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[FYI] Reinhold Grether: "Mailinglisten verkörpern die Ideologie des Immer-so-weiter"
- To: debate@fitug.de
- Subject: [FYI] Reinhold Grether: "Mailinglisten verkörpern die Ideologie des Immer-so-weiter"
- From: "Axel H Horns" <horns@t-online.de>
- Date: Tue, 6 Jun 2000 09:42:31 +0100
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- Organization: PA Axel H Horns
- Reply-to: horns@t-online.de
- Sender: owner-debate@fitug.de
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/8212/1.html
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Von der Netzkritik zur Politik des Code
Reinhold Grether 01.06.2000
Blueprint für TOYWAR II
[...]
Aktionsfelder einer progressiven Politik des Code
Abschließend eine kleine Skizze möglicher Aktionsfelder, die sich -
wie Dotcoms und wir alle - die Fragen gefallen lassen müssen: Was
soll denn vernetzt werden? Warum eigentlich? Welche Arten von
Netzwissen werden professionalisiert? Kommt das Internet als
Weltkulturmedium voran? Eröffnen sich neue Chancen für
Weltkulturkapitalproduktion?
1.) ICANN. ICANN steht für eine totale Kontrolle des Internets durch
die US-Regierung und für eine künstliche Verknappung von Domainnamen.
ICANN soll das Management des A-Root-Servers übernehmen und oberste
Regulierungsbehörde des Internets werden. Daraus ergibt sich die
Doppelstrategie einer unerbittlichen Delegitimierung von außen und
einer massierten Demokratisierungsbewegung von innen. Einerseits eine
Implementierung neuer Toplevel-Domains durch das bestehende System
hindurch, andererseits Erwerb der ICANN-Mitgliedschaft und
progressive Politik von innen.
2.) Ausrichtung der Entwicklungspolitik auf die Finanzierung von
Wireless-broadband-Netzen für Entwicklungsregionen.
3.) Eine weltweite Kampagne für die Einführung von Open Source in
internationalen Organisationen, Regierungen, Verwaltungseinheiten,
Firmennetzwerken und Schulen.
4.) Globalisierung der Sprachenvielfalt. 90% der Netzintelligenz
fällt durch das Zwangsdiktat des Englischen durch den Rost. Die
Anglokraten sind das Gegenstück der Digerati.
5.) Entwicklung von Peer-to-Peer-Architekturen. Peer-to-Peer
bedeutet, dass User Dateien ihrer Festplatte für das Netz freigeben,
ohne dass ein Server dazwischen geschaltet wird. Die Zukunft gehört
Open-Source-Projekten wie Freenet, insbesondere wenn sie alle
Dateiformate exportieren, alle Dateien verschlüsseln und alle Rechner
anonymisieren.
6.) Einlösung alter Protokollversprechen. Weiterentwicklung des WWW
zur Versionsvielfalt userveränderbarer Webseiten (editierbare
Dokumente) und zur freien Verlinkung in existierende Webseiten hinein
(reversible Links).
7.) Etablierung browserloser Netze in Weiterentwicklung von Netomat.
8.) Technisierung der Netzkultur. Mailinglisten verkörpern die
Ideologie des Immer-so-weiter. Sie können in echte
Kooperationsplattformen umgewandelt werden, sodaß eine Vielzahl von
Arbeitsgruppen parallele Projekte bearbeitet. Mailinglistenarchive
gewinnen an Wert, werden die Beiträge untereinander ständig neu
verlinkt. Die Blastertechnologie kann das: sie assoziiert
Themenbezüge automatisch.
9.) Aufbau technischer, medialer und sozialer Infrastrukturen
virtuellen Protests. So entwickelt Alvar Freude, Co-Autor des
"Assoziations-Blasters", als Semesterarbeit des "Active Link"-
Seminars Olia Lialinas an der Stuttgarter Merz-Akademie ein
"Virtuelles Demonstrations-Netzwerk", das für Virtuelle Sit-ins
eingesetzt werden kann. Parallel dazu hat sich eine Begleitgruppe aus
Juristen, Politologen und Publizisten gebildet, die die Diskussion um
Legitimität und Legalität des Netzaktivismus in die Öffentlichkeit
tragen will.
[...]
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