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Re: Blind Vision: Lemmingabstand



Holger:
>wo es jeder gelesen hat, ist es das doch :-) ). Genausowenig ist ein Dossier,
>was Aldi von meinem letzten Einkauf an der Kasse ueber "Mann, Mitte 30, Bart"
>gemacht hat, keine oeffentliche Information, selbst wenn einige das gerne

Bei LIDL habe ich letzte Woche mit Interesse gelesen, dass jetzt die
Kassenzettel beim Finanzamt anerkannt werden.
An dieser Stelle begann ich zu ueberlegen, welche Zugriffsbedingung
das FA verlangt hat, um das so zu akzeptieren.

Ich habe ueberlegt, welche mikrosozialen Analysen diese Datensumme
hergibt auch ohne Namen.

Das Bild "Zigarettenautomat mit Krankenkassenkarte" verdeutlicht das.
Die Definition "berechtigtes Interesse" (zB als Nichtraucher) beachten.

Der IMHO absurdeste Stempel "nicht vernichten"
stammt von einer Krankenkasse.

Oder die "Garagenparker" bei Auto-Sondertarif-Versicherung:
welche Kontrollrechte raeumt man wo ein?
Ist heute schon tendenziell unendlich.

(...)
>Das Problem stellt nicht die Information selbst dar - Dose Bohnen bei Aldi
>gekauft - , sondern deren Kombination mit anderen, die dann zu einem Bild
(...)
>Diejenigen, ueber die Information etwa bei einem generellen Fallenlassen
>des Datenschutzes frei fuer alle zur Verfuegung steht, sind nicht die Gewinner,
>selbst wenn sie da staunend zur Kenntnis nehmen koennen, dass Nachbar X.
>letzte Woche in der Stadt mit 65 km/h geblitzt worden ist, sondern die Loser.
>Ihnen fehlt jegliche Erfahrung und auch Technik, solche Datenpuzzles in
>grossem Massstab zu sortieren, kombinieren, filtern, auszuwerten - auszu-
>schlachten.

Informationelle Habenichtse ist unsere Kurzformel dafuer.

Das fuer mich erstaunlichste war 1984 die Situation beim
Landesdatenschutzbeauftragten in Hamburg bez. Btx.
Der CCC war Infoanbieter, der LfD Teilnehmer.
Wir hatten unsere Statistikseiten, schauten, zu welchen
Tageszeiten welche Abrufmengen usw beim CCC waren und
wir waren hoechst erstaunt, zu erfahren, dass beim LfD
anfangs garnicht klar war, wovon wir redeten.

Beim CCC Berlin heftige Debatten ueber Umgang mit
Statistikdaten auf dem Webserver. Ich wollte den Kram
moeglichst weit moeglichst offen fuer moeglichst viele,
andere wollten moeglichst wenig fuer moeglichst wenige.

Gruppenstrukturen lassen sich gut darstellen durch
bildgebende Verfahren im Zeitraffer, die Telefonate einer
Woche in einer Minute, zwischen Punkten der Teilnehmer
einer Gruppe mit Namen zB...
Dann hat man einen klaren Eindruck von Ablaeufen im
Kopf und das, ohne es einfach in Worte fassen zu koennen.

Solche "Verlaufsbilder" - ich habe keinen Begriff dafuer,
nur einen Begriff davon - sind extrem anschaulich im
Wortsinne.

Die Kunst des Data Mining befindet sich gegenwaertig
in der Fruehphase. Insofern stimme ich Holger zu, dass
da noch ein Haufen Ueberraschungen zu erwarten sind.

(...)
>untereinander austauschen. In der Zukunft weisst Du es - aber was Du nicht
>weisst, ist, in welcher Form und Kombination irgendjemand auf der Welt
>Informationen ueber Dich zusammensetzen wird. Das Leben wird, sagen wir mal,
>"ueberraschender" werden. Ich weiss nicht, ob ich soviele Ueberraschungen
>vertrage.
(...)

Wenn Du den Schockwellenreiter noch nicht kennst von Brunner, solltest Du ihn
unbedingt lesen. Er birgt so viele Ueberraschungen, dass Du zumindest mit
einigen im Alltag leichter klar kommen kannst.
wau

--
Gert: Der IQ eines Kollektivs ist der niedrigste Einzel-IQ
      dividiert durch die Anzahl der Beine.
Wau: Wurstkaese-IQ. Hunde einbeziehen in Gesamtrechnung.
     Hebt der Hund ein Bein, dann steigt der IQ.