[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Napster - ausnahmsweise ein paar Fakten...



Moin!

In allen Napster-Diskussionen ist entweder von dem drohenden
Untergang für das Abendland, oder der grössten Luftnummer einer
panischen Plattenmafia die Rede. Aber was ich bisher vermisst
habe, sind konkrete Zahlen. Was läuft über Napster, was wird da
eigentlich so übertragen und wen betrifft das in welcher Weise?
Des Wartens auf Fakten überdrüssig habe ich versucht, das eben
mal selbst in Erfahrung zu bringen.

Was ist Napster?

Zumindest kein Fileserver (wie etwa my.mp3.com). Sondern
lediglich die Plattform für ein eigenes Netzwerk.
Wer seine napster-Software auf seinem Windows-Rechner startet,
kann erst mal auswählen, welchen lokalen Plattenbereich er als
sharing space mit einbringen möchte. Die (mp3-)Files darin werden
erfasst (Name, ID3-Tags, Fileinfos) und diese Informationen zur
napster-Datenbank übertragen.

Nun kann der Nutzer in der napster-Datenbank nach gewünschten
Titeln suchen und bekommt die derzeit verfügbare Dateien
aufgelistet (der Server pingt einen minütlich an ob man noch
existiert. Wenn nein, werden die Einträge aus der Datenbank
ausgetragen).
Wählt man einen Titel aus, wird dieser direkt vom Rechner des
Nutzers gezogen, zu dem der DB-Eintrag gehört. Dann gibt es noch
eine Chat-Funktion (IRC lässt grüßen), etc.

Der Datenbestand wechselt je nach Anzahl der Nutzer, die gerade
online sind. Im Beobachtungszeitraum waren dies etwa 4.000 bis
8.000 Nutzer, die insgesamt 600.000 bis 900.000 Titel in die
Datenbank einbrachten (Im Schnitt also rund 150 Titel je Nutzer,
da war ich mit 990 Titeln geradezu ein 'dicker Fisch').

Meine Kiste war also für 40 Stunden in Napster eingeloggt und
dabei mit einem Verzeichnis von etwa 990 Files in der Napster-DB
vertreten.
Bei den Files handelte es sich teils um Sampler-CDs, teils um
Interpreten-CDs aus meinen privaten Beständen. Selbst habe ich in
dieser Zeit etwa 50 eigene Aufrufe (verschiedenste Titel) gestartet.
Davon wurden tatsächlich vollständig übertragen: etwa 25.
Allerdings war noch einiges an Müll dabei (verstümmelte Files,
miese Qualität, usw.), so dass die 'Ausbeute' nach 40 Stunden
gerade mal 14 Titel waren. Soweit meine Seite. In der Zwischenzeit
wurde aber auch munter auf meine Bestände zugegriffen.
Nachfolgend das Ganze statistisch zusammengefasst.

Auswertung der Abrufe aus einem Zeitraum von 40 Stunden:

Anzahl Anfragen:            283
Erfolgreiche Übertragungen: 81 (28,6%)
Übertragene Mbytes:         296,87 (nur die erfolgreichen Abrufe!)

Anzahl Nutzer:       184 (in Klammern: davon erfolgreiche Abrufe)
mit je eine Anfrage: 153
mit je zwei Anfragen: 18
mit je drei Anfragen:  5 Oliver Shanti (0) (0) (3), Badesalz (2) (2)
mit je 4 Anfragen:     1 Oliver Shanti (1)
mit je 5 Anfragen:     1 Nena (5)
mit je 6 Anfragen:     1 Oliver Shanti (4)
mit je 9 Anfragen:     1 Oliver Shanti (7)
mit je 11 Anfragen:    1 C-Block (0)
mit je 14 Anfragen:    1 Genesis (0)
mit je 15 Anfragen:    2 Badesalz (6) (0)

Anzahl Interpreten:                  97
eine Anfrage  (0) (1):               59 (40) (19)
zwei Anfragen (0) (1) (2):           16 (9) (5) (2)
drei Anfragen (0) (1) (2) (3):        5 (1) (3) (1) (0)
vier Anfragen (0) (1) (mehr):         6 (4) (2) (0)
fünf Anfragen (0) (1) (2) (3) (mehr): 3 (0) (1) (1) (1) (0)
sechs Anfragen:                       2 Sonny-J. (0), Extrabreit (1)
10 Anfragen:                          2 Take That (0), Nena (6)
15 Anfragen:                          1 Genesis (0)
17 Anfragen:                          1 C-Block (3)
36 Anfragen:                          1 Oliver Shanti (21)
38 Anfragen:                          1 Badesalz (11)
(davon wieviele erfolgreich) : (wie oft kam dies Verhältnis vor)

(Sollte das Ganze wegen Proportionalschriften im Mailclient schwer
lesbar sein, kann das Ganze auf Wunsch auch als HTML-File zur
Verfügung gestellt werden)

Resümee:
Zahlreiche Störfaktoren spielen bei einem Download (egal welche
Richtung) eine Rolle. Am deutlichsten ist, wenn sich ein Nutzer
ausklinkt während man gerade ein File von seiner Platte zieht.
Aber auch andere, nicht näher erkennbare Zusammenbrüche sind
festzustellen. Eine 'Erfolgsrate' der Nutzer bei Zugriffen bei
mir von nicht mal 30% lässt erkennen, dass man auch mit Napster
nicht so einfach sein mp3-Archiv füllen kann.
Interessant finde ich aber, auf was so alles zugegriffen wurde.
Wenn man meinte, dass die TopTen oder zumindest die populären
Titel die Renner sein dürften, Fehlanzeige. Nicht etwa Backstreet
Boys oder andere 'grossen Nummern' führen die Liste an, sondern
eher exotische Interpreten (Oliver Shanti - indianische Musik,
und Badesalz - hessische Comedys). Natürlich gibt es auch
Versuche, gleich ganze CDs herunterzuladen (hier: 15 Genesis-
Titel auf einmal, allerdings alle gescheitert), aber das ist tatsächlich
die Ausnahme. Auch sind die 'aktuellen Titel' garnicht so gefragt,
sondern vielmehr die Lückenfüller. Man könnte meinen, die Leute
wollen erst mal checken, ob sich die 30-35 DM für eine CD auch
lohnen, oder ob man sich über die Lückenfüller nur ärgern könnte.

Soweit mal ein paar Fakten. Bitte beachten, es handelt sich dabei
wohlgemerkt nur um eine Momentaufnahme, die nicht zwangsläufig
repräsentativ ist. Aber zumindest sollte dies geeignet sein, um
eine Diskussion fundierter führen zu können. Feuer frei.....


MfG Olaf