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Re: Wildwuchs vs Normierung in Kommunikationssystemen



Quoting Ulf Möller (3umoelle@informatik.uni-hamburg.de):
[...]
> Zweck einer Sprache ist es nicht zuletzt, dem Hörer das Verstehen zu
> leicht zu machen. Eine ziemlich schwierige Aufgabe für ein

Zweck der Kommunikation ist, ... Verstehen zu erleichtern.

Die Wortsprache ist ein Mittel, unmittelbar verstaendliche
animalische Kommunikationsgeraeusche (wie im Tonfilm
THEMROC, der ohne Worte auskommt) zu formalisieren.
In THEMROC werden hochkomplexe soziale Situationen wie
eine Abmahnung beim Chef sowie Kommunikation zwischen
verschiedenen sozialen Gruppen, zwischen Mann und Frau,
in hochkomplexen Dialogen (!) dargestellt - aber nur mit
Grunzen, Aechzen und sonstigen Geraeuschen (stammt aus der
68er Zeit, schildert recht derb den Aufstand der Menschen
gegen die Rituale und die Macht).

> Planungskommittee, weil niemand so ganz genau weiß, wie es eigentlich
> funktioniert.
> 
> Damit Kommunikation funktionieren kann, muß die Sprache einerseits
> effizient sein; andererseits benötigt sie ein gewisses Maß an
> Redundanz. Im Deutschen sind es "nutzlose Informationen wie

Die Redundanz kann in der Sprache liegen, aber auch im Kontext
etwa der Gestik.

> Singular/Plural, Zeit, Geschlecht" usw., die dem Satz eine klar
> erkennbare Struktur geben. Während man spricht, baut der Hörer eine
> Erwartung darüber auf, wie der Satz weitergehen wird. Für das

Das bestreite ich in Bezug auf das Deutsche deshalb ganz heftig,
weil wie mir mein Onkel, ein Dolmetscher fuer ein halbes Dutzend
Sprachen, erklaerte, die deutsche Sprache mit dem Tätigkeitswort
am Ende, das der Dolmetscher erraten muss, ohne es zu kennen,
diesen ebenso wie die Zuhoerer verwirrt.

> Sprachverstehen kommt es darauf an, den Hörer -- durch Redundanz in
> der Äußerung -- zu lenken und seine Erwartung nicht zu enttäuschen.
> 
> In anderen Sprachen sind u.U. ganz andere "nutzlose Informationen"
> erforderlich; aber eine Sprache ohne das richtige Maß an Redundanz
> wäre nur mit Mühe zu verstehen. Das dürfte auch erklären, warum eine
> so wundervolle Sprache wie Lojban niemand spricht.

ACK. But: die Frage der Sprache ist nur ein Element.
Ein Dialog zwischen M.ensch und K.affeemaschine wie

M: Kaffee? K: Heissgetraenk, Muntermacher, Herzschrittmacher?
M: Hufeisen! K: Bist wohl noch getimelagt.

ist in bestimmten Verkehrskreisen normal, in anderen braucht
es deutlich mehr Redundanz.
Diese problemlos fehlende Redundanz hat IMHO groesseres
Gewicht als die Wahl der Sprache. Wer will schon mit seiner
Kaffeemaschine in Lojban reden...

> Syntaktische Mehrdeutigkeiten sind in der Realität kein Problem.

Man muss dabei bedenken, welche Rechenleistung ein Haushaltsgeraet,
das bautechnisch gerade einmal so primitiv wie eine Kaffeemaschine
ist, vollbringen muss, um obigen Dialog hinzubekommen.
wau