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Re: Miles and More



Diese Miles&More-Debatte ist geprägt von selbstgerechter Hysterie und 
nur deshalb effektiv, weil sie bis jetzt selbstgerechte und hysterische 
Politiker getroffen hat.

In Deutschland liebt man das Gesetz mehr als die Freiheit. Das wird 
besonders deutlich bei dem Verständnis von Bürgerrechten. In dieser 
Liste sollte der Unterschied von implizitem und explizitem Wissen 
bekannt sein. Datenschutz betrifft ausschließlich Daten, die  nur Daten 
sind, soweit sie in bestimmter formalisierter Weise  definiert sind und 
kommuniziert werden können. Sie sind allein explizit. Nach der 
impliziten Ordnung dieser Gesellschaft hat man in Deutschland schnell 
ein Problem, wenn man gegen irgendwelche Regeln verstoßen hat. Wer nun 
der Auffassung ist, es bedroht die Freiheit mehr, wenn jedermann 
Vorwürfe, die auf Grundlage dieser Regeln gemacht werden, anhand von 
personenbezogenen Daten über Trivialitäten ("Özdemir flog am ... von ... 
nach ...") machen oder aber auch kontern kann, als diese Regeln selbst 
ohne jede Überprüfung im Einzelfall (nur möglich im Wege der ersten 
Alternative) als solche nicht überprüfen zu können, ist wahrscheinlich 
angepaßter, als er selbst wahrhaben will.
Datenschutz, der sich auf explizites Wissen beschränkt, ignoriert, daß 
er gar nicht beurteilen kann, ob die expliziten Daten überhaupt ein 
"Wissen" sind, weil das nach Maßgabe des impliziten Wissens definiert 
wird. Daß man in Deutschland in diesem Zusammenhang nicht über 
Sozialnormen redet, könnte ein Zeichen dafür sein, wie sehr man hier 
nach Regeln, egal woher, lechzt wie der Fisch nach Wasser. Das mag in 
anderen Bereichen effizient und sachgerecht sein, den Datenschutzdiskurs 
macht es zu einem eher autistischen Unterfangen.

Scire leges non hoc est verba earum tenere, sed vim ac potestatem. 
(Celsus, Dig. I. 3, 17)


Igor Gilitschenski wrote:

>Hi,
>
>On Wed, Jul 31, 2002 at 11:04:05AM +0200, Heiko Recktenwald wrote:
>  
>
>>die Lufthanse moege ihre Erkenntnisse ueber Fluege von Abgeordneten
>>offenbaren. Sollten private Aktensammlungen in solchen Faellen nicht im
>>Act aufgenommen werden ? Warum ist der Act (so) noch nicht draussen ?
>>    
>>
>
>Private daten unter Informationsfreiheit (ich hoffe, dass es ein
>Zynismus war denn ich nicht erkannte)? Ich glaub das ginge nach
>hinten los. Einem Abgeordneten soll man doch nicht seine Grundrechte
>aberkennen, nur weil er wichtig ist. Wie war das nochmal mit der
>Universalität der Bürgerrechte. Transparenz ist wichtig bei jeder
>öffentlichen Handlung. 
>
>Und so verschwommen, wie einige Politiker es gern darstellen, sind die
>grenzen zwischen Privatem und Arbeit nicht. Deswegen reicht es, wenn man
>öffentliche Handlungen transparent gestaltet.
>
>Diese Miles and Moriz Affäre taugt fast schon dazu einige Politiker für
>den DAtenschutz zu sensibilisieren. :-)
>
>Igor
>  
>




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