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Re: Zensur Hui Recht Pfui?



In schulung.lists.fitug-debate you write:
>Folgender News-Artikel erscheint mir naeherer Diskussion wert.

Noe.

Der Artikel setzt Eingangsfilter gegen Spam, die durch den
Empfaenger kontrolliert werden, mit Eingangsfiltern gegen
unerwuenschte Inhalte, die durch Dritte kontrolliert werden,
gleich. Die Kontrolle liegt also nicht mehr beim Rezipienten,
der Rezipient ist nicht mehr selbstbestimmt. Das ist das
klassische Szenario von Zensur (wenn man nicht die veraltete
Definition von Zensur wieder hervorkramt, die verlangt, dass die
Fremdbestimmung durch ein Staatswesen erfolgt).

>Wer 'A' sagt, der muss auch 'B' sagen. Jetzt muss man es nur noch
>lernen, sich mit den Konsequenzen der Filterwut abzufinden.

Und das ist genau der Fehlschluss in Merkens Argumentation.
Seine Schlussrichtung ist "Du kannst und willst doch sowieso
nicht alles lesen, daher kann ich (oder jemand anders) Dir auch
aufzwingen, welche Artikel Du nicht bekommst." Das ist ein
falscher Schluss, die Argumentation ist ungueltig.

Was die "Massregelungen" wegen zu langer Signature, anonymen
Absendern oder anderen Formfehlern angeht: Solche Massregelungen
sind Ermahnungen, Hinweise und andere Hilfen. Loeschen oder
Nichttransport von Artikeln sind dagegen die Exkommunikation,
die digitale Todesstrafe. Diese Form der Strafe wird im Netz im
allgemeinen nicht angewendet. Nicht nur, weil sie nicht wirksam
durchsetzbar ist, sondern auch, weil sie langfristig den
Selbstmord des Netzes bzw. der Community darstellt, in dem/der
sie angewendet wird. 

Merkens setzt verbale Zurechtweisungen und Drohungen mit dem
boesen Filter mit dem tatsaechlichen Ausschluss aus dem Netz
gleich. Das sind jedoch zwei vollkommen verschiedene Dinge, auch
wenn man ihm nicht vermitteln kann und will, dass dies
tatsaechlich so ist, weil er zu der Sorte Leuten gehoert, die
dies dann dauerhaft missbrauchen werden, wenn sie diesen
Unterschied erst einmal begriffen haben. Dass dieser Unterschied
tatsaechlich existiert, haben meine Kollegen und ich vom Hohen
Rathe mehr als einmal in den einschlaegigen Gruppen
demonstriert.

Kristian