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Re:OT Mein Kampf (war: Re: [FYI] N@IIN (No Abuse In Internet e.V.) ist gegründet.)



Kai Raven wrote:

HJK stellt klar. 
 
> Hallo Jochen,
> 
> On 21.08.00 to subject "Re: [FYI] N@IIN (No Abuse In Internet e.V.) ist
> gegründet.", you wrote:
> 
> >Und deren amerikanische Tochter hat im Netz Hitlers "Mein Kampf"
> >angeboten
> 
> Warum auch nicht?

Einverstanden. Mir ging es nur um zwei Dinge.

1. Die Vergeblichkeit des Tuns auf dem Wege der Repression.

2. Die Doppelzuengigkeit der Handelnden. 

> Gut, ist in Deutschland verboten.

Der Vatikan hat im Mittelalter auch einmal versucht, Buecher zu
verbieten. Die Nazis haben dasselbe getan und diese sogar
oeffentlich verbrannt. Haben wir so etwas wirklich noetig? 

> Aber ich wollte mir mal einige Passagen durchlesen, nachdem ich im TV
> irgendeine Sendung zum 3. Reich gesehen hatte - ich musste auf eine
> Naziseite gehen, um den kompletten Text lesen zu können - Nazi bin > > ich
> nicht.
> Es mag eine komplette, kommentierte Ausgabe geben - aber wenn man sich
> erstmal selbst seine Gedanken machen will oder keine Lust auf Fernleihe
> hat, was dann?

Im einem folgenden Posting ist zurecht auf die Unlesbarkeit
dieses Machwerkes hingewiesen worden, dass seinerzeit von den
Standesaemtern kostenlos bei bestimmten Ereignissen verteilt
wurde. Gelesen hat das damals kaum einer (ebensowenig, wie die
Bibeln, die in amerikanischen Hotelzimmern auszuliegen haben). 

Vielleicht ist dieser Verein ja auch gar nicht so unvernuenftig,
wie es den Anschein hat. Nur: Ich meine, die entscheidende
Gewaltdiskussion kann nicht an ein paar Nazispinnern festgemacht
werden. Das geht doch schon in der Schule los bei der
Ausgrenzung derer, die nicht in der Lage sind, sich die
Designerklamotten zu kaufen, die gerade "in" sind. Die sind dann
in der Gefahr zu Schmuddelkindern zu werden, die Schmuddelspiele
treiben. Vor 1933 gab es zuviele Schmuddelkinder. Da wurde die
kritische Masse ueberschritten und schliesslich haben (fast)
alle buergerlichen Parteien dem beruechtigten
Ermaechtigungsgesetz zugestimmt. 

Alles schon vergessen/draengt? Ausgrenzung fuehrt zu einem
diffusen Gruppenbewusstsein. Da wird die Gruppe schnell
wichtiger, als die ausgrenzende Gesellschaft. Dann wird auch
schnell als Notwehr empfunden, was als Gewalt auf die Gruppe
zukommt. Haben wir das wirklich noetig? 

Intelligenter als Filter finde ich da schon die Besetzung der
Begriffe mit kritischen Inhalten. Warum nicht eine Domain namens
MeinKampf und dem Inhalt "Sein Kampf war nicht Dein Kampf".
Durch die repressive Filterung, die ohnehin ein Schuss in den
Ofen ist, sollten die wachen Netizien ermutigt werden, eine
intelligente argumentative Gegenoffensive zu starten, zusammen
mit staatlichen Massnahmen, die das Uebel an der Wurzel packen,
also nicht Ausgrenzung sondern Integrierung. 

H.Jochen Krieger
mailto:krieger@transpatent.com
http://transpatent.com/ra_krieger