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Re: Experiment zu Machtstrukturen und Zensur im Internet



Hi,

etwas spaet, aber immerhin... (nebenbei: ich habe heute Nachmittag einen
Schnelltest mit Eurem Proxy gemacht und mich sehr darueber gefreut)

Dragan Espenschied (dragan.espenschied@mail.merz-akademie.de) - Tue, Dec 12, 2000 at 10:09:14PM +0100:
> > Das Netz ist zum konsumieren da.
> Nur falls es deswegen ein Missverständnis geben sollte, das ist
> NICHT meine Sicht der Dinge. Ich denke jedoch, dass es von
> vielen so gesehen wird.

Ich denke, ueber einige Dinge hat sich schlicht keiner aufgeregt, weil
der Fehler offensichtlich war und sicher ein Missverstaendnis. So
koennte ich mir das z.B. bei dem vertauschten Schroeder/Kohl vorstellen.
Ich haette deswegen da keinen Aufstand veranstaltet, mich an den Kopf
gelang,t wer denn den Artikel geschrieben hat, bzw. welches
Computerprogramm beim Pruefen der Namen da Ammok gelaufen ist und es
dabei belassen.

(Wie meine reaktion bei Dauerbeschuss mit Sowas ausgesehen haette, weiss
ich natuerlich nicht)

Auch der Link gleich zu den Anzeigeseiten fuer KiPo - mei,
Suchmaschinenhersteller kommen auf diekomischsten Ideen... und wieso
soll ich etwas anzeigen, wo es nix anzuzeigen gibt? Wieso sollte ich
mich denn darueber aufregen? Ist doch nur ein Angebot? (Oder habe ich
da die Beschreibung missverstanden und muss mit Eurem Proxy nochmal
spielen gehen?)

> > Mit der Haltung muss das ja genau da hin führen wo es jetzt
> > ist. Ist eben NICHT klickibunti sondern recht kompliziert.
> 
> Wenn man alles verstehen möchte ist das in der Tat kompliziert,
> das wollte ich jedoch nicht einmal fordern. Aber wie Du erwähnt
> hast, sollte man doch so viel verstehen, dass man Verantwortung
> für das was man tut übernehmen kann.

Sagen wir so: Die Leute haben es auch verstanden, dass man Telefone
abhoeren kann, dass man urploetzlich einem anderen Gespraech lauschen
kann und dass man manchmal sogar dazwischenplappern kann. (Ist mir auch
mal passiert...). Sie haben auch verstanden, dass man Telefone irgendwie
anzapfen kann, dass man Briefpost lesen kann, so, dass es der Empfaenger
kaum mitbekommt, dass man Sendefrequenzen fuer Radio und TV mit
Stoerquellen ueberlagern kann (und so zumindest den Empfang des Senders
verhindern kann). Und das alles, ohne genau zu wissen, was exakt
dahintersteht. ABER: sie haben es geschafft, ein Mindestmass an Verstand
fue rdie Technik, die sie verwenden aufzubringen.

Und genau das sollte man fuer das Internet erwarten koennen. Das
Internet ist auch nicht komplizierter, als ein Staatsgefuege - nur eben
anders. Die Leue sollen sich nicht so anstellen. Sie geben  es ja nur
nicht zu, aber eine Telefonnummer ist doch nun wirklich schlechter
merkbar, als ein Domainname - aber erklaere ihnen, sie sollen sich die 9
Ziffern fuer eine IP-Adresse merken, dann springen sie Dir an die Kehle.

Ich glaube, da muss eine ganze Menge Erziehung und Sensibilisierung mit
rein. Wenn meine Grossmutter das nicht mehr versteht, seh ich das ein,
aber wenn ein moderner Mensch, dem diese Dinge in 10 Jahren genauso
selbstverstaendlich sein sollen, wie ein Telefon, das nicht lernt, dann
haben wir verloren.

> > Aber die armen Idioten die 3000 RFCs geschreiben haben waren
> > ja Geeks die man eh nicht für voll nehmen kann, weil wir
> > wollen ja alle Spatz ähmm Spass.
> Geeks und "normale Leute" können sich oft einfach nicht
> verständigen. Die Schuld daran kann man nicht nur einer Seite
> zuschieben.

RFCs sind sicher nicht die Loesung aller Probleme. Aber sie sind nun mal
die Refgerenzliteratur des Internet. Man muss sie nicht gelesen haben,
aber man muss sie in gewissen Massen kennen und akzeptieren. Und wenn
unsere Kinder das nicht selbst packen, dann muss ein
Internetfuehrerschein eingefuehrt werden, analog zum Autofuehrerschein
und man muss die eher losen Regeln des Internet eben mit echten Strafen
belegen.

(Nur wird das nichts, so lange deutsche Staatsanwaelte tatsaechlich
einen Missbrauch einer Adresse als Spamabsender und das Spammen im
Allgemeinen als 'ist ja kein finanzieller Schaden entstanden' abhandeln
- ich habe gerade so ein Papier hier liegen und wuerde jemandem
immernoch liebend gerne mein taegliches Spam-Aufkommen einfach
rueberreichen)

> Es geht nicht nur darum, ob das was auf Spiegel-Online steht der
> Wahrheit entspricht, sondern ob das was auf Spiegel-Online steht
> von Spiegel-Online kommt. -- Dass Kohl nicht mehr Kanzler ist
> hat sich inzwischen ziemlich herumgesprochen.

Naja, hat mal wer versucht die Zeitungen in so einem anonymen
mitnahme-Kasten an der Strassenecke gegen Fakes dieser Art
auszutauschen? Ich glaube, die Reaktionen duerften aehnlich gering
ausfallen.

> 3000 RFCs von durchgeknallten Geekz zu lesen ist noch viel
> anstrengender. Wer das nicht schon seit 15 Jahren tut kommt da

Nicht nur die handfesten RFCs, besonders anstrengend finde ich diese
alten Mitschriften mit seitenlangen Listen, welche Rechner jetzt mit was
am Internet angesteckt wurden - wenn auch nicht ganz uninteressant,
allerdings eher fuer historiker ;-)

> Mich interessiert eher, wie sich die Situation ändern ließe.

Gruendliche Schulung. Dieses Internet verbreitet sich schneller, als es
das Telefon getan hat. Beim Telefon konnteman noch auf die Mithilfe der
Eltern hoffen, beim Internet werden wir mindestens eine Generation
haben, die keine Hilfe von zu Hause erwarten kann.

Wir haben in den Schulen Mathematik-Untericht, Physikuntericht,
Wirtschaft- und Rechtslehre. Da muss zumindest fuer eine gewisse Zeit
auch eine Art Einweisung in das Internet und seine Nutzung drin sein.
Sonst koennte es passieren, dass wie in 10 Jahren zwar ein Internet
haben, aber keiner mehr weiss, wie das funktioniert, zu bedienen und zu
programmieren ist. (Von ein paar Verrueckten vielleicht mal abgesehen)

Bei diesem Computeruntericht meine ich nicht, den Menschen beizubringen,
wie sie ihr WinWord98 bedienen, denn da lernen sie nichts und stehen mit
WinWord 2001 wieder auf der Matte. Die Leute muessen das Prinzip
erlernen und begreifen, dass der Unterschied lediglich in drei
andersfarbigen Buttons bestehen kann, die aber das Gleiche tun.

Die Leute muessen eine Etage tiefer gehen. In der Schule zeigt man den
Kindern ja auch, wie ein Taschenrechner grundlegend zu bedienen ist und
nicht, wie man exact Model XYZ bedient (auch wenn das manchmal als
Beispiel-Opfer zum Ueben hergenommen wird) - zumindest war das in meiner
7. Klasse so, als der Taschenrechner offiziell im Matheunterricht
zugelassen wurde.

neko
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Simone Demmel					neko@greenie.muc.de
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