er seine
> Verordnungen hätte adressieren können.

Dieses Internet haben wir. Nur traut sich niemand mehr, mit großem
Tamtam die Mirrors hochzuziehen, wie das vor fünf (oder mehr? wie die
Zeit vergeht) Jahren der Fall wahr.

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