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Re: Spiegel und die @-Bombe Re: Siemens-Manager Hermann Kampffmeyer



Moin!

On 8 Jan 01, at 7:16, Alvar Freude wrote:

[ILOVEYOU]
> also, auch mit einem Browser als Mailclient konnte man sich
> über das Ding nur amüsieren.

Mit einer sicheren, also atypischen Einstellung der Parameter. ;-)

[Spiegel-Artikel]
> ja. aber die Zusammenstellung machts, der Eindruck den ein
> normaler Leser davon kriegt ist alles andere als hilfreich.

Der Spiegel versteht sich, wie an anderer Stelle bereits angemerkt
wurde, offensichtlich immer weniger als journalistisches Magazin,
sondern mehr als Boulevardblättchen. Damit ist klar, dass die
Informationstiefe zugunsten einer plakativen Darstellung der
Themen zurückstecken muss.

[Vergleichsgrafik]
> Vorsicht! Es geht um die Anzahl der Angriffe auf Server (CERT;
> die Quellenangabe ist auch alles andere als vollständig, das nur am Rande)
> und die Masse der Nutzer.

Natürlich. Die Quelle ist unvollständig wiedergegeben, die
gegenübergestellten Zahlen stehen eigentlich in keinem kausalen
Zusammenhang, die Darstellungsweise zielt auf eine den realen
Zahlen eigentlich widersprechende Interpretationsvariante ab, etc.
Was ich aufzeigte, war, dass jemand, der sich eine solche Grafik
etwas genauer anschaut, die wahren Relationen leicht entlarven
kann. Der Sinngehalt der Grafik war nicht Thema.

> Im Text wird über die Gefahren für den
> Anwender fabuliert. z.B. "Jede Tastatureingabe [wird] protokolliert. Bei
> der Eingabe von PIN-Nummern erkennt der Spion auf seinem Bildschirm
> sogar die Zahlen, während der Bankkunde nur Sternchen sieht." (S. 82)
> Wie haben die Redakteure sich das denn vorgestellt? Was sieht man mit
> einem Überwachungsprogramm, wenn man alle Tastatureingaben sieht?

Technisch möglich, praktisch scheitert sowas an verschiedenen
Dingen, aber hier galt wieder oben Gesagtes zur Informationstiefe.

> Es wird die Argumentation aufgebaut: "Die Massenkultur des Internet...
> ... und die Monokultur der Computer ... ... sind ideal für Attacken der
> Internet-Piraten".

Nun, eine gewisse OS-Monokultur führt zwangsläufig zu einer
Konzentration der Bevorzugung von Attacken auf ebendieses OS,
insbesondere weil es wegen grundlegender struktureller und
konzeptioneller Mängel erhebliche Angriffsflächen bereithält (kein
OS-War bitte, es handelt sich dabei nur um Fakten).

> Bei den "weltweit gemeldeten Hackerangriffen" geht es aber um Server,
> nicht um Bobbele-"ichbindrin"-Becker. Richtige Daten, falsche
> Zusammenhänge, und mit dem billigen Erstsemester-Trick der
> x/y-Achsen-Aufteilung dramatisch ins Extrem gestreckt.

Zielgruppengerecht aufbereitet. Plakative Wirkung für schlichte
Gemüter, die eben die grössere Käuferschicht ausmachen.

> Und dann noch der unsägliche Versuch, den abstrakten
> Vorgängen ein Gesicht zu geben: die Bilder sind in der
> Print-Ausgabe beschriftet z.B. mit "ANXIETY Verwandelt
> den Mauszeiger in eine Spritze, bis schließlich
> der Rechner abstürzt", der Rechner stürzt also ab, weil der Mauszeiger
> zur Spritze (abgebildet) wird. Oder unter einem Gruppenfoto von l0pht:
> "Hackergruppe L0pht (in Boston): Angriffe aus dem Hinterhalt". Meines
> Wissens trifft das für l0pht nicht zu. Tja, aber von wasweißichwem gibts
> halt keine so schicken Gruppenfotos ... ;)

Siehe oben. Der Spiegel ist entgültig beim Sensationsjournalismus
gelandet. Schade eigentlich. Vor einigen Jahren fand ich ihn noch
lesenswert. Ideologisch zwar etwas angefärbt, aber ansonsten von
einer gewissen Tiefe, an der ich interessiert bin. Die heutigen
Plattheiten sind eher dazu gedacht, Leute wie mich erfolgreich
abzuschrecken.

> Als Experten werden Manager der Anti-Viren-Software-Verkäufer zitiert.
> Ist ja klar was die sagen ...

"...Sie brauchen unsere Produkte nicht zu kaufen. Die Situation ist
nicht so kritisch wie das von vielen Seiten gerne dargestellt wird..."
Hmmm, kein reelles Zitat? >;-)

[Werkzeug Netz]
> in der Tat!

Gerade gestern hatte mir unser Mann (ebenfalls langjähriger
Netizen) im Verlag, der die Mails für den Info- und Serviceaccount
erhält, geklagt, dass die Form der Mails immer katastrophaler wird.
Was da an stilistischem Aussatz eintrudelt, ist wirklich kaum zu
glauben. In diesem Datenmatsch die eigentliche Information zu
finden, grenzt manchmal an Sysiphusarbeit. Bestätigt - leider -
wieder mal meine genannte These.


MfG Olaf