[Date Prev][Date Next][Thread Prev][Thread Next][Date Index][Thread Index]

Re: [Debate] ITU will IPv6 Adressraum



Hi,

On Sat, Feb 27, 2010 at 09:11:08PM +0100, Florian Weimer wrote:
> > Vor allem das Argument "RIPE gibt den Leuten IPv6-Space, aber sie
> > haben nicht genug Interesse, um sich um brauchbare Connectivity dafür
> > zu kümmern" --> "Wettbewerb in der IPv6-Adressvergabe macht das alles
> > besser!" will mir nicht einleuchten.
> 
> Zwang zur Konnektivierung würde die Lage bei marktbeherrschende
> Anbieter verbessern. Das kann man ggf. an die Adreßvergabe koppeln.

Konnektivierung von *was*?

"Ich hab' hier einen Server, der hat IPv6, und der ist von einem meiner
Uplinks aus erreichbar".  Konnektiert, überprüfbar, aber trotzdem nutzlos.

Wenn die Leute nicht wollen, wollen sie nicht, und die Adress-Registry(!) 
ist nicht die globale Internet-Regulierungsbehörde.

> Das ist aber nicht den Teil, bei dem ich mit Verbesserungen durch
> Wettbewerb rechne, sondern allerhöchstens durch Regulierung.

Warum also führst Du das als Argument auf?

> > Wie genau soll denn bitte "die ITU wird RIR und vergibt IPv6-Space!" 
> > *irgendeins* der bestehenden Probleme (die es unbestritten gibt) lösen?
> 
> Einige Leute behaupteten, daß IPv6 nur mit aggregierten
> Routingtabellen funktionieren würde. Bei nationale Nummernplänen
> dürfte das funktionieren.

Einige Leute behaupten auch, dass IPv4+NAT alle Probleme löst, und man
kein IPv6 braucht.

Andere Leute behaupten, dass LISP alle Probleme löst.

Nationale Nummernpläne ziehen eine zusätzliche mögliche Aggregationsschicht
ein, die aber die unweigerlich folgenden lustigen Anforderungen wie
"Rufnummernportabilität" (das hiesse "ich darf mein IPv6-Netz zu jedem
anderen Anbieter im selben Land mitnehmen") sofort wieder vernichtet.

Das gegebene Modell "jedes ISP-Netz bekommt einen Netzblock, diesen
machen wir gross genug, dass *einer* reicht" skaliert völlig problemlos
und ohne nationale Strukturen.  Wo es nicht skaliert, ist, wenn man 
"zu vielen" Endkunden eigenen portablen Adressraum geben will - und ich
sehe nicht, wie eine andere Stückelung auf der Ebene drüber das ändern
soll, ohne gleichzeitig auch die Interconnection-Hierarchie MASSIV zu
ändern.

"Ich habe ein Peering mit ISP A.fr, bin Upstream-Kunde von ISP B.fr -
woher weiss ich jetzt, wo ich Pakete zum Kunden Z.fr hinschicken soll,
wenn ich nur das französische Toplevel-Aggregat kenne?" - also brauchen
alle ISPs mit halbwegs interessanter internationaler Connectivity doch
wieder *alle* Routen, oder es muss "ISPs of last resort" für ein Land
geben, die dann wieder strikt reguliert werden müssten.


> > Aber wirds dadurch irgendwie besser?
> 
> Die RIRs hätten kein Monopol mehr, was den Handlungsspielraum
> erweitern dürfte.

Den Handlungsspielraum für *WAS*?  Es ist nicht davon auszugehen, dass
ein ITU-basierendes System irgendjemand einfacher, flexibler oder 
billiger IPv6-Adressen geben wird.  Was also sonst?

Florian, ich weiss, dass Du RIPE nicht magst.  Aus welchen sonderbaren
Gründen auch immer.  Es wär aber schön, wenn Du mal verinnerlichst, was
"bottom-up" bedeutet: Du kannst die Strukturen beeinflussen und ändern,
die Dir nicht passen.  Ich tu's ja auch.

Bei jeder Gelegenheit Stimmung gegen RIPE zu machen führt sicher nicht
dazu, dass irgendwas *besser* wird.

gert
-- 
USENET is *not* the non-clickable part of WWW!
                                                           //www.muc.de/~gert/
Gert Doering - Munich, Germany                             gert@greenie.muc.de
fax: +49-89-35655025                        gert@net.informatik.tu-muenchen.de

Attachment: pgp00005.pgp
Description: PGP signature

_______________________________________________
Debate Mailing-Liste
Debate@lists.fitug.de
Ein- und Austragen: https://lists.fitug.de/mailman/listinfo/debate
Archiv: http://www.fitug.de/debate/