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Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen es nicht





Hallo Kristian,

On 05.01.2000 to subject "Re: [FYI] Jugendschutz: Filterprogramme bringen
es nicht", you wrote:

>Verzeihung, aber die Situation ist wesentlich komplexer.
>Zunaechst einmal bestaetigen Filter keinen Wertekanon. Filter
>blenden Inhalte auf Grund formaler Kriterien aus.

Ich denke schon, dass sich ein Filter, der sich in einem amerikanischen
Filterprogramm befindet erheblich unterscheiden wird von einem
Filterprogramm, dass von den Taliban in Afghanistan "entwickelt" würde.
Auch ein "gemeinsamer-europäischer" Filter würde sich wieder von einem
amerikanischen Filter unterscheiden und die formalen Kriterien beruhen
letzendlich auf Wertekatalogen, sei das nun die Firma, die das
Filterprogramm herstellt, eine Elternvereinigung oder ein gemischt
besetztes, staatliches Gremium.
Den gesamten Wertekanon einer Gemeinschaft oder Mehrheit dabei
widerspiegeln zu wollen, ist zwar der Anspruch der Filtervertreter, aber
nicht realistisch, es wird immer nur Bruchstück sein und wäre schon
allein deshalb abzulehnen. Von den verschiedenen Interessenlagen und den
unterschiedlichen Einflussstärken auf Seiten der Interessensvertreter
mal abgesehen, die auch eine Rolle spielen.

>- Formale Kriterien (URLs, URL-Pattern, Schluesselworte) zu
>  nehmen, um moralische Bewertungen von Inhalten vorzunehmen
>  funktioniert im allgemeinen nicht. Das Resultat ist
>  Dysfunktion: Leute codieren ihre originale Message um das
>  formale Sperrkriterium herum.

(...)

>  Die Sperrung hat keine erkennbare Wirkung: Sie ist durch
>  einen der zahllosen Proxies und Rewebber leicht zu unterlaufen
>  und das Unterlaufen der Sperre kann nicht wirksam verhindert
>  werden (siehe auch
>  http://www.koehntopp.de/kris/artikel/rating_does_not_work:
>  "E-commerce and ICR&S are natural adversaries"), weil
>  generische, verschluesselte Ende-zu-Ende Kommunikation im
>  jedem E-Commerce-faehigen Environment Pflicht ist.

Das stimmt, soll eine Filterung wirklich effektiv wirken, wären erheblich
mehr technische Mittel und restriktivere Gesetze nötig, was aber
gleichzeitig bedeuten würde, das Web insgesamt abzuschaffen, man könnte
auch sagen, eine Gesellschaft oder ein Staat müsste direkt den
Internetzugang in ein landesweites "Intranet" verwandeln.

Ciao
Kai
--

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