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Re: =?latin-1?Q?Trivialit=E4t_qua_Sequentialit=E4t?=



On Sat, Dec 30, 2000 at 10:46:32PM +0100, PILCH Hartmut wrote:
> Martin Uecker antwortete auf Axel Horns:

[...]

> > Das Problem mit Swpat scheint mir zu sein, daß in unserer
> > Informationsgesellschaft so auf gegenseitigem Fortschritt
> > aufgebaut wird, daß sich ein nichttriviales Swpat entweder von
> > vorneherein nicht auf die Leistung ausschließlich des Patentinhabers
> > beziehen kann, oder aber diese Leistung durch den Fortschrit bald
> > relativiert wird.
> 
> Es wäre interessant herauszuarbeiten, in wieweit das ein für Swpat
> besonders kennzeichnendes Problem ist.
> 
> Gewiss ist die Innovation im Bereich der Informationsgüter noch stärker
> kooperativ und sequentiell als woanders.

Ja, natürlich.

Der Unterschied zwischen Informationsgütern und Hardware ist, daß
Informationsgüter dadurch enstehen, daß man den materiellen Träger
wegabstrahiert.

Immer dann, wenn man den materiellen Träger wegabstrahieren kann, werden
technische Probleme zu mathematischen. Und genau dann, kann man Teile
als Black-Box behandeln und relativ einfach komplexe Dinge auf
konstrukiven Wege erzeugen, wobei jeder einzelne Schritt einfach ist.

Deshalb ist es wesentlich einfacher ein Computerprogramm aus 100000
Komponenten zu bauen als eine Maschine. Jeder der mit Lego gespielt hat,
weiß, daß manche Konstruktionen nicht funktionieren, obwohl sie
eigentlich funktionieren sollten, wenn jedes Teil ideal wäre. Praktisch
haben Lager Spiel, Achsen verbiegen sich, ...  Man muß also
experimentieren, was funktioniert, und das macht das ganze aufwendig.

Deshalb sollten Patente nur auf Erfindungen erteilt werden, die nicht
komplett von ihrem materiellen Träger abstrahieren können, die also die
physikalischen Eigenschaften der Teile mit einbeziehen müssen.

[...]
 
> > dieser Teile ist für sich wieder ein einfacher Akt. Das Problem mit
> > der Patentierung ist, daß man entweder das Zusammensetzen oder alle
> > Teile patentieren kann, also niemals irgendetwas, was längerfristig
> > als wirklich nichttrivial gelten kann.
> 
> Es wird ja auch in Fällen wie RSA und MP3 meist nicht das komplexe
> Verfahren patentiert, sondern einzelne Merkmale davon.  So kann es leicht
> passieren, dass ein ansich nicht triviales Verfahren wie MP3 durch ein
> ganzes bündel übermäßig breiter Trivialpatente "geschützt" wird, die dann
> auch ein ganz unabhängig entwickeltes komplexes Verfahren wie OggVorbis
> verhindern.

Das einzige an MP3, das vielleicht nicht trivial ist, sind die
"psycho-acoustic aspects". Denn das finde ich eigentlich naheliegend:

We claim:
    1. Digital adaptive transformation coding method for the
transmission and/or storage of audio signals, specifically music
signals, wherein N scanned values of the audio signal are transformed
into M spectral coefficients, wherein N and M are non zero integers,
which are subdivided into frequency groups and then quantitized and
coded, characterized in that:
a quantitized maximum value of the spectral coefficients of each
frequency group is used to define the coarse variation of the spectrum;
the same number of bits is assigned to all spectrum values of a
frequency group, wherein the number of bits depend on the quantitized
maximum value of the respective spectral coefficient;
the number of bits assigned to each frequency group being adjusted to
insure a minimum number of bits to each frequency group such that, in
view of psycho-acoustic aspects, quantification noise is masked for that
frequency group; and
if available after the preceding step, any additional number of bits are
assigned to the individual frequency groups in correspondence to the
quantitized maximum value occurring in the particular frequency group.

(http://www.delphion.com/details?pn=US05742735__)


Gruß,
Martin


-- 
uecker@math.uni-goettingen.de