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Swpat und des Kaisers neue Kleider



PA Pfeiffer schrieb:

> >und den Versuch, die fachliche Glaubwuerdigkeit einzelner
> >Gespraechsteilnehmer zum Thema zu machen.

> Wenn die in der Realität anzuzweifeln ist, muß darüber geredet werden,
> wie in "Des Kaisers neue Kleider".

> http://www.gutenberg.aol.de/andersen/maerchen/kaisersn.htm

Eine hervorragende Parabel fuer das, was in der patentjuristischen Szene
in den letzten Jahren passiert ist.  Am Schluss ist es das Kind (also
nicht einer der autoritaetshoerigen "Experten"), welches auf die Nacktheit
des Kaisers hinweist.

Es gibt da eine aehnliche Begebenheit im alten China.  Der Eunuch Zhao Gao
fuehrte dem Kaiser einen Hirsch vor und nannte ihn ein Pferd.  Der junge
Kaiser hatte Angst vor dem alten Eunuchen und der Masse seiner
Gefolgsleute am Hof.  So ergab sich eine beklommene Situation, in der alle
vom "Pferd" redeten und klar wurde, wer die Definitionshoheit im Reiche
ausuebt.  Ein paar Naive, die von der Sprachregelung abwichen, wurden
umgebracht und Zhaos Macht erreichte ihren Zenit.  Wenig spaeter liess
Zhao sogar den Kaiser ermorden.

Die Macht von Sprachregelungen ist erstaunlich.  Selbst wenn der Hirsch
fuer alle als solcher erkennbar ist oder die Nichtpatentierbarkeit von
Computerprogrammen / Rechenregeln und Organisationsverfahren etc auf
denkbar explizite Weise im Gesetz, in Urteilen und in Rechtslehrbuechern
erklaert wird, findet sich u.U. eine einflussreiche Gegenfaktion, die
einen maechtigen Fachleute-Konsens darueber aufbaut, dass ein Hirsch ein
Pferd ist.

--
Hartmut Pilch                                      http://phm.ffii.org/
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