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Re: [FYI] Rainer Fromm: Internet schafft neue rechtsradikale Strukturen



On 29 Sep 00, at 10:09, Holger Veit wrote:

> On Fri, Sep 29, 2000 at 09:25:22AM +0200, Arne Haeckel wrote:
> > Hi,
<snip>
> Ja, insbesondere angesichts soziologischer Untersuchungen, die
> daraufhindeuten, dass eher die Zugehoerigkeit zu einer gleichalten
> Gruppe praegend ist. Bezugsperson sind die Eltern lediglich in
> den ersten paar Lebensjahren, und ihren Vorbildcharakter verlieren
> sie meist schon schnell.
>
> > Wie steht es denn mit den Großeltern? Inzwischen kenne ich eine
> > Reihe von Großeltern, die sich aufgrund der enormen "Freizeit" als
> > Rentner oder (Früh-)Pensionär mit Computer und Internet
> > beschäftigen. Warum sollen denn nicht die als Internet-Scout
> > fungieren können?
>
> Das werden sie - vielleicht - dann sein koennen, wenn die heutige
> "Generation Linux" ins Rentenalter gekommen ist. Die derzeitigen
Nein ich meinte tatsächlich Leute, die heute Großeltern sind: Da
kenne ich einige, die im Internet surfen. Und wenn die dann ihre
Enkel mit-surfen lassen, könne die Großeltern dann den Kindern
erklären, was es mit Haß-Seiten auf sich hat, was es mit Porno-
Seiten auf sich hat etc. Simplifiziert gesagt, so ähnlich wie bei
einem Spaziergang durch die Stadt....

> Rentner im Netz mit Kenntnissen ueber Anwenderniveau hinaus spielen
> nur eine verschwindend geringe Rolle (gemessen an ihrem Bevoelkerungs-
ACK. Aber das braucht's auch nicht unbedingt, wenn es darum
geht, (rechts-)radikale Probleme zu erklären und in einen
gesellschaftlichen Kontext zu stellen. Siehe auch Subject dieses
Threads.

> anteil). Das Internet ist nicht das Medium der heute 50-70jaehrigen.
>
> "Vielleicht" deswegen, weil die derzeitige Grosselterngeneration,
> die 60er bis "68er" laengst ihre frueheren Ideale verraten haben. Wer
> kann heute sagen, ob in 20 Jahren nicht heutige so tolle Werte wie
> Freiheit von Information, Meinung oder Software nicht laengst zum
> geschichtlichen Treppenwitz geworden ist. Der vernetzte globale Mensch
> wird durchsichtiger; irgendwann wird er sich wieder in eine eigene
> Nussschale zurueckziehen.
>
> > Wichtiger Grund ist nicht nur daß sie Zeit haben, sondern (oft) die
> > erforderliche Lebenserfahrung und persönliche Reife haben, aber
> > auch bei den eigenen Enkeln hohes Ansehen und damit Einfluß
> > haben.
>
> Die Grosselterngeneration, mit der ich aufgewachsen bin, war die Vorkriegs-
> generation - wenig vorbildhaft und glaubwuerdig, trotz dauernder Beteuerung,
> mit dem braunen Mist nichts zu tun zu haben.
Ist nicht ein Teil der Vorkriegsgeneration bereits Urgroß[oma|opa]?
Jedenfalls die meinte ich eigentlich nicht, denn ich sprach von
Frühpensionierten, d.h. Menschen mit Alter <= 65Jahren.
>
> Welche Werte hat die heutige GE-Generation als attraktiv fuer die
> Jungen anzubieten?
>
> > Ach ja, und wie ist es mit den sonstigen Menschen aus der
> > Umgebung der Kinder?
> > --Klasse, da gibt es informierte und aufgeklärte Onkels und Tanten.
>
> Wo gibt's die? Im eng begrenzten Kreis der hiesigen Usenet- und Mailinglist-
> junkies in Ansaetzen; in freier Wildbahn? Nicht jeder hat intellektuelle
> Intelligenzia als Verwandte. Und selbst wenn: die Tendenz ist eher
> ein Stockkonservativismus bis hin zur krassen Ablehnung, was den
> Umgang mit neuen Medien angeht. Als Vorbild kaum brauchbar.
OK, wir haben jetzt beide Schwarz-Weiß gemalt....
>
> > --Gruselig, denn da gibt es Kinder im Kindergarten/Schule, die von
> > Ihren Eltern nicht betreut werden oder dort das "falsche" lernen:
>
> Im Kindergarten entwickelt sich initial das Gruppensozialverhalten.
>
> > Falsch deshalb, weil diese Kinder meine tyrannisieren lernen oder
> > weil sie rechts-/links-radikales und/oder sonstiges
> > menschenverachtendes Gedankengut zuhause mitbekommen.
>
> Das bekommen sie lediglich partiell zuhause mit. Die Umgebung praegt da
Zusammenfassung: Ganz oben schriebst Du von der ersten
Prägung durch Eltern, und hier "Im Kindergarten entwickelt sich
initial". Also: Falls meine Kinder im Kindergarten gestörte Kinder
treffen, dann wurden diese zuhause (=nahe Verwandte,
Eltern)gestört. Für Kinder, die in der Schule störungen zeigen,
kann es auch sein, daß sie von anderen Personen gestört wurden.
Oder?

> den Grundtrend weit staerker aus, was nicht verwunderlich ist, da die
> Eltern ebenfalls von dieser Umgebung beeinflusst werden. Wer z.B.
> in einem Viertel mit hohem Auslaenderanteil lebt, erlebt Konflikte aufgrund
> kultureller Differenzen unmittelbarer als jemand in einer Umgebung mit
> einer homogenen Gruppe. Dass dabei Grenzziehungen zwischen 'wir' und
> 'den anderen' stattfinden, ist natuerlich. Allerdings ist es dabei eine
Jaaa, aber... Die meisten Kinder, die jemals mißhandelt wurden,
wurden von den allernächsten Verwandten mißhandelt. Und
diejenigen verhaltensgestörten/schwererziehbaren Kinder, die ich in
Schule oder Fußballverein kennen lernte - in nächster Nähe war ein
Heim für schwer erziehbare Kinder- waren von ihren Eltern
entweder komplett vernachlässigt worden oder brutals immer
wieder geschlagen worden.
Ich glaube es war Wau?, der einmal auf dieser Liste einen Fall von
Kindern zitierte, die regelmäßig Gewaltpornos sehen, wo der Vater
alkoliker und Abgeordneter ist: Vernachlässigte Kinder.

> fromme Hoffnung zu glauben, dass entferntere Dritte, wie etwa Grosseltern
> oder andere Verwandte da Vorbildwirkung haben koennen - fremde Ansichten
Nenne es wie Du willst: Kinder werden in den ersten Lebensjahren
geprägt, da sind sie am meisten formbar und lernen soo viele
Verhaltensweisen. Und die ersten 3-6Jahre verbringen sie die
meiste Zeit mit Eltern/Großeltern. Ein Vorbild bewußt zu suchen
beginnt m.E. oftmals in der Pubertät (bei manchen Menschen auch
nie), auch wenn in der Zwischenzeit eine unbewußte Prägung oder
auch ein "Nachlaufen" stattfindet.

> fuehren bei einer bestehenden Gruppe eher zur Ausgrenzung des Abweichlers,
> statt zur Reflektion ueber die eigene Position.
>
> > Das Problem ist nicht das Internet, es ist nur eine neue
> > Ausdrucksform für gesellschaftliche Mißstände.
>
> ACK. Allerdings polarisiert es staerker als fruehere Medien. Differenziertere
Ja, aber auch nur das Internet in der Form, wie wir es kennen: Das
Internet in dem ich spontan meine Meinung/Wissen einbringen
kann. Also Internet mit Newsgroups, Mailinglisten, IRC, Chat.

> Betrachtung aufgrund der Verfuegbarkeit vielfaeltigerer Informationen
> ist ein Mythos: man pickt aus dem Wust an Daten das raus, was die eigene
> Position foerdert. Und es gibt genuegend Rosinen, aus denen man sich
> bedienen kann.
Passiert nicht dasselbe, wenn einer FAZ ließt und ein anderer
Bild? Aber diese treffen seltener aufeinander. Diese beiden -
überspitzt gesagt- reden schon deshalb nicht unbedingt
miteinander, weil einer eine Kravatte trägt und der andere ein
TShirt. (Pass auf, ich habe nicht gesagt, welcher Leser welche
Kleidung trägt.)
>
Gruß Arne
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