Re: FYI: Stadt veriert im Homepage-Streit

[Holger Veit <holger.veit@ais.fhg.de>]

On Fri, Feb 01, 2002 at 12:46:48PM +0100, PILCH Hartmut wrote:
> > >> Wo ist der Unterschied zum Erwerb eines beliebigen
> > >> anderen Gegenstandes? Kann ich gegen Aldi klagen, weil er fuer die
> > >> Butter 99 Cent verlangt, ich aber als Kuhbesizer (ergo Produzent des
> > >> Rohstoffes) nur 10 Cent bezahlen moechte?
> 
> > > Butter kannst du bei der Konkurrenz kaufen, suhl.de nicht.
> 
> >   Mein Haus[0] kannst du auch nur bei mir kaufen...
> 
> Die Stadt will nicht "eine Domain" sondern suhl.de kaufen.

Wer mein Haus kaufen will, will auch mein Haus haben, und nicht ein
anderes.

> Da liegt "der Unterschied zum Erwerb eines beliebigen anderen
> Gegenstandes", wie z.B. Butter bei Aldi.  Mehr wollte ich nicht
> beantworten.

Wer Butter bei Aldi kaufen will, will Butter bei Aldi, und nicht die
von der Konkurrenz. Aldi hat zwar deutlich mehr Butterpackungen als
ich Haeuser, aber unabhaengig davon bestimmt der Besitzer einer Ware
stets den Preis.

> >   Und die 38.000 EUR sind der Wert laut eines Anwaltes der Gemeinde!
> 
> Mag sein.  Die Spielregeln, nach denen der Namensraum aufgeteilt wird,
> lassen sich kaum so einleuchtend und befriedigend gestalten, wie dies fuer
> die Spielregeln zur Verteilung von Butter gilt.

Nochmal: Betriebswirtschaft fuer Anfaenger, Teil 1:
Der Preis einer Ware ist der Betrag, von dem der Verkaeufer meint, dass
es einen Kunden gaebe, der bereit ist, ihn zu bezahlen.

Die Ware heisst "suhl.de" und es ist unerheblich, ob es davon nur eine
einzige Instanz gibt oder sie palettenweise zu haben ist. Die Ortschaft
"Suhl" interessiert sich fuer die Ware, moechte aber auf gerichtlichem 
Wege den Besitzer enteignen (und ihm eine nach Ansicht des Verkaeufers
unangemessene Entschaedigung zahlen). Gott sei Dank ist diesem
oeffentlich-rechtlichen Raubrittertum ein Riegel vorgeschoben worden.

Allerdings, wie bei "vallendar.de" ein vergleichbarer Fall ("vall"? :-) ):
Suhl, wie Vallendar, kennt sozusagen keine Sau. Ich befuerchte, dass
das Thema Verkehrsgeltung und Bekanntheit (shell/krupp) noch lange nicht
damit ausgestanden ist - es koennte sehr schnell wieder aufkommen, wenn
neue TLDs wie .info oder .name mehr Verbreitung finden - die Domaingrabber
stecken laengst ihre Claims dort ab.

> Ich wuerde der Gemeinde nicht unbedingt recht geben, denn nichts spricht
> gegen Konstrukte wie
> 
> 	suhl.gemeinden.de
> 
> oder
> 
> 	suhl.familiennamen.de

Beides nicht sexy genug. Gerade des Neides um das goldene Kalb www.XXXX.de
wegen finden doch die elenden Domainstreitigkeiten statt.

> wobei dann der Besitzer von gemeinden.de u.ae. ueber Gerechtigkeit in
> seinem Sinne wachen koennte.  Das koennte auch eine oeffentlich-rechtliche
> Koerperschaft sein.  Es ist jedenfalls verfehlt, Verteilungsgerechtigkeit
> auf der Basis von www.meine-firma.de zu erwarten.

Letztlich laeuft es darauf hinaus, dass eine Namensdomain NNNN.de
(fuer jede beliebige Zeichenkombination NNNN) ein Portal sein muesste,
welches die einzelnen Namensgleichheiten aufloest. Eine Seite
mueller.de ist nicht exklusiv fuer irgendeinen bekannten oder unbekannten
Mueller (Person oder Firma) dieses Landes, sondern ein Verzeichnis, welches
jedem Mueller einen Eintrag oder Link bietet (ggf. in der Liste besonders
hervorgehoben, wenn entsprechend gezahlt wird - wie im Telefonbuch).

Solange aber der eigene Domainname der moderne Antennenfuchsschwanz fuer
den "ich habe schon ein Fax und ein Handy"-Typen ist, ist ein solches 
System nicht zu erwarten.

Holger

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