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Re: Internet und Demokratie..



> > Leider hat es in der Geschichte nur zu wenige Beispiele dafuer gegeben,
> > weswegen jetzt immer alle meinen, ohne Demokratie wuerden sie uebern
> > Tisch gezogen werden oder ausgebeutet werden.
>
> Vielleicht sollte man sich auf die wesentlichen Werte der Demokratie
> besinnen und andere zur Disposition stellen.  Wesentlich ist die
> Legitimation von unten, die Offenheit, die Moeglichkeit zur Teilnahme.
> Unwesentlich das Mehrheitsprinzip, vor allem dort wo die Mehrheiten nur
> auf Materialschlachten um die Gunst der Desinteressierten beruhen.
> Neue Kommunikationsmoeglichkeiten bringen eigentlich auch neue
> Moeglichkeiten zur Organisierung des Gemeinwesens.  Manche demokratische
> Dogmen koennten dabei zur Disposition gestellt werden.

Meine persoenlichen Erfahrungen der letzten 1-2 Jahre zeigen mir
allerdings, dass selbst innerhalb der jetzigen Strukturen der
demokratische Anteil schon viel zu sehr zur Disposition gestellt wurde.
Die Organisatoren der Volksabstimmungen sind auch von dieser Erfahrung
motiviert.  Bei aller Skepsis gegenueber der Weisheit einer
desinteressierten Menge vertraut man sich der doch noch lieber an als
entfremdeten Expertenoligarchien und Konzerndienern.  Die Materialschlacht
setzt immerhin noch einiges in Bewegung.  Und gerade das Internet bietet
da den Stimmen der Vernunft ueberproportionale Entfaltungsmoeglichkeiten.
Wenigstens die totale Idiotie, wie z.B. Swpat, kann man ueber die Hebel
Internet und Parlament ins Wackeln bringen.  Die Parlamente moegen durch
Parteien verkrustet sein, aber sie sind offener als die Regierungen.  In
den Regierungen setzt sich ein geschlossener Kluengel ueber die Dynastien
hinweg fest, s. "Yes Minister".  Im Kampf gegen frischen Wind und
Offenheit holen die sich ihre Sachzwaenge aus Bruessel.  Das "Europa der
Grosskonzerne" spielt zur Zeit den Gegenpol der Demokratie, das schwarze
Loch, auf das sich alle Oligarchen stuerzen.

Insofern sind derzeit sogar leicht angesaubt klingende demokratische
Dogmen heute noch immer fortschrittlich.  Ein Wort wie "Populismus" will
fuer mich nicht so recht zum Negativbegriff werden.

-phm