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Re: [FYI] GI: Software-Engineering braucht Patente



> > Sowohl Dr. Martin Mayer (CSU) als auch die SPD- und FDP-Politiker haben
> > die Sorge um kleinere und mittlere Softwareunternehmen in den Vordergrund
> > gestellt.  Bei allen dreien ist von "Opensource" kein Wort zu lesen. Mayer
> 
> Presseerklärung Jörg Tauss:
> 
> "Es besteht die Gefahr, dass in Europa die zukunftsweisenden Entwicklungen
> der Open-Source-Software im Keim erstickt werden, ohne dass die damit
> verbundenen Potenziale genutzt werden ... Mit der grenzenlosen
> Patentierbarkeit von Softwareprodukten wäre die Chance einer
> Innovations-Oase im Bereich der Open-Source-Software vertan."

Ich wandte mich gegen die Praesentierung des Themas als Gegensatz zwischen
Konzernen und "Opensource-Bewegung".  Ich bin ja daran gewoehnt, dass die
Presse komplexe Themen reduziert, aber diese Reduktion sollte jetzt mal
bald veraltet sein, denn die Eurolinux-Petition hat die offizielle
Unterstuetzung der Vorstaende von ueber 200 Unternehmen, darunter
zahlreichen Aktiengesellschaften mit 50-1000 Angestellten, die nichts mit
Linux zu tun haben.  Die Statistik wird demnaechst veroeffentlicht.
 
> Ansonsten zu OS und Patenten: Interview mit Axel Pfeiffer, Patentanwalt
> München in der computerzeitung 37/2000

> Ausschnitt:
> "Opensource-Anbieter können insofern tatsächlich ein Problem bekommen, als
> sie häufig überhaupt keinen wirtschaftlichen Hintergrund haben, vor dem sie
> sich auf Patente einlassen könnten. Eine Abhilfe sehe ich leider nicht."

Es ist ja schoen, dass auch Patentanwaelte dieses Problem sehen.  Aber vor
dem anderen Problem verschliessen sie meist die Augen.  Die heute auch bei
der Generaldirektion Binnenmarkt u.a. weitverbreitete Argumentation lautet
- Softwarepatente foerdern die Innovation bei groesseren Unternehmen
  und sind ein gutes Mittel zur Forschungsfoerderung
- Kleine und Mittlere Unternehmen werden damit zurecht kommen, wenn wir
  ein paar Patentaufklaerungskampagnen lancieren und Patente billiger
  machen
- Die Opensource-Bewegung hat ein Problem, aber sie ist
  volkswirtschaftlich unwichtig.

> > Bisher hat sich kein Konzern fuer Softwarepatente ausgesprochen.
 
> Beim Patenttag des BMWI im Mai hat sich der Siemens-Syndicus ganz klar für
> Softwarepatente ausgesprochen, gestern die IBM-Managerin,

Das waren alles keine offiziellen Erklaerungen des Vorstandes sondern
lediglich Diskussionsbeitraege von Patentfachleuten.

In denjenigen Konzernen, die einge eigene Patentabteilung haben, entsteht
von selbst eine "umtriebige Lobby" fuer das Patentwesen.  Schon deshalb,
weil die Programmierer staendig dazu angehalten werden muessen, alles
irgendwie neu scheinende zur Patentierung anzumelden.  Solche
Anforderungen kommen z.B. staendig auf die Siemens-Programmierer
zu.  Natuerlich werden die auch ideologisch untermauert.  Und niemand hat
einen Grund, sich dagegen zu stellen.  Das heisst aber nicht, dass das
Unternehmen zu der Frage, ob es die Patentierbarkeit von Software haben
will, sich irgend eine politische Meinung gebildet hat.

Es mag journalistisch geschickt sein, den Konflikt auf zwei Parteien
"Grosskonzerne vs Opensource" zu reduzieren, aber einer strengen
Ueberpruefung haelt diese Einteilung m.E. nicht stand.

-phm