Re: Die Zukunft des Internet-Musikmarktes

[PILCH Hartmut <phm@a2e.de>]

> > Klassische Musik fuer den webegesponsorten Kulturbetrieb ungeeignet? 
> > Und was ist mit Orffs Carmina Burana, bekannt aus der Suchard-Werbung 
.. 
> Ein anderes ist das in Muenchen empfangbare "Radio Klassik".  Dort
> werden nur Schlager mit Nostalgiewert abgespielt.

entscheidender Punkt vergessen: Bei "Radio Klassik" wird zwischen
den Schlagern immer minutenlange Werbung eingeblendet.

Der Kontext macht die Musik.  Und er legt fest, dass ziemlich alle Kinder,
die heute aufwachsen, "Klassik" "bloed" finden.  Denn im Kontext der
Berieselung und Werbefinanzierung klingt sie tatsaechlich bloed.
Besonders auf dem Lande, wo bis vor kurzem noch Musizieren mit
Blasinstrumenten hoch im Kurs stand, hat die Berieselungskonserve
jegliche Kultur ueberrollt.

Kuerzlich gab ich der Tagesmutter meiner Tochter eine CD-Sammlung mit
Mozart-Klaviersonaten in die Hand und bat sie, diese anstelle der
sonstigen Pop-Berieselung abzuspielen.  Zunaechst erntete ich befremdete
Blicke, nach ein paar Tagen berichtete die Tagesmutter mir jedoch  
begeistert: "Wenn man bei diesen Mozart-Sonaten genau hinhoert, klingen
die ja gar nicht so bloed.  Das haette ich nie gedacht!"

Zu dieser Entdeckung haben die meisten Zeitgenossen nie die Gelegenheit.
Nur die Pflicht zum Aufpassen auf ein Kind und die Aufdringlichkeit eines
Kunden hat hier die Gelegenheit geschaffen, den ueblichen Musikkontext
des Berieselns zu einem des Hinhoerens umzufunktionieren.

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Hartmut Pilch