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Re: Hilfe!-Sucht im Internet/Computersucht?




Computersucht. Ich fasse es nicht. Ich habe mal zu diesem Thema ein
Interview mit einem 14jaehrigen Amiga-Fan aufgenommen, den seine Eltern in
der Bremer Kinder- und Jugendpsychiatrie diesbezueglich behandeln liessen.

Allerdings lagen die wahren Probleme des Jungen nicht beim Amiga (er hatte
davon zwei und "arbeitete" daran, ohne allerdings beschreiben zu koennen,
was er tat), sondern wohl etwas tiefer. Moeglicherweise ist es bei anderen
"Computersuechtigen" kaum anders. Da ist das Sitzen vorm Rechner nur der
aeussere Ausdruck einer Persoenlichkeitsstoerung, die mit Computern herzlich
wenig zu tun hat.

Wollen wir uns den Fragen zuwenden:

>-> Warum meinen Sie, dass Sie "suechtig" sind? Koennen Sie die Symptome 
>beschreiben?

Moegliche Antwort: Ich lese stundenlang die "Schitt", obwohl deren Artikel
ziemliche Gruetze sind. Allein schon dieses Thema ... 

>-> Welche Konsequenzen hat dies fuer Ihr Leben? Wie wirkt sich dies auf Job, 
>Geldfragen, Freizeit, -Partnerschaft aus?

Moegliche Antwort: Darueber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich gehe auf
den Drogenstrich, und das nicht, um mir die Kohle fuer den naechsten Druck
zu besorgen, sondern um Geld fuer das naechste SIMM-Modul zu haben. Jetzt
bin ich auf Entzug. Das ist aehnlich wie bei Methadon. Nur kriege ich nicht
jeden Morgen mein Pola vom Arzt, sondern meinen Rechenschieber von Aristo
Scholar. Damit multipliziere ich taeglich 10 Zahlen miteinander. Mehr darf
ich nicht, sagt mein Sozialarbeiter.

>-> Wie lange sind Sie pro Tag mit dem Computer beschaeftigt?

Moegliche Antwort: Rund um die Uhr. Und wenn ich mal nicht am Rechner sitze,
dann streichele ich meine Katze. Die halte ich fuer kuenstlich intelligent.
Damit erinnert sie mich an schoene Jahre mit Turbo Prolog 2.0 von Borland.

>-> Wie lange surfen Sie pro Tag  im Internet?

Moegliche Antwort: Gar nicht. Nachdem sich in den letzten Herbststuermen die
IP-Pakete zu Brechern zusammengeschoben haben, waere ich fast ertrunken.
IP-Pakete - so nennt man doch in der Seemannssprache die Wellen der Nordsee?

>-> In welchen Bereichen des Internet?

Moegliche Antwort: Ich stoebere mit Ping und nslookup in diversen Domains
herum, um meine Hacks vorzubereiten. =8-)

>Ausserdem bitten wir Fachleute, die zu diesem Thema arbeiten mit uns Kontakt 
>aufzunehmen.

Ich empfehle Fachleute, die diesem Unsinn ein Ende machen koennten. Aber
"Internet macht suechtig" ist leider ein boulevard-gaengiges Thema. Die
wenig ertragreiche Wahrheit waere indes: Es gibt Menschen mit seelischen
Problemen und auch solche, die geistig krank sind. Die Dinge in ihrer Umwelt
sind nicht mehr und nicht weniger als ein Haufen von Moeglichkeiten, diese
Probleme auszudruecken. Computer sind Bestandteil unserer Umgebung. Damit
koennen Verhaltensweisen, die mit dem Umgang mit Computern zu tun haben, auf
seelische Stoerungen einzelner Menschen verweisen. Das klingt nicht sehr
spektakulaer. Aber will die Schitt das etwa wissen?

Holger