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Re: Lessig und das Monti-Prinzip



> >Schizophren ist es aber, wenn das Wettbewerbskommissariat der EUK
> >einerseits den unbeschraenkten Buchpreiswettbewerb vorantreibt und
> >andererseits im Namen der Belohnung von Ideen neue staatliche
> >Monopole befuerwortet.   Sowohl beim Buchpreiskartell als auch bei
> >Softwarepatenten dient die Wettbewerbsbeschraenkung (angeblich) der
> >Belohnung der Urheber von Ideen, die bei einem ungehinderten Wettbewerb
> >(angeblich) zu kurz kaemen.
> 
> Nein, das ist nicht schizophren, wenn man die zutreffende Referenz
> korrekt waehlt. Bitte auseinanderhalten: Es geht hier um Politik,
> also um den Erhalt bzw. den Ausbau von bestehenden Macht(sphaeren),
> und nicht, wie im Bereich der Wissenschaft, um an Wahrheit
> orientierte Konsistenz, gar Logik. (Politische Programmatik, die
> zumindest leidlich auf dem Papier den Anspruechen der Konsistenz
> genuegen muss, um eine Chance auf Ueberzeugbarkeit zu erhalten, ist
> von nachrangiger Bedeutung und steht im Dienste der
> Machtorientierung. Im Zweifel wird Konsistenz fallengeglassen. Man
> nennt das dann "pragmatisch".) Es ist schlichte Kraftverschwendung,
> den Kopf zu schuetteln (und langsam zu verzweifeln), wenn man wie
> Hartmut hier mit der falschen Referenz urteilt und nach dem Motto
> argumentiert: "Aber Ihr muesst doch einsehen, dass das alls voellig
> inkonsequent, irre, gaga ist..." 

Ja.  Du sagst eigentlich das gleiche wie ich.  Trotzdem kann man diese
"Referenz" gelegentlich mal herstellen, wie Lessig es recht geschickt tut.

Es gibt eine andere Art von "Referenzverfehlung", die ich fuer weniger
intelligent halte.  Etwa wenn man aufzeigt, dass gewisse militaerische
Entscheidungen der USA nicht unmittelbar den Menschenrechten
dienen oder dass es im Golfkrieg um Oel ging.  "Wer haette das gedacht?"
wuerde ich da antworten.  Ein wenig komplizierter als in der Sonntagsrede
des Praesidenten darf der unterstellte Referenzrahmen schon sein, nach dem
man die Konsequenz beurteilt.

Beim Wettbewerbsdirektorat der EUK faellt es mir allerdings schwer, etwas
anderes zu unterstellen, als dass es Aufgabe dieser Behoerde ist,
schaedliche Monopole zu verhindern.

> (Noch schlimmer, um nicht zu sagen
> politisch verheerend als solch ein Referenzverfehlen ist es
> allerdings anzunehmen, dass sich in einem Quasi-Automatismus
> bestimmte Entwicklung von allein erledigen werden, nur weil sie als
> unlogisch erscheinen oder technisch nicht funktionieren (siehe zu
> letzterem: Filter).)

Ebenso verheerend waere es, anzunehmen, dass sich die Softwarepatentfrage
deshalb erledigt, weil Konsultationen stattfinden und die meisten Firmen
ein Interesse an einer Eindaemmung von Swpat haben.

-phm