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Personendaten oeffentlich oder fuer privilegierte Kreise?



Hallo Kai,

> Ich habe zwar das Gefühl, daß Du bloß provozieren willst, aber egal...

Diskussionen provozieren, wo mein alleiniger Verstand nicht reicht, um
zu zuverlaessigen Schluessen zu kommen.  Genau.
 
> >Ich habe schon lange das Gefuehl, dass der Datenschutz als Idee
> >prinzipiell verfehlt ist.  Wirkliche Sicherheit und Freiheit entsteht
> >nur durch rueckhaltlose Publikation auch personenbezogener Daten.
> 
> Welche personenbezogenen Daten ?
> In welchem Umfeld ?
> In welchem Medien ?
> Wer hat Zugriff ?

Die Daten, die von Behoerden erhoben werden, koennten fuer die
Oeffentlichkeit abrufbar sein.  Damit wuerde jeder einzelne, aber auch
die Behoerden, glaeserner als heute.   Die eigentliche Gefahr ist nicht
der glaeserne Buerger sondern der privilegierte Zugang gewisser Kreise zu
der Information, die fuer Glaesernheit sorgt.
 
> >Datenschutz schafft einer kleinen eingeweihten Gruppe Herrschaftsmittel.
> 
> Wem, den Datenschutzbeauftragten ?

Ja, und denjenigen, die Einfluss auf die Datenschutzbeauftragten haben und
ueber diverse Manipulationen und Bestechungen doch an die Daten
herankommen.
 
> >Der Film "The Net" zeigt das besonders eindrucksvoll.
> 
> What ?

Dort gelingt es einer Firewall-Herstellerfirma, deren Software Behoerden,
Justiz und das Weisse Haus zwecks angeblicher totaler Sicherheit
verwenden, Personenidentitaeten zu manipulieren, ehemalige Buerger zu
Verbrechern zu machen und in Schiessereien verschwinden zu lassen und
Verbrecher an ihre Stelle zu setzen, ohne dass jemand das merken kann.
 
> >Warum soll nicht jeder gewisse Dinge ueber jeden wissen duerfen?
> 
> Weil es so etwas wie Privatsphäre gibt und ich nicht will, daß jeder alles
> über mich weiß.
> Wie Dir vielleicht bewußt ist, leben wir in einer Gesellschaft wo es
> knallhart um Profite geht und ein großer Teil der Gesellschaft zu verarmen
> droht.
> Welche Sicherheit habe ich, daß nicht Details meiner persönlichen Daten
> (ebventuell Krankheiten) dazu führen das ich keinen oder nie wieder einen
> Job bekomme ? Oder aufgrund der Verkettung dieser Details zum Verdächtigen
> werde, dies öffentlich wird und mein guter Ruf dahin ist, usw.,usw. 

Das ist alles vom gegenwaertigen Besitzstand aus gedacht.  Publikation
personenbezogener Daten wuerde aber dazu fuehren, dass dies bei allen so
gemacht wird und dadurch auch die Einschaetzung solcher Daten sich aendern
wuerde.  Fuer seinen Ruf wird man unter solchen Umstaenden eben etwas
aktiver arbeiten muessen.  Er wird auf etwas staerkeren Fundamenten stehen
muessen.  Gerade wenn viel bekannt ist, ist das Fundament stark und es
genuegt dann nicht 1 Desinformationsfetzen um den Ruf zu zerstoeren.  Der
"unbescholtene Buerger" ist m.E. nicht mehr zeitgemaess.  Unbescholten
kann nur ein Spiesser sein wollen.

Wenn Daten ueber deine Faehigkeiten und bisherigen Leistungen oeffentlich
zugaenglich waeren, wuerden sich viele Auftraggeber direkt an dich statt
an eine Agentur wenden.  Wenn du andererseits unheilbar krank bist und
eine oeffentliche Datenbank dich daran hindert, durch Verschweigen einen
guenstigen Pflegeversicherungsvertrag zu erschleichen, ist das auch nicht
gerade unfair.

> Nebenbei wird Dir vielleicht auch noch aufgefallen sein, daß mit
> persönlichen Daten viel Schindluder getrieben wird (z.B. Adressenhandel,
> Personenprofile)

Das passiert genau dann, wenn diese Daten privilegierten Kreisen
vorbehalten bleiben.  Ein typisches Beispiel fuer real existierenden
Datenschutz ist die Telekom, die bei jedem Telefoninstallationsantrag
fragt, ob man mit der Uebermittlung der Daten an Dritte einverstanden ist. 
Diese Dritten sind privilegierte Kreise, die dafuer zahlen und die
Informationen nutzen, um allerlei interne Datenbanken anzulegen und sich
zwischen Auftraggeber und Auftragsuchende schalten, direkte Kontakte
dauerhaft abschneiden und dabei absahnen. Ich haette es lieber, wenn es
eine oeffentlich zugaengliche Datenbank waere. 

Mit Dejanews und Cookies gibt es zwangslaeufig immer mehr oeffentliche
oder halboeffentliche Personendateien.  Neue Technik bringt mit sich, dass
fruehere Rechte nicht mehr haltbar sind und man sich auf einen neuen
Gesellschaftsvertrag einstellen muss.   Die derzeit uebliche Regelung
fuehrt nur dazu, dass die halboeffentlichen Dateien halboeffentlich
bleiben und Misstrauen verursachen.

--
Hartmut Pilch <phm@a2e.de>
a2e Ostasien-Sprachendienste Pilch, Wang & Co 
http://www.a2e.de/oas/, Tel +49891278960-8