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Re: Bundesumweltamt forciert WinTel



Heiko zu Holger zu Hartmut:
>> > In der Mobiltelefoniebranche schreibt die EU den grossen Spielern
>>
>> > (Siemens, Ericsson u.a.) tatsaechlich vor, Kompatibilitaetskriege zu
>>
>> > unterlassen und sicherzustellen, dass Telefongespraeche auch zwischen
>>
>> > kleinen Regionalnetzanbietern nahtlos hin- und hergereicht werden
>>koennen
>       >>>>>>>>
Heiko:
>Das ist wohl allgemein so bei Telephongesellschaften, Interconnection etc.
...

Meine Einschaetzung: Die Einigung ist Oligopolgehabe und wurde
der EU durch Lobbypolitik aufgedrueckt.
Die sind an einem Minimum von Connectivity interessiert, um fuer die
jeweils favorisierte Technologie eine Balance zwischen Markteintritts-
gebuehrt (die Entwicklungskosten GSM waren hoch) und Abschottung
hinzubekommen; immerhin steht der naechste Mobilfunkstandard
schon vor der Tuer (aus Japan) und wird die Industrie viel Geld
kosten; da unterlaesst man lieber lokale Standard-Scharmuetzel :-)

Industriepolitik im Rueckblick: die Abschottung zwischen Prestel GB,
Minitel F, Btx  D (inkompatible Normen fuer das gleiche) hat zwar
funktioniert, aber im Effekt die Durchsetzung des Internet und
das Verwischen der Grenzen befoerdert.

Hartmut:
>> > Warum kann die EU das beim der Netzinfrastruktur dort wohl aber hier
>>
>> > nicht?
>>

Holger:
>> Weil jeder Dummdoedel heute ein Handy bedienen kann, und auch eines hat,
>>
>> aber Computer nach wie vor High-Tech sind, die so ziemlich keiner
>>schnallt,
>> schon gar nicht im behoerdlichen und staatlichen Bereich.
>>

Das ist nur _ein_ Aspekt.

Rueckblicke sind manchmal hilfreich.

So 85 waren wir vom CCC in Strassburg im Europaparlament
bei einer Veranstaltung zu Perspektiven der Vernetzung und
haben "nebenher" die von der EU zugewiesene Computer-
ausstattung  der Gruenen besichtigt.
Sie stand teilweise auf dem Boden, weil keiner damit klar
kam. Die Leistungsfaehigkeit und Mehrsprachigkeit war ok,
die Alltagstauglichkeit war noch unter Null. Selbst ich mit
damals schon acht Jahren DV-Erfahrung hatte ziemliche
Probleme, ueberhaupt den Anlasser zu finden an dieser
DV-Dampfmaschine. Sie tuckerte, viel mehr aber nicht.

Sie bot weniger Komfort bei der Textverarbeitung als
Wordstar Version 0.8 unter CPM80 (ja, das kenne ich).

Wir waren uns damals einig, dass wir mit DOS auf 286ern
und vorwiegend Software der Free Software Foundation
(Vorlaeufer GNU GPL) eine funktionell bessere Loesung
hinstellen koennten als den proprietaeren EU-Kram;
immerhin hatten chinesische Freunde an der Uni Heidelberg
bereits auf dem 286er unter DOS eine fuer sie praktikable
chinesische Textverarbeitung; da war griechisch im
Vergleich banal.

Bruessels Entscheidungen waren laengst gefallen, der Kram
stand rum  und die Sondermuelleigenschaft war fuer uns
bei Inbetriebnahme absehbar (wir wollten das Zeug nicht mal
geschenkt). Da lobe ich im Vergleich eine offene "Standard-
Architektur".

Will sagen:
- die EU war und ist IMO ebenso unfaehig zu Entscheidungen
  ueber Standards wie Bundestagsabgeordnete
- die Entscheidungen von Ministerien sind aehnlich unklug.
- die einzigen, mit denen wir im Bundestag 1985 wirklich
  fachlich kompetent reden konnten, war der Wissenschaftliche
  Dienst des Bundestages; dessen Vorschlaege aehnelten den
  unseren und sie wurden abgelehnt.

Next Step nach Debatten im CCC, bestaetigt durch Nebenher-
Gespraeche in Kiel 17.8 ist: Hacking Chip design, GNU GPL for
may be Intel-compatible CPU. Verifizierte, freie CPU fuer
Sicherheitsanwendungen wie zB einen Fingerabdruckscanner,
der nur die Bits weitergibt, die er weitergeben soll.

In _der_ Relation sind Fehlentscheidungen des Bundes-U-Amts
eine Marginalie. Bei der Regulierungsbehoerde hat etwas
Druck von aussen genuegt und sie haben nachgebessert, die
Word-Dokumente vom Webserver geworfen usw.

Die gleiche Methode wird IMO auch beim Bundesumweltamt
reichen; da muss man nicht unbedingt im Winter die
Heizungssteuerung via Internet hacken und sie Energie
sparen lassen. Damit die Word-Dokumente verschwinden,
reichen Briefe (nur notfalls ein guter Hoax mit Winwordvirus)
und die Angelegenheit ist Chefsache und wird abgestellt.

wau
--
Standarddebatte ist gut. Ist ja fast sowas wie Verfassungsgebung
in der Informationsgesellschaft.    (Heiko auf debate@fitug.de zu
nichtoffenen Standards wie Word, ... im Verkehr mit Aemtern)