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Re: Protect online identities of netizens in Serbia/Kosovo



On Tue, Apr 06, 1999 at 02:04:39PM +0200, Dr.Horst-Walter Schwager wrote:
...
> >Wohnungen mit Ruhe ihren Wein genießen wollen. 
> 
> dieses Verhalten sehe ich eher bei einigen Diskutanten hier und den
> Ostermarschierern, die aus sicherer Distanz und wohlgenaehrt vom
> warmen Ofen aus gegen diejenigen moralisierend zu Felde ziehen, die
> diesen armen Menschen helfen wollen. Sie haetten es wohl am liebsten,
> wenn der theoretischen Parabel "Voelkerrecht" Genuege getan und dafuer
> auch noch der Rest an Kosovo-Albanern umgebracht wuerde.
...

Die Kriegsverherrlicher heute sind nach meiner Erfahrung im
Rueckblick allzuoft identisch mit den deutschen Rassisten, mit
denen ich vor etlichen Jahren z.B. in Ilmenau zu tun hatte, als
ich mich dort um Asylbewerber, auch aus Kosovo kuemmerte.
Damals geiferten Politiker gegen engagierte Menschen, die sich
bemuehten, Asylbewerbern zu helfen.

Ich habe noch gute Erinnerungen an einige Gespraeche mit einem
vertriebenen albanisch sprechenden Lehrer, der zu einer
"demokratischen" Gruppe gehoerte und kein Anhaenger von Gewalt
war. "Damals" habe ich eine Menge Papierkram gelesen, in dem es
um die Begruendung fuer die Nichtanerkennung als Asylbewerber
ging.

Insofern fuehle ich mich befugt, eine ganze Reihe von Politikern,
die heute Kriegshetze betreiben, Heuchler zu nennen im Rueckblick
auf ihre Entscheidungen und Aeusserungen zum Kosovo damals.

Es zaehlt eben nicht nur, _was_ einer sagt, sondern was wer wann
anders gesagt hat.

Fuer manche Luegen braucht man jedoch ein gutes Gedaechtnis und
Wissen ueber Strukturen.

Wenn in der WELT vom 8.4. auf der Titelseite der Kommentar
die Ueberschrift hat "Wir lernen den Krieg" und dies dem Leser
einhaemmert bis zum letzten Satz, der auch lautet "Wir lernen
den Krieg", dann ist das "nur" ein Kommentar, voller Haeme
ueber "Pazifisten auf Krankenschein". Fuer die kritischen
Kommentare von Volker Ruehe zB ist eher kein Platz in der WELT,
denn der stoert das Bild der Bellizisten. Dieses Detail der
Kriegspropaganda ist nicht so offensichtlich wie die Luegen
im technischen Propagandabereich der WELT.

Wenn im gleichen Blatt der halbseitige Aufmacher der Beilage
"Unternehmen" die fette Ueberschrift traegt "Die vernetzte
Welt als universale Idee des Paul Allen", dann steht der Name
der Schreiberin fuer ihr Gemuet: Cornelia Schlicht.

Denn die Ueberschrift ist eine anmaszende Luege.
Die Autorin zitiert (das erste Wort beachten): "Bevor Bill Gates
und ich Microsoft gruendeten, hatten wir die Idee einer vernetzen
Welt." Es ist jedoch eine historische Tatsache, dass MSDOS erst
ab Version 3.x eine NETBIOS-Schnittstelle hatte. Und das ist der
Beweis dafuer, dass die Ueberschrift die nachtraegliche
Aneignung einer Idee anderer beinhaltet. Aber natuerlich muss eine
Tageszeitungs-Journalistin so etwas ebensowenig begreifen wie ein
Kriegsredakteur historische Zusammenhaenge.
wau