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Re: [FYI] Heisenews: Smudo vs. Napster | Smudos Stellungnahme



> Hi alle,

[snip]

> http://www.heise.de/newsticker/data/chr-15.08.00-000/
> 
> Selbstverstaendlich kommt mir weder bei dem Programm
> Napster, noch bei dem Reizwort Napster und allem was
> dazu gehoert (ja, auch ich kenne iMesh, Gnutella und
> vieles vieles mehr) die Galle hoch, sondern bei der Art
> und Weise wie darueber diskutiert wird. Mir persoenlich
> liegt sehr viel daran, dass man grundsaetzlich
> versteht, dass es auf kuenstlerischer Seite weniger um
> Geld,  als um die Degradierung seiner Kunst geht, wenn
> man das Gefuehl hat, man ist nur ein Sammelbildchen,
> eine Gratisdatei die mal auf die Schnelle getauscht
> wird. Man braucht nicht viel Weitsicht um zu begreifen,

Diesen Gedanken kann ich leider nicht mal ansatzweise nachvollziehen.
Ich als Kuenstler waere eher enttaeuscht, wenn man nach schnellem Hin-
und Hertausch ebenso schnell wieder geloescht wird. Dann hat man
entweder den falschen Rezipienten erwischt, oder aber Scheisse
fabriziert. Eine extrem hohe Tauschaktivitaet, abgesehen von der
Heavy-Rotation-Chart-Guelle, ist IMO ein Zeichen fuer die Qualitaet des
Kuenstlers.

Ich benutze Gnutella, Napster, Freebase und andere um an Musikstuecke
heranzukommen. Dies mag damit zusammenhaengen, dass ich sogut wie alles
auf Vinyl kaufe und es mir zuviel Aufwand ist, dies in qualitativ
ansprechender Form zu samplen. Andererseits mit der Tatsache, das die
Dancehallburner mit stattlicher Zeitverzoegerung hier in D aufschlagen. 

> dass es weder mir, noch Metallica, noch Madonna und
> anderen Kritikern der Diskussion um Geld geht, sondern
> eben um diese Degradierung, da ersteres zur Genuege
> vorhanden ist. Ebenfalls missfaellt mir, dass bei
> dieser Diskussion immer wieder gerne gegen die
> Industrie geschimpft wird, ohne dabei auf den
> tatsaechlich Betroffenen, den Kuenstler einzugehen.

Schoen. Warum sind die 7inches, die wir direkt von der Insel kommen
lassen um mehr als zwei Drittel preiswerter als die hier erhaeltlichen?
Transportkosten spielen schon ab ungefaehr 100 Singles keinen Einfluss
mehr. Fliegt die 'Industrie' jede Platte einzeln ein? Fuer mich heisst
das, die Differenz geht also unter keinen Umstaenden in Kuenstlers
Tasche. Also sind das Hauptproblem die EMIs und anderen, nicht die
'Raubkopierer'. Fuer beide Seiten, den Kuenstler und den Hoerer.
 
> Im Heise-Newsticker wird der Eindruck erweckt, mir
> ginge es um Geld und dass ich ein grenzenloser Freund
> der Musikindustrie bin. Stimmt natuerlich beides nicht.
> Ich versuche ein sachlicher Beobachter zu sein und dort
> fuer Kuenstler/Urheber einzutreten wo ich es fuer
> sinnvoll halte.

Schoen. Ich glaube mich an eine aeltere Intro erinnern zu koennen, wo
Smudo mit anderen die ckm Kampagne unterstuetzte. Brennen ist eine
etwas andere Sache, weil es etliche gibt, die diese Sachen NICHT zum
Selbstkostenpreis weiterverzocken. Letztlich waere ich bei dem
Gedanken, das 10000 gebrannte CDs ein Nachwuchsband vernichten beinahe
schwach geworden und haette mir einen Brenner zugelegt.

> Ich habe nichts gegen das Format Mp3. Ich biete selbst
> ueber 100 Mp3-Files zum gratis-Download auf meiner
> Homepage an und betreibe das MfG-Remixforum auf
> MP3-Basis.

Schoen. Warum bist Du dann dagegen, dass das auch andere Anbieten?
Qualitaetskontrolle? Kann nicht sein, das ist relativ.

> Ich kriminalisiere nicht pauschal den Napster- oder
> sonstwie MP3-Downloader, sondern bin der Ansicht, dass
> die meisten solche Dienste nutzen weil sie in erster
> Linie bequem und einfach zu erreichen sind.

Eben. 7inch aufnehmen, nachbearbeiten etc. kostet viel Zeit.

> Ich bin der Ansicht, dass es ein Image-Ding ist, Musik
> wertiger zu machen um den Kauf des Originals attraktiv
> zu halten. Das ist Aufgabe der Musikindustrie UND der
> Kuenstler.

Das ist Sache der Kuenstler. Die Industrie kann nichts wertiger machen.
Der Wert entsteht im Kopf des Hoehrers. Ich finde einige Stuecke von
Euch Scheisse, keine Kampagne wuerde mich dazu bringen die zu kaufen.
Andere sind so phantastisch, das mich selbst der Gedanke beim Anhoeren
zum 'Mainstream' zu gehoeren nicht abhaelt. An den Empfindungen des
Kaeufers/Nichtkaeufers kann, wenn er ernstlich an der Muck interessiert
ist und nicht nur an einem Status, nichts geaendert werden. 
 
> Es ist mit Sicherheit naechtelange Philosophiererei
> wert, ob Tauschdienste wie Napster den Musikverkauf
> ankurbeln, weil man so auf mehr Musik aufmerksam wird
> die man dann evtl. kauft oder ob es langfristig
> schadet. Darueber gibt es bis jetzt keine Erhebungen.

Fuer mich persoenlich stimmt das. Ich habe vor recht langer Zeit nacht
gegen 2 auf MTV 'Rewind' von Artful Dodger gehoert, fand das ganz nett,
habe das mpeg gesucht und gefunden und 4 Tage spaeter die Single in der
Tasche gehabt. Das war nicht der Einzelfall.

> Trotzdem bin ich der Ansicht, dass gerade langfristig
> Techniken hermuessen, die es unbequem machen muessen
> Musik gratis aus dem Netz zu beziehen. Der Online-
> Freak wird immmer Wege finden, wenn es aber langfristig
> so ist, dass nahezu jeder Musik gratis beziehen kann,
> dann sehe ich darin eine grosse Gefahr fuer den
> Kuenstler.

Kaes. Ich kann mit den Mps nichts auf dem Plattenteller anfangen. Ich
kenne Audiophile die 128kbit nicht mal mit der Kohlenzange anfassen
wuerden. Ich kenne allerdings auch genuegend, die keine Unterschied
zwischen Telephonsample und CD-Qualitaetsample erkennen. Die haben
zumeist aber einen etwas anderen Geschmack, kaufen sich
Bravo/wasweissichsampler und kopieren dann wild unter Freunden. 
 
> Eine kleine Detailinfo dazu am Rande: Die IFPI
> (Phonohersteller- und Urheberrechtsverband) Deutschland
> hatte als Experiment eine gefakte Mp3-Seite mit
> populaeren, aber leeren, MP3-Songs geuppt und nur in
> zwei Suchmaschinen annonciert. Innerhalb von vier
> Wochen wurden ueber 17.000 (!) Plazebo-Mp3s gesaugt.
> Eine der wenigen erhobenen Zahlen fuer das
> Online-Potenzial. In jeder Hinsicht ;-)

Micropayment. Ich wuerde zahlen. ANGEMESSEN.

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> geht es um eine sachliche philosophische Diskussion.

Nunja. Diese zwei Worte in einem Satz.

> Ich gebe zu Bedenken, dass es gefaehrlich ist
> anzunehmen, dass Netz sei frei und anarchistisch, denn
> das Gegenteil ist der Fall. Im Netz ist man weder
> anonym noch un-hack-bar. Das Netz gehoert den

Stuempt.

> Infoanbietern und Telekomunnikationsfirmen. Wenn

Stuempt nicht. Infoanbieter? Im Bereich Compuserve/AOL koennte ich das
noch nachvollziehen. Ich biete auf einer Netzpraesenz (frei nach
dan*-Sommerloch) Infos an, gehoert mir das Netz dann anteilig?

> niemand fuer die Wahrung der Urheberrechte eintritt,
> spielt man die Macht den Infoanbietern zu. Es ist also
> in jedermanns Interesse in JEDER HINSICHT skeptisch zu
> sein und nicht nur die populaeren anti-establishment
> Statements zu beklatschen, sondern auch zu untersuchen,
> wer sich mit solchen Statements aus welchen Gruenden
> schmueckt. Man ueberlege sich bitte auch warum ein
> Heisenewsticker so kraeftige Headlines schreibt ?
> Genau, denn auch er moechte gelesen werden und
> "erfolgreich" sein. Die aktuelle Situation ist schlicht
> so: Napster wie auch illegalen MP3-Angeboten wie
> page4all u.ae. fliesst Aufmerksamkeit, Geld und Macht
> zu, dank einer Ware (Musik) fuer die sie sich weder
> ideel, noch finanziell, noch personell, eingesetzt
> haben. Die Musik die ihr Angebot ueberhaupt erst
> nutzenswert macht wurde von ihnen erst am Ende der
> Enstehungskette abgegriffen. Das ist in jeder Hinsicht
> ein Missverhaeltnis zwischen Urheber und Verwerter.

Ich denke das sich Napster zu einer kommerziellen Plattform
weiterentwickeln wird. Das st die logische Evolution, das man aus einem
angenommenen Angebot versuchen wird Geld zu ziehen.
 
> Ganz klar ist auch, dass auf der anderen Seite  eine
> Menge Plattenfirmen stehen die in altmodischer 100%-
> Loesungsansatz-Denke Schwierigkeiten haben, sich in
> kleinen Schritten der neuen Entwicklung zu naehern. Auf
> der anderen Seite ist mir niemand in der Musikindustrie
> bekannt der *keine* Chancen online sieht.

Eben. Es geht um Kontrolle, damit moeglichst wenig von dem Profit
weggegeben wird. Ich bin dafuer, das Kuenstler Rechte an ihren Werken
haben, ich bin dafuer das Kuenstler Geld, auch viel Geld, fuer ihre
Arbeit bekommen. Ich bin allerdings nicht bereit mit meinem Geld
Marketing-sales-droids ihr Koks und den Porsche zu finanzieren.
 
> Ausserdem ist "die Musikindustrie" kein boeser Mann
> der am grossen Rad dreht, sondern eine Ansammlung von
> vielen verschiendenen Zellen, die verschiedene

Ok, dann viele kleine Maenner in ihren Zellen die alle am Rad drehen.
Mit dieser Formulierung kann ich mich anfreunden.

regards, Sebastian

-- 
F U M P             cryptome-mirror -> http://www.tu-chemnitz.de/~selu/
               cryptome-mirror -> http://www.uni-magdeburg.de/sluettic/