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Re: Semantic Web oder Hyper-Hyperlink



On Tue, Nov 28, 2000 at 11:53:17AM +0100, Rigo Wenning wrote:
> Als Group-Reply:
> On Mon, Nov 27, 2000 at 01:40:24PM +0100, Holger Veit wrote:
> > On Mon, Nov 27, 2000 at 12:11:14PM +0100, Heiko Recktenwald wrote:
> [quatsch gelöscht..]
> > 
> > Gerade die Moeglichkeit, *alles* zu verlinken, macht einerseits die
> > Besonderheit des WWWs gegenueber anderen eher flachen Medien aus, anderer-
> > seits ist es nur durch Extremverlinkung moeglich, wirklich alles zu einem
> 
> Daran wird im Moment gearbeitet: 
> Siehe http://www.w3.org/RDF/
>       http://www.w3.org/DesignIssues/

TNX.

> Eine andere Form der Anwendung sind Annotations, also die
> Web-Seiten Dritter kommentieren zu können. Das kann man mit dem
> neuesten Amaya-Browser/Editor ausprobieren
> http://www.w3.org/Amaya/

Das kaeme den Randnotizen im Leihbuch nahe, wenn es dadurch moeglich 
waere, seinen Kommentar an eine fremde Webseite zu heften. Ich vermute
(ohne es bislang angesehen zu haben, korrigiere mich!) allerdings, es
sind eher private Heftzettel im eigenen Browser, die niemand sonst
zu sehen bekommt. Die Voraussetzung fuer entsprechende Server-Side-Cookies
ist bei den wenigsten Webservern vorhanden.

Es stellst sich dabei auch die Frage, ob ein Webseitenbetreiber diese
Art des Glasnost ueberhaupt will. Selbst wenn man die von mir gemutmassten
Wandschmierer ausklammert, so kann es doch bei einem kommerziellen
Betreiber ueberhaupt nicht erwuenscht sein, dass durch Annotationen das
eigene Produkt diskreditiert wird. So werden Guestbooks ueblicherweise
regelmaessig "korrigiert", indem gefaehrliche Kritiken entfernt werden
(der poebelnde Schreihals, der seine E-Mail-Adresse hinterlaesst, dis-
qualifiziert sich freilich selbst; er kann dann ruhig drin bleiben; er
fungiert dann als Vertreter einer pseudo-pluralistischen Meinungs-
landschaft: es gibt diejenigen, die das Produkt ueber den gruenen
Klee loben, und es gibt die Schwachkoepfe).

> > Altavista-Hits haengen haben. Die Frage der Redaktion solcher Hyper-Hyperlinks
> > ist offen (das ist IMHO nicht die Aufgabe des Webseiteneditors), und
> > freies Hinzufuegen von interessanten Verweisen durch jedermann, im Sinne
> > etwa von Randnotizen in einem Leihbuch, fuehrt einerseits zu exzessivem
> > Wandschmierertum ("Kilroy was here") oder zum fluten jedes Links mit
> > Reklameschwachsinn.
> 
> Wie gesagt, fand ich Deine Bemerkungen bemerkenswert. Ich weiss,
> dass die GMD auch an sowas arbeitet (BSCW ist ein Teil von sowas,
> man kann es zumindest dazu missbrauchen)

Variante ZENO: http://zeno.gmd.de/MS/team/team.html

Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich selbst nicht mit solchen
Systemen befasse und sie lediglich nutze. Bezogen auf BSCW und Zeno 
wurde ich dieses eher als eine Plattform zum Handeln mit Dokumenten
innerhalb einer geschlossenen, und durch ihre Benutzerschaft hinreichend
qualifizierten und zivilisierten, Benutzergruppe sehen, weniger als
ein Modell fuer ein amorphes Netz. Meine hausinterne Kritik beruht daher
auch darauf, dass sie ein bestimmtes Modell der Userschaft voraussetzt,
inklusive geeigneter Repressionsmassnahmen (wer sich nicht benimmt oder
im BSCW-Workspace Strukturen zerstoert, indem er sie ohne Gruppenkonsens
umorganisiert, fliegt raus, wird ausgesperrt, verliert Gruppenprivilegien).
Insofern moegen BSCW oder ZENO zwar dank Webinterface neumodischer und
leichter bedienbar oder administrierbar sein, aber sie unterscheiden sich
lediglich marginal von zehn Jahre alten Mailbox-Strukturen. Ab einer
bestimmten Gruppengroesse nimmt die Meinungsdivergenz extrem zu; die
Folge ist entweder eine Zersplitterung in kleine Untergruppen oder
die Einfuehrung von (juraaehnlichen) Regelsystemen und Kodizes mit 
Exekutivmoeglichkeiten durch wenige.

Das Problem des Internets loesen solche Systeme nicht.

Holger

-- 
signature fault - code dumbed